Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft ganz schön auf den Kopf gestellt. Zwar sind die Lockdown-Regelungen (zunächst) weitestgehend aufgehoben worden, doch die Folgen des monatelangen Stillstands in zahlreichen Wirtschaftssegmenten sind weitreichend.
Handel, Industrie und weitere Wirtschaftsbereiche hatten in den vergangenen anderthalb Jahren hart zu kämpfen. Über die aktuelle Geschäftslage, Finanzierungssituation und Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen gibt die DIHK-Konjunkturumfrage aus dem Frühsommer 2021 Auskunft.
Im Vergleich zum Beginn des Jahres schätzen die befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage besser ein – rund ein Drittel (32%) der Unternehmen beurteilen ihre Lage als gut, etwas weniger (30%) als schlecht. Besserungen verspüren vor allem Industrie und Baugewerbe, im Dienstleistungssektor und im Handel fällt dieser Trend hingegen deutlich schwächer aus. Die hier in Vielzahl vorhandenen kleinen und mittleren Unternehmen haben deutlich stärker unter den Lockdown-Einschränkungen gelitten als Großunternehmen.
Die momentane Lage für direkt vom Lockdown betroffene Branchen bleibt dramatisch, darunter Reise- und Beherbergungsgewerbe und Gastronomie. Für Kunst, Erholung, Kultur und den verbrauchernahen Einzelhandel hat sich die Lage sogar verschlechtert. Großhandel und Handelsvermittler haben hingegen von der Industrieerholung profitiert.
Finanzierungssituation
43 Prozent der Unternehmen befinden sich derzeit in einer problematischen Finanzierungssituation – eines von 20 Unternehmen sieht sich sogar in seiner Existenz bedroht. Knapp ein Viertel (24%) der Befragten hat mit Eigenkapitalrückgängen und knapp ein Fünftel (19%) mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen. Etwas mehr als die Hälfte (57%) der Unternehmen beurteilt ihre aktuelle Finanzlage hingegen als unproblematisch, dieser Anteil ist im Vergleich zum Jahresbeginn (50%) leicht angestiegen.
Arbeitslosigkeit
Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl der Arbeitslosen im Mai 2021 bei 2,687 Millionen, im Vergleich zum Mai 2020 ist diese Zahl um vier Prozent gesunken. Um die Effekte der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt zu veranschaulichen, geht die Bundesagentur für Arbeit vom sogenannten Corona-Effekt aus.
Zu Beginn der Pandemie (April 2020 bis Juni 2020) zeigte sich ein deutlicher coronabedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit. Zwischen Juni und August erreichte der Corona-Effekt seinen Höchstwert, sank dann jedoch bis zum Ende des Jahres. Seit Januar 2021 schwankt der Wert, seit April zeigt sich eine negative Tendenz.
Innenstädte besonders hart von Existenzängsten betroffen
Das erste Drittel des Jahres verlief für vom Lockdown betroffene Händler katastrophal – ihre Umsätze lagen durchschnittlich bei rund 60 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Nach Einschätzung des HDE hat der Lockdown den Bekleidungshandel am härtesten getroffen, im vergangenen Jahr verlor die Branche rund ein Viertel ihrer Umsätze.
Die aktuellsten Zahlen aus dem Februar 2021 veranschaulichen zudem, dass 62% der deutschen Händler in Innenstädten sich zu diesem Zeitpunkt in ihrer Existenz bedroht gefühlt haben. Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen gaben an, dass die damaligen Hilfsmaßnahmen nicht zur Existenzsicherung ausgereichten.
