Die gesamte Absatzmenge für Tiefkühlkost lag bei 3,22 Millionen Tonnen und damit um 0,7 Prozent über dem Vorjahresergebnis (3,20 Mio. t), berichtet das Deutsche Tiefkühlinstitut.
Das Institut in Köln wird getragen von der Tiefkühlwirtschaft. Nach dessen Angaben erreichte der Gesamtumsatz 11,275 Milliarden Euro und stieg damit im Vergleich zu 2008 (11,160 Mrd. Euro) leicht an.
Die Beliebtheit tiefgekühlter Produkte beim Verbraucher war ungebrochen: Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch wuchs um 300 Gramm auf 39,3 Kilogramm und nahm damit um 0,8 Prozent zu. Der Verbrauch pro Haushalt lag im vergangenen Jahr bei 81,2 Kilogramm. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Wachstum um 0,9 Prozent – bei gleich bleibender Haushaltsgröße. Hier zeichnete sich also eine deutliche Verbrauchsintensivierung ab.
Tiefkühlkost ist ein wichtiges Segment im LEH
Die Gesamtentwicklung von Tiefkühlkost im Lebensmittelhandel ist äußerst stabil. Mit 1,74 Millionen Tonnen konnte der LEH (inkl. Heimdienste und Discounter) ein Absatzplus von 0,7 Prozent erreichen. Wertmäßig erzielte die Branche mit 6,738 Milliarden Euro eine Umsatzsteigerung um 1,2 Prozent. Leichte Schwankungen gab es lediglich in Bezug auf die einzelnen Produktgruppen. TK-Fisch und TK-Gemüse verzeichneten im vergangenen Jahr einen geringen Absatzrückgang. Dagegen legten die TK-Segmente Backwaren und Snacks leicht zu. Ganz oben stehen TK-Pizza und TK-Gerichte, in erster Linie Teilgerichte, die erst am heimischen Herd – durch Zugabe weiterer Komponenten oder Beilagen – zu einem kompletten Gericht werden. Marken- und Premiumprodukte nehmen wieder spürbar an Bedeutung zu, erklärt das Tiefkühlinstitut. Als „Homing“ wird der neue Trend zum Kochen in den eigenen vier Wänden bezeichnet – man isst weniger auswärts.
In diesem Jahr feiert das Tiefkühlinstitut den 80. Geburtstag von TK. Am 6. März 1930, so das Institut, konnten die Bewohner der Kleinstadt Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts zum ersten Mal tiefgekühlte verpackte Lebensmittel kaufen. Angeboten wurden Gemüse, Obst und Fisch. Zunächst nutzte der Handel dafür die bereits vorhandenen Truhen für Eiscreme.
Als Erfinder der Tiefkühlkost gilt der US-Meeresbiologe Clarence Birdseye, der auf seinen Forschungsreisen 1915 bis 1922 nach Labrador kam. Er beobachtete, dass die Eskimos ihren Fisch lange haltbar machten, indem sie ihn fangfrisch in den bis zu minus 45 Grad kalten Wind hängen. Birdseye hatte wenig Equipment: sieben Dollar, Eis, Salz und einen elektrischen Ventilator. Daraus baute er die erste Schockgefrieranlage.
Auch die heute noch empfohlene Lagertemperatur von Tiefkühlkost bei minus 18 Grad Celsius beruht auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Birdseye. Der Meeresbiologe fand heraus, dass sich Lebensmittel bestens bei einer Temperatur von 0 Grad Fahrenheit aufbewahren ließen. Bei 0 Grad Fahrenheit kommen die Zellaktivitäten komplett zum Stillstand, die sonst zum Verderb führen würden. 0 Grad Fahrenheit entsprechen minus 18 Grad Celsius.
Zur Anuga 1955, der Allgemeinen Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung in Köln, fiel der Startschuss für die Tiefkühlkost in Deutschland. Dort stellten sechs TK-Hersteller ihre Produkte in Haushaltspackungen den Vertretern des Handels vor. Einen Schub erlebten die Tiefkühlprodukte als sich in den Haushalten Tiefkühltruhen durchsetzten und dann wieder in den achtziger Jahren mit der Mikrowelle. Das Tiefkühlinstitut zeigt auf seiner Website ein kostenloses Video zur Geschichte der TK-Produkte, in dem einige Pioniere aus Handel und Lebensmittelindustrie zu Wort kommen.
Der Handel rüstet auf
Die Kühlung im Supermarkt verursacht rund die Hälfte der Betriebskosten. „Grüne Kälte“ lautet daher nicht nur ein Schlagwort. Der Handel versucht, bei der Logistik und im Laden die Kosten durch Energie-Einsparung zu senken.
René Schellbach