Firmennachricht • 08.07.2013
Warum Unternehmen sich ins beste Licht rücken (müssen!)
Kommentar zum Fachkräftemangel im Handel von Ute Holtmann, EHI Retail Institute
Die Medien zeichnen ein düsteres Bild. Laut durchaus seriöser Wirtschaftsmagazine geraten Unternehmen „in den Azubi-Wettstreit“, müssen „Schulabgänger mit iPhones“, „Geschenken“ oder „Prämien“ ködern und haben ein „essentielles“ Problem, qualifizierten Nachwuchs zu bekommen. Man kann den Medien in diesem Fall noch nicht einmal Panikmache vorwerfen. Der nahezu martialische Begriff „War for Talents“ – der längst Einzug in die Personalabteilungen der Unternehmen gehalten hat – verdeutlicht metaphorisch, was in den Unternehmen Realität ist.
Studienergebnisse bestätigen den Fachkräftemangel in allen Branchen – auch im Handel. Hier ist der Engpass sogar noch verschärft, weil die Branche nicht gerade das beste Image als Arbeitgeber genießt – Einzelfälle natürlich ausgenommen. Die Hersteller von Konsumgütern zählen zwar zu den eher beliebteren Arbeitgebern, klagen aber ebenso, nicht die geeigneten Mitarbeiter rekrutieren zu können. Auf Shopfloor-Ebene (Verkaufs- bzw. Herstellungsfläche) sei es schwierig, Mitarbeiter zu bekommen, im Management sei die Herausforderung hingegen, sie zu halten, sagten uns die verantwortlichen PR- und HR-Manager in unserem Workshop zum Employer Branding im Mai.
40 Prozent aller Arbeitgeber in Deutschland finden nicht mehr die Mitarbeiter, die sie sich wünschen, so eine aktuelle Studie der OECD. Dabei scheinen beide Seiten durchaus zu wissen, was sie wollen. Cultural Fit, Soft Skills und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen stehen beim Handel auf der Prioritätenliste ganz oben. Hard Skills, ein gewisses Basiswissen vorausgesetzt, spielen keine übergeordnete Rolle mehr. Wichtiger ist den Arbeitgebern, dass die Persönlichkeit zum Unternehmen passt. Dazu muss man natürlich wissen, für welche Werte das Unternehmen steht – und dies entsprechend kommunizieren!
Die Ansprüche der Arbeitnehmer haben sich gemäß dem Wertewandel in der Gesellschaft ebenfalls verändert. Für sie ist nicht allein das Gehalt ausschlaggebend. Vielmehr erwarten sie eine ausgewogene Work-Life-Balance, Wertschätzung und Freude an ihrer Arbeit. Auch im Handel sollte man darüber nachdenken, ob die Arbeitswelten diesen Ansprüchen noch genügen! Zudem ist die emotionale Bindung an ein Unternehmen deutlich gesunken: Nach einer aktuellen Gallup-Studie haben 85 Prozent der Beschäftigten in Deutschland eine geringe bis gar keine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Die Bereitschaft zu einem schnellen Arbeitgeberwechsel ist entsprechend groß.
Um die Loyalität von Arbeitnehmern zu steigern, ist eine glaubwürdige und beliebte Arbeitgebermarke unerlässlich. Dazu ist kontinuierliche und interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Bereiche – Personalabteilung, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing – in den Unternehmen nötig. Grabenkämpfe, Kompetenz- und Budgetgerangel sind da kontraproduktiv!
Übrigens: Was Händler und Hersteller von ihren Mitarbeitern erwarten und welchen Ansprüchen sie bei Arbeitnehmern begegnen, möchten wir nun von einem größeren Kreis evaluieren lassen. Sollte Employer Branding Ihr Thema sein und Sie bei einem Handelsunternehmen oder Hersteller tätig sein, freuen wir uns auf Ihre Teilnahme an unserer Kurzbefragung (5 Min.) zum Employer Branding in der Handelsbranche.
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