Elektronische Plakate, digitale Türschilder oder ansteuerbare Videowände – das Bewegtbild ist auch im Signmaking auf dem Vormarsch. Ob in Dubai oder Düsseldorf, im Hotel oder Supermarkt: Alles Digital Signage, oder was? Die viscom, Fachmesse für visuelle Kommunikation, wirft einen Blick auf die neuesten Projekte und die Trends von morgen.
Im Handel gehört Digital Signage längst dazu: Überall wird über bewegte Bilder mit Kunden kommuniziert. Aber nicht nur potenzielle Käufer sollen begeistert werden und bitte wiederkommen. Auch in anderen Bereichen ist Kundenbindung ein Thema. In der Medizin zum Beispiel. Aber gerade regelmäßige Check-ups sind mäßig beliebt. In einer Installation testet das Museum of Future in Dubai jetzt, ob Gesundheitsvorsorge auch mit digitalen Komponenten funktioniert.
Teilnehmer loggen sich über eine große Kugel im virtuellen Spielfeld ein. Dann geht es los: Verschiedene Aufgaben sind über Bewegungen im Raum zu lösen – zum Beispiel projizierte Objekte mit der Kugel erreichen, bevor sie zu Boden fallen. Während die Übungen immer schneller und schwieriger werden, zeichnen Sensoren alle relevanten biometrischen Daten auf. Und nach Rückgabe der Kugel gibt es ein elektronisches Feedback. „Eine geniale Installation“, findet Martin Esser, ein unabhängiger Berater für interaktive Markenerlebnisse im Raum. Mit diesem spielerischen Ansatz gelinge es, ein nüchternes medizinisches Thema zu beleben. „Dem Projekt gelingt die Verschmelzung von On- und Offline zu immersiven Erlebnissen im realen Raum. Der Spieler taucht komplett, körperlich und mit allen Sinnen, in eine virtuelle Umgebung ein.“ Möglich macht das Digital Signage. Auch wenn solche Projekte noch nach Zukunftsmusik klingen – elektronische Anzeigesysteme sind längst in unserem Alltag verankert.
Digitale Trends im Einzelhandel
Im Einzelhandel ist schon die Rede von hybriden Stores, die On- und Offline perfekt verknüpfen. Und mittendrin: Digital Signage. Im Amsterdamer Flagshipstore des Männermode-Labels Chasin etwa sieht der Kunde die aktuelle Kollektion auf einer zehn Quadratmeter großen Videowand – on demand, versteht sich. Gesteuert wird das Ganze über ein Tablet mit der Marken-App. Inklusive Link zum Warenbestand: Ist der gewünschte Artikel nicht im Store, verlinkt die App mit dem Webshop. Die Verzahnung von realer und virtueller Shopping-Welt funktioniert dabei auch umgekehrt: Die Jeans aus dem Webshop lässt sich in den Laden bestellen und dort anprobieren.
Andere Metropole, andere Branche: Der „Future Food District“ auf der Mailänder Expo vermittelt gerade eine Ahnung von der künftigen Symbiose von Lebensmitteln und digitaler Technik. Die italienische Supermarktkette Coop zeigt anlässlich der Weltausstellung, wie das Einkaufen in naher Zukunft aussehen könnte. Rund 1.500 Produkte im Supermarkt auf dem Messegelände kehren über große Screens ihr Innerstes nach außen. Augmented Reality macht's möglich: Berührt der Kunde einen Artikel, erscheint im Display darüber eine ganze Reihe an Informationen. Kunden sollten das Wissen über ihre Einkäufe gebündelt bekommen, findet Designer Carlo Ratti, dessen Büro das Projekt umgesetzt hat: „Wenn wir in Zukunft einen Apfel kaufen, erfahren wir so alles darüber – vom Apfelbaum, der CO2-Bilanz, eingesetzten Chemikalien bis zur Reise ins Supermarktregal.“
Solche Beispiele sind nicht auf Food & Fashion begrenzt, sondern finden sich für alle Branchen. Der Bedarf im Einzelhandel ist groß, die Stimmung im deutschen Markt für Digital Signage spiegelt das: Der Branchenverband OVAB fragt die Geschäftslage regelmäßig ab und hielt zuletzt fest, die Unternehmen erwarteten ein hohes einstelliges Wachstum. Große Ausschreibungen stünden an, vor allem aber die kleinen und mittelständischen Unternehmen seien zugkräftig – und verantwortlich für rund drei Viertel aller Umsätze.
Auch Corporate Communication profitiert
Und Digital Signage heißt bei weitem nicht nur Werbung: Auch die Wegeleitung beispielsweise läuft immer häufiger über digitale Beschilderung. Damit wächst die Zielgruppe exponentiell: Ob auf Flughäfen oder in Einkaufszentren, in Universitäten oder Behörden – überall wollen Besucher schließlich den Weg finden. Navigieren ist der erste Schritt, im nächsten geht es darum, sich mit Mitarbeitern oder Kunden über das digitale Tool auszutauschen. Entsprechend wird Digital Signage immer häufiger Teil der Unternehmenskommunikation. Die Zürich Versicherung hat vor kurzem eine digitale Kommunikationslösung für ihre Mitarbeiter entwickelt. Die rund 40.000 Quadratmeter Bürofläche am Hauptstandort Zürich schrumpfen damit auf Bildschirmgröße zusammen.
Über Touchscreens lassen sich Räume buchen und Informationen intern und extern weitergeben. Mit dem Projekt SkyKey hat das Unternehmen 2014 den viscom Digital Signage Best Practice Award gewonnen: Die Jury betonte die vielen zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeiten, die das Projekt mit sich bringe. Der Mehrfachnutzen ist ein wichtiges Stichwort für digitale Beschilderung, genauso wie Interaktivität: „Klare langfristige Trends sind die Integration von Smartphones und allgemein die Interaktion über touchfähige Displays und Stelen“, betont Patrick Schröder, der beim Softwareanbieter dimedis den Bereich Digital Signage verantwortet. Kunden würden das Thema zunehmend als interaktiv begreifen, darauf müssen man reagieren: „Wir integrieren beispielsweise das Thema Werbebuchung und -messung in unsere Produkte.“ Auch digitale Außenwerbung sei schließlich ein ganz wesentlicher Treiber für den wachsenden Markt.
Die aktuellen Trends und Techniken aus der Themenwelt Digital Signage präsentieren die internationalen Aussteller der viscom vom 4. bis zum 6. November 2015 in Düsseldorf. Die Fachmesse für visuelle Kommunikation honoriert mit dem Digital Signage Best Practice Award außerdem herausragende Projekte aus der digitalen Beschilderung.
Quelle: viscom