Die Experten sind sich einig: Mobile Payment steht vor dem endgültigen Durchbruch. Einer der Hersteller, die bereits seit längerem mit entsprechenden Lösungen am Markt sind, ist Verifone. Im iXtenso-Interview erläutert Geschäftsführer Markus Hövekamp, die aktuelle Marktsituation und erklärt, warum sich die mobilen Bezahllösungen durchsetzen werden.
Herr Hövekamp, wie ist die aktuelle Situation im Markt für Mobile Payment? Welche Lösungen konkurriere nmiteinander?
Wir unterscheiden zwischen Mobile Acceptance, d.h. der Nutzung eines Smartphones zur Annahme von Zahlungen, und ContactlessPayments, bei denen mit einer NFC-Karte oder einem NFC-fähigen Smartphone und einer darauf installierten „virtuellen Brieftasche“, dem NFC-Wallet, Zahlungen am Point-of-Sales (POS) durchgeführt werden. Außerdem kommen bis zur ausreichenden Verbreitung von NFC-basierten Lösungen Brückentechnologien zum Einsatz, wie etwa NFC-Sticker am Telefon oder Applikationen, die mit 2D-Codes arbeiten.
Ich gehe davon aus, dass sich aufgrund der einfachen Bedienung, der hohen Sicherheit und der Geschwindigkeit NFC-basierte Lösungen zügig durchsetzen werden.
Mit der „PAYmedia Mobile Marketing Platform (MMP)“ kombiniert VeriFone mobiles Marketing und mobile Zahlungen. Welche Vorteile hat die Nutzung der Plattform für Händler und Kunden?
Der Vorteil von NFC-Wallets gegenüber klassischen Debit- und Kreditkarten liegt vor allem darin, dass sich mit ihnen neben dem reinen Zahlvorgang auch andere Funktionen abbilden lassen. Ich denke hierbei insbesondere an das Erhalten und Einlösen von elektronischen Coupons, die Teilnahme an Loyality-Programmen, aber auch an das Abspeichern von Tickets für Veranstaltungen oder den öffentlichen Personenverkehr.
VeriFone beschäftigt sich mit dem gesamten NFC-Prozess.So müssen mobile Marketing-Kampagnen allen Beteiligten bekannt gemacht werden, etwaden Wallet-Providern,den Zahlterminals undden Kassen- und Abrechnungssysteme im Hintergrund. Sie alle müssen von der Kampagne wissen, um zum Beispiel einen elektronischen Coupon korrekt erkennen und abrechnen zu können.
Die VeriFone PAYmedia Mobile Marketing Platform (MMP) ist eine komplexe Lösung, die diese Anforderungen technisch umsetzt. Eine wesentliche Komponente ist ein Portal, mit dem der Händler Kampagnen gestalten und deren Nutzung überwachen kann. Andere Bestandteile wie die Universal AcceptancePlatform (UAP) dienen der technischen Vernetzung der beteiligten Systeme.
Für den Endkunden ist die PAYmedie Mobile Marketing Platformunsichtbar; er profitiert letzten Endes davon, dass er die durch NFC-Wallets möglichen Zusatzfunktionen schnell und reibungslos nutzen kann.
Werden sich NFC-basierte Lösung für das mobile Bezahlen durchsetzen?
Diese Frage lässt sich klar mit „Ja“ beantworten. Wer einmal erlebt hat, wie sich mit einem einzigen „Tap“ – also einer kurzen Annäherung des Bezahlmediums an das Payment-Terminal – eine Kleinbetragszahlung abwickeln lässt, wird nie wieder nach Kleingeld suchen wollen. Beim Einsatz von NFC-Wallets auf Smartphones kommen dann später noch zusätzliche Vorteile hinzu, wie zum Beispiel die schon angesprochene Nutzung elektronischer Coupons.
Mit dem Terminal H5000 hat VeriFone den girogo-Funktionstest bestanden. Warum setzen sie auf die mobile Kartenzahlung und beteiligen sich am girogo-Projekt?
Das Zahlverfahren girogo ist aus drei Gründen außerordentlich attraktiv: Erstens - die Gebührenstruktur ist für den Handel sehr günstig (viele sagen, deutlich preiswerter als das Handling von Bargeld). Zweitens – girogo ist extrem schnell und unkompliziert. Und drittens – da es besonders für Kleinbetragszahlungen geeignet ist kann es auch dort zum Einsatz kommen, wo bisher traditionell immer noch nur mit Bargeld bezahlt wird: beim Bäcker, am Kiosk, aber auch am Automaten.
Uns war es besonders wichtig, mit unserem neuesten Zahlterminal das Geschwindigkeitspotenzial von girogo voll auszuschöpfen: Das H5000 ist von der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) als das schnellste girogo-Terminal getestet worden. Es ist natürlich auch darauf vorbereitet, alle gängigen Arten von NFC-Transaktionen abzuwickeln.
Welches Potential sehen Sie für das kontaktlose Bezahlen mittels „virtueller Brieftasche“ auf Basis der NFC-Technologie?
In der Anfangsphase werden „Virtuelle Brieftaschen“ in Form von NFC-Wallets primär durch Menschen genutzt werden, die eher technikaffin und Neuem gegenüber besonders aufgeschlossen sind. Im Laufe der Zeit, genauer: sobald interessante Zusatzfunktionen wie das Sammeln und Einlösen von Coupons und Treuepunkten bzw. das Ablegen elektronischer Tickets verfügbar sind, wird sich die Nutzerbasis aber kontinuierlich verbreitern.
Gerade junge Menschen werden bald wie selbstverständlich ihr Smartphone zum Bezahlen einsetzen. Das Verwenden einer Plastikkarte wird ihnen gar nicht in den Sinn kommen.
Deutschland ist traditionell ein Land der Barzahler. Wie entwickelt sich der Markt für Mobile Payment hierzulande im Speziellen?
Die jährlichen Erhebungen des EHI sprechen eine klare Sprache: Der Anteil der Barzahlung ist in Deutschland stetig auf dem Rückzug, liegt im stationären Einzelhandel aber immer noch bei über 55 %. Nur an Tankstellen wird schon heute wesentlich häufiger mit der Karte als mit Bargeld bezahlt.
Viele europäische Länder und Regionen sind hier deutlich weiter als wir. Kleine und große Beträge werden wie selbstverständlich mit der Karte beglichen, in Skandinavien liegt der Bargeldanteil vielfach unter 20%.
Gerade bei Kleinbeträgen gibt es in Deutschland derzeit noch eine ausgeprägte Zurückhaltung der Kunden, bargeldlos zu bezahlen. Auch die Händler sind hier noch nicht immer aufgeschlossen und ein „Umdenken“ braucht seine Zeit. Die Möglichkeit, mit einem einfachen „Tap“ des NFC-fähigen Smartphones oder der Karte eine Transaktion durchzuführen, wird hier aber sukzessive zu einer Verhaltensänderung führen.
Kurz gesagt: Es sind gerade Schnelligkeit, die hohe Sicherheit und einfache Bedienung der NFC-basierten Kleinbetragszahlungen, die dem bargeldlosen Bezahlen in Deutschland einen weiteren deutlichen Push geben wird.
Interview: Daniel Stöter, iXtenso.com