Das Verkehrsaufkommen in Ballungsräumen und Großstädten nimmt unaufhaltsam zu, verstärkt durch den stetigen Anstieg von Paketzustellungen und Lieferdiensten. Um weiterhin eine hohe Lebensqualität im komplexen sozialräumlichen Gefüge Stadt zu ermöglichen und Ansätze für diese verkehrspolitischen Herausforderungen zu sammeln, lud die FDP-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses zur Veranstaltung ‚Digitale Lösungen für den urbanen Lieferverkehr‘ ein. Fraktionsvorsitzender Sebastian Czaja MdA, begrüßte die Vertreter von Unternehmen und Verbänden aus den Bereichen Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen, Lieferdiensten und Start-ups, um gemeinsam über zukunftsfähige urbane Konzepte zu diskutieren.
RULS: nachhaltiges und effizientes Waren- und Verkehrssystem
„Mit RULS wird es möglich, jedem Lieferanten eine wegeoptimierte Route für seine Auslieferung zur Verfügung zu stellen. Der Materialflussrechner von RULS berechnet immer den optimalen Weg zum Ziel und steuert anbieterübergreifend sämtliche Aufträge. So können alle erdenklichen Transportmöglichkeiten genutzt und verknüpft und die Zustellungen um ein Vielfaches wirtschaftlicher und kundenfreundlicher abgewickelt werden“, sagt Geschäftsführer Mathias Thomas.
Ziel der Software-Lösung sei es, Verkehr zu vermeiden, Fahrzeuge besser auszulasten und bislang ungenutzte Transportkapazitäten wie den ÖPNV in den Lieferverkehr zu integrieren. So lassen sich Lieferprozesse effizienter und bedarfsgerechter steuern und ermöglichen neue Zustellmethoden, wie Same Day Delivery. „Mit RULS wollen wir die urbane Mobilität unabhängig vom Transportmittel optimieren und so auch das Leben in der Stadt verbessern. Denn neben der ganzheitlichen Neubetrachtung der Stadtlogistik, ist das System auch nachhaltig und kann zu einer enormen Reduktion von CO2 und Lärm beitragen. Mit RULS gestalten wir die Städte digitaler und natürlich auch lebenswerter“, erläutert Thomas seine Vision zum Aufbau eines weltweiten Netzwerks an Lieferdiensten ohne eigene Flotte.
Das Problem, die letzte Meile
Die Technologie, der RULS zugrunde liegt, hat ihren Ursprung in der Intralogistik – der Organisation, Steuerung und Optimierung des innerbetrieblichen Materialflusses, beispielsweise in Distributionszentren. „Auch dort geht es darum, dass zeit- und zielgenaue Routing von weit mehr als einer Million Sendungen am Tag zu verwalten und unterschiedlichste Transportmittel übergreifend zu koordinieren, um letztendlich die Ware genau zur richtigen Zeit zum richtigen Ort zu befördern“, so Thomas weiter. Adaptiert auf urbane Logistik bedeutet dies, dass RULS Parameter wie etwa Größe und Gewicht des Transportguts, verfügbare Transportmittel und die effizientesten Routen mit in die Berechnungen und Handlungsempfehlungen für die letzte Meile einbezieht. Das cloudbasierte System bietet Funktionalitäten, wie beispielsweise Fahrerdialog zur Auftragsbearbeitung, Leitstand mit Auftrags- und Transportübersicht, spezifische Statusfortschaltung sowie diverse Administrationsoptionen, die in Echtzeit abgerufen werden können.
Ein lokaler Feldversuch in Karlsruhe wurde mit namhaften Netzwerkpartnern bereits erfolgreich abgeschlossen. Das Projekt ist nun bereit in weiteren Städten, im großen Umfang, in den Testbetrieb zu gehen. Lokale innerstädtische Partner für die Integration in das System werden, laut Thomas, noch gesucht, damit man Anwendungsfälle schaffen und die notwendigen Daten für die computergestützte Volldigitalisierung sämtlicher Warenbewegungen in einer Stadt generieren könne.
Weitere Referenten an diesem Abend waren Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste, Lars Purkarthofer von UPS und Carl-Friedrich zu Knyphausen, vom Versandhändler Zalando, die ebenfalls ihre Ideen und Lösungsvorschläge für den urbanen Lieferverkehr präsentierten. Im Fokus aller innovativen Ideen stand die Kundenzufriedenheit und Nachhaltigkeit der Konzepte. Diese Faktoren gingen für die Vortragenden Hand in Hand, denn ein Zustellversuch, der beim ersten Mal klappt, trägt nicht nur zu einem positiven Kundenerlebnis bei, sondern sorgt auch für CO2-Einsparungen und weniger Fahrzeuge auf der Straße.
An den verkehrspolitischen Sprecher der FDP im Abgeordnetenhaus, Henner Schmidt, MdA, richteten die Referenten zum Abschluss noch ihre Wünsche an die Politik. Von allen Teilnehmern wurde die Moderationsrolle der Politik betont. Thomas gab auch zu bedenken, „dass die Digitalisierung in Deutschland Hauptaufgabe der Politik sein muss, da der Logistikvorsprung, den wir international innehaben, auch weiter gehalten und ausgebaut werden soll.“