Ausblick deutscher Unternehmen auf die kommenden 12 Monate
- Geschäftserwartungen
Mit Ende des Lockdowns und einem Wiedereinstieg in das Wirtschaftsleben hellen sich auch die Geschäftserwartungen vieler Betriebe auf. Das zeigen die Ergebnisse der DIHK-Konjunkturumfrage: Bessere Geschäftsentwicklungen werden vor allem in der Industrie erwartet, ebenso für unternehmensbezogene Dienstleister und unternehmensnahe Bereiche wie Telekommunikation, IT-Dienstleister, Forschung und Entwicklung. Für Messe- und Kongressveranstalter fällt der Ausblick hingegen negativer aus. Auch die Perspektiven für personenbezogene Dienstleistungen sind weniger vielversprechend. Ähnlich steht es um Kultur, Unterhaltung, Erholung, Gastgewerbe und den Bau.
Im Handel sind Unternehmen mit internationalen Beschäftigungsketten etwas optimistischer, Der Großhandel ist zwar zuversichtlicher als zu Jahresbeginn, dennoch hält sich der Aufwärtstrend auf niedrigem Niveau. Aufwärtsbewegungen sind auch im Einzelhandel zu verzeichnen – doch zwei von fünf Unternehmen gehen weiterhin von schlechteren Geschäften aus.
- Geschäftsrisiken und Exporte
Die zentrale Herausforderung für Unternehmen im nächsten Jahr stellen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen dar. Weitere Geschäftsrisiken bilden die Inlandsnachfrage sowie der Fachkräftemangel. Auch stellt die Entwicklung von Energie- und Rohstoffpreisen einen Grund zur Sorge vieler Unternehmen dar. Störungen in den Lieferketten sowie ein allgemeiner Rohstoffmangel haben die Preise drastisch ansteigen lassen.
Die Exporterwartungen fallen im Vergleich zu den Vorumfragen zuversichtlicher aus. Durch die konjunkturelle Erholung vor allem in wichtigen Absatzmärkten wie China und den USA ist die Nachfrage nach deutschen Produkten gestiegen. Die Sorge vor einer mangelnden Auslandsnachfrage ist somit seit dem Jahresbeginn gesunken.
Als profitabel erweist sich diese Stabilisierung in den Auslandsmärkten vor allem für mittelgroße und große Unternehmen, die international tätig sind. Bei kleinen Betrieben mit maximal 19 Beschäftigten bleiben die Exporterwartungen jedoch überwiegend negativ.
- Investitionsabsichten
In Hinblick auf die Investitionsabsichten der Unternehmen lässt sich ein leichter Aufwärtstrend beobachten: Jeweils rund ein Viertel (26%) der Unternehmen plant eine Ausweitung bzw. Kürzung ihrer Investitionen. Letzteres Vorhaben ist vor allem im Handel – insbesondere im Einzelhandel – stark ausgeprägt. Besonders mutig in ihren Investitionsabsichten zeigt sich die Industrie.
Im Dienstleistungssektor, im Gastgewerbe, bei Reisevermittlern sowie im Personennahverkehr zeigen sich lediglich geringe Aufwärtsbewegungen in ihren Investitionsabsichten. Im Vergleich zum Jahresbeginn hat sich die Lage für Veranstalter, Kultur und Kreativwirtschaft kaum verbessert – demnach zeigen sie sich in Hinblick auf zukünftige Investition eher zurückhaltend.
- Beschäftigungsabsichten der Unternehmen
Bei der Beschäftigung plant mehr als die Hälfte der Unternehmen (65%) einen gleichbleibenden Personalstamm ein. 16 Prozent planen, ihr Personal aufzustocken, rund ein Fünftel (19%) geht von einem Abbau aus. Der Anteil an Unternehmen, der neue Mitarbeitenden einstellen will, hat somit nahezu das Level vor der Pandemie erreicht (Beginn 2020: 17 %). Absichten der Personalaufstockung sind vor allem in Branchen mit Bezug zu Digitalisierung vertreten. Hier zeigt sich, dass der Trend zur Digitalisierung während der Pandemie stark angestiegen ist. Die Beschäftigungsnachfragte könnte sich hier dauerhaft erhöhen, je nachdem, wie sich die pandemiebezogenen Marktänderungen (Homeoffice, Onlinehandel, Lieferdienste und virtuelle Konferenzen) in Zukunft etablieren werden.