Die Innenstädte und Ortszentren sind im Wandel und die Folgen der Pandemie haben das Tempo und den Druck noch einmal verschärft. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar hat in ihrer Sitzung am 8. Juni nun eine Resolution zur „Zukunft der Innenstadt“ verabschiedet, mit Forderungen in Richtung Politik und den Verantwortlichen in den Kommunen, aber auch mit Unterstützungsangeboten.
„Nicht erst seit Corona wissen wir, dass wir die Aufenthalts- und Erlebnisqualität der Innenstädte und Ortszentren enorm verbessern müssen. Das wird nur über eine gemeinsame Strategie gelingen, an der alle vor Ort beteiligt sind. Also Wirtschaft, Wissenschaft, Kulturschaffende, Politik, Verwaltung und natürlich die Bürgerinnen und Bürger“, sagte IHK-Präsident Matthias Martiné in der Vollversammlung. Um die Zentren attraktiver zu machen, werden öffentliche Investitionen nötig sein. „Aber auch die Immobilieneigentümer können durch Eigeninitiative zur Attraktivität beitragen.“
Öffentliche Wahrnehmung der Innenstädte steigern
„Wir müssen neue Wege gehen, um die Menschen vor Ort wieder für die Innenstädte und Ortszentren zu begeistern“. Als Beispiel dafür nannte IHK-Vizepräsidentin Tatjana Steinbrenner die von der IHK initiierte Kampagne „Heimat shoppen“, mit der die öffentliche Wahrnehmung der Innenstädte und Ortszentren gesteigert werden soll. „Heimat shoppen“ findet dieses Jahr zum zweiten Mal in der Region statt. 35 Kommunen aus Südhessen nehmen diesmal an den Aktionstagen im Herbst teil. Im Sommer findet ergänzend dazu eine „Sommertour“ in zehn Kommunen statt. Dabei sind Vor-Ort-Gespräche geplant und es werden individuell gestaltete Innenstadtbänke von Studierenden der Hochschule Darmstadt in den teilnehmenden Kommunen fest installiert. Neu ins Leben gerufen hat die IHK auch einen ehrenamtlichen „Expertenkreis Innenstadt“. In ihm sitzen Unternehmerinnen und Unternehmen, Vertreter von Gewerbevereinen und Wirtschaftsförderer. „Bei den regelmäßigen Treffen entstehen neue kreative Ansätze rund um die zahlreichen Projekte, die die IHK mit Partnern aus der Region für die Ortszentren und Innenstädte in diesem Jahr durchführt“, lobte Steinbrenner. „Und die brauchen wir dringend. Und das wichtigste: Wir müssen einfach anfangen loszulegen!“ Gemeinsam mit der Vollversammlung hofft sie deshalb auf rege Nutzung des hessischen Förderprogramms „Zukunft Innenstadt“, das hessische Kommunen für neue Ansätze erhalten können. Die IHK bietet dazu am 14. Juni eine virtuelle Infostunde für Wirtschaftsförderer und Gewerbevereine an.
Länderübergreifendes Positionspapier
Die Forderungen der IHK-Vollversammlung fließen in ein länderübergreifendes Positionspapier „Zukunft der Innenstädte – Vitale Innenstädte gestalten“ der vier Industrie- und Handelskammern in der Metropolregion Rhein-Neckar ein, das am 15. Juli bei einer Veranstaltung in Ludwigshafen vorgestellt wird. Bei der Diskussionsveranstaltung im Rahmen des Wirtschaftsforums der IHK Metropolregion Rhein-Neckar wird unter anderem IHK-Vizepräsidentin Tatjana Steinbrenner mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf dem Podium sitzen.
VV fasst Grundsatzbeschluss zum IHK-Gebäude
Die IHK-Vollversammlung fasste außerdem in ihrer Sitzung am 8. Juni einen Grundsatzbeschluss zum IHK-Gebäude: Ein Neubau ist die wirtschaftlichste Lösung. Zwei umfassende Gutachten zeigen, dass ein funktionaler Neubau mit Green-Building-Zertifikat wirtschaftlicher und sparsamer ist als eine Sanierung der teilweise über 60 Jahren alten Immobilie in der Rheinstraße. Ob das neue IHK-Gebäude am bestehenden Standort oder einem anderen Ort in Darmstadt entstehen wird, soll in den nächsten Monaten ermittelt werden.