Das Paketvolumen in Deutschland wächst stetig, was die KEP-Dienstleister zunehmend an ihre Grenzen bringt. Alternative Zustellmöglichkeiten, wie die Lieferung an zentrale Abholstellen oder Paketboxen und Paketstationen, werden intensiv diskutiert.
Während einige Unternehmen auf geschlossene Systeme setzen, schaltete sich das Deutsche Institut für Normung – kurz DIN – in die Diskussion um den Aufbau eines einheitlichen und offenen Systems ein. In einem Arbeitskreis arbeiteten Unternehmen aus der Logistik- und Transportbranche sowie des Online-Handels unter dem Dach des DIN zusammen.
Vor-Norm als erster Schritt zur Etablierung offener Paketboxen
Die ersten Ergebnisse des Arbeitskreises „Nutzeroffene Übergabeeinheit“ wurden nun veröffentlicht. Die DIN SPEC 16577 (Vor-Norm) mit dem Titel „Nutzeroffene Übergabeeinheit für den Warentransfer“ beschreibt die Mindestvoraussetzung für offene Paketboxen, die von allen Marktteilnehmern zur Zustellung von Sendungen genutzt werden können. Sie ist das Ergebnis der Arbeit einer Expertengruppe, bestehend aus Vertretern von KEP-Unternehmen, Paketbox- und Softwareherstellern, Online-Händlern, Behörden und Verbänden.
In der Arbeitsgruppe verständigten sich Vertreter der Branchen auf gemeinsame Regeln, die Zugangsanforderungen zum Öffnen und Schließen von Paketboxen sowie Anforderungen an die Einlieferung und den Versand von Waren jeglicher Art festgelegten.
Diese DIN SPEC stellt die erste Etappe bei der Etablierung offener Paketboxen dar. Sie hat den Charakter einer Empfehlung, deren Beachtung und Anwendung den KEP-Unternehmen freisteht. „Nun kommt es darauf an, dass KEP-Unternehmen und Hersteller die erarbeiteten Empfehlungen auch umsetzen. Das wird nicht selbstverständlich sein, da die erarbeiteten Regeln rechtlich nicht verbindlich sind“, sagt Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbands der Kurier-, Express- und Postdienste e. V. (BdKEP) und Leiter der DIN Arbeitsgruppe.
Ziel: Standards auch global verankern
Allerdings sind bei der Etablierung der offenen Paketboxen nicht nur die KEP-Dienstleister gefragt. Florian Seikel, Hauptgeschäftsführer des Händlerbund e. V., ergänzt: „Dazu wird auch die Unterstützung der Händler, Kommunen und Bürger nötig sein, denn sie sind es, die in hohem Maße von offenen Paketboxen profitieren.“ Zudem führt er mit Blick auf den wachsenden Cross Border-Online-Handel aus: „Natürlich ist eine europäische Standardisierung auch für den europäischen, grenzüberschreitenden Handel förderlich. Daher ist ein Ziel, diese Standards auch global zu verankern.“