Plastiktüten schneiden bei Ökobilanz besser ab als Baumwoll- oder Papiertaschen

Entscheidend für Umweltwirkung ist die Mehrfachnutzung

Eine Frau hält iin einer Hand Plastiktüten, in der anderen Stofftaschen...
Quelle: PantherMedia/galitskaya

Beim Vergleich der Umweltbelastung von Plastiktüten mit Transportalternativen aus anderen Materialien zeigen Studien: Ein Baumwollbeutel muss erst 50 bis 150 Mal benutzt werden, bis dessen Klimabilanz besser ausfällt als die einer Plastiktüte. Denn die Produktion von Baumwolle bedeutet eine erhebliche Umweltbelastung wegen des dabei anfallenden hohen Wasserverbrauchs und großen Einsatzes von Pestiziden beim Anbau des „Naturprodukts“. So räumt der deutsche Naturschutzbund (Nabu) ein, dass es aus ökologischer Sicht fraglich sei, „ob das Verbot bestimmter Plastiktüten das richtige Instrument ist, um einen positiven Umwelteffekt zu erzielen“.

Der Baumwollbeutel hat demnach aus ökologischer Sicht nur Vorteile, wenn er sehr häufig genutzt wird. Gleiches lässt sich allerdings auch für Plastiktüten aus reißfestem Kunststoff sagen: Entscheidend für deren Ökobilanz ist die mehrfache Nutzung. Daher seien Plastiktüten auch nicht per se schlecht, findet das Umweltbundesamt.

Internationale Studien widerlegen ebenfalls das verbreitet schlechtere Image der Plastiktüten. So kommt eine kanadische Untersuchung im Auftrag der Provinzregierung Quebec zu dem Ergebnis, dass die konventionelle Einkaufstasche aus Kunststoff im Vergleich mit allen anderen vergleichbaren Transportbehältnissen auf dem Markt sowohl unter ökologischen wie auch unter ökonomischen Aspekten die beste Alternative darstellt. Als besonders interessanten Fakt ergab diese systematische Analyse der Umweltwirkungen von Einkaufstaschen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg (sogenannte Life Cycle Analysis – LCA), dass die Kunststofftüte auf eine sehr hohe Wiederbenutzungsrate von 77 Prozent kommt.

Für diese kanadische Studie wurden acht unterschiedliche Einkaufstaschen miteinander verglichen, die in Quebec auf dem Markt sind. Unterm Strich kommen die Verfasser dieser LCA zu dem Fazit, dass ein Verbot von Kunststofftüten keinen Gewinn für die Umwelt bedeuten würde. Dies unter anderem auch deshalb, weil die wiederverwendbare Kunststofftüte unter Umweltaspekten allen anderen wiederverwendbaren Einkaufstaschen überlegen sei. Darüber hinaus stuft diese Untersuchung die Kunststofftüte im Vergleich auch als die ökonomischste Lösung ein.

Auch eine Lebenszyklusanalyse der britischen Umweltagentur (UK Environmental Agency) gelangt zu dem Ergebnis, dass die konventionelle Kunststofftüte bei acht von neun Bewertungskriterien die geringsten Umweltbeeinträchtigungen aufweist. Im Vergleich mit dieser müsse etwa eine Papiertüte viermal öfter oder mehr benutzt werden, um in Bezug auf ihre Auswirkungen auf die Erderwärmung besser abzuschneiden als das Pendant aus Kunststoff, heißt es in der Zusammenfassung dieser Untersuchung. Deren Verfasser sehen die Baumwolltasche in dieser Hinsicht in sieben der neun Bewertungskriterien im Nachteil gegenüber der konventionellen Kunststofftüte.

Die Wissenschaftler machen darüber hinaus sehr deutlich, dass eine belastbare, umfassende Ökobilanz von solchen Produkten tatsächlich nur mittels Lebenszyklusanalysen möglich ist. Denn diese LCA analysieren die Umweltwirkungen von Produkten und Stoffen über deren gesamten Lebensweg hin: „from cradle to grave“‚ „von der Wiege bis zur Bahre“. Nur so lassen sich nach Einschätzung der Wissenschaft valide, saubere Bewertungen von ökologischen Auswirkungen erzielen.

Quelle: Academic Society for Health Advice

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