Jede Form von Produktion und Konsum hat Auswirkungen auf die Umwelt. Diese derzeit unsichtbaren Umweltfolgekosten – so genannte Wahre Kosten – fallen entlang der Lieferketten zwangsläufig an, spiegeln sich aber nicht oder nur anteilig im Verkaufspreis der Produkte, Dienstleitungen und Lebensmittel wider.
Ob, wann, wie, wo und vom wem diese ausgeglichen werden, das ist intransparent. Mit einer europaweit richtungsweisenden Aktionswoche zu den „Wahren Kosten“ möchte PENNY gemeinsam mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald die Grundlage schaffen, um die Diskussion über Lebensmittelpreise breiter zu fassen. Zudem möchten wir den Kundinnen und Kunden anhand wissenschaftlicher Berechnungen klare Handlungsoptionen aufzeigen. Vom 31. Juli bis zum 5. August fordern alle 2.150 PENNY-Märke für neun ausgewählte Produkte die berechneten „Wahren Kosten“ als Verkaufspreis. Die Differenz zwischen dem aktuellen Marktpreis und dem Wahre-Kosten-Preis spendet PENNY. In die True Costs haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ausgewählte konventionell und ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte sowie ein veganes Lebensmittel, die über die Lieferketten anfallenden Auswirkungen der Faktoren Boden, Klima, Wasser und Gesundheit auf den Verkaufspreis mit eingerechnet. Anhand der Berechnungen kommt das Team um Professor Tobias Gaugler und Dr. Amelie Michalke zu der Erkenntnis: Die Wahren Kosten sind bei den konventionellen, ökologisch erzeugten und veganen Lebensmitteln in unterschiedlichen Anteilen im Verkaufspreis erfasst. Die erhobenen Bio-Lebensmittel haben Umweltfolgekosten in Höhe von durchschnittlich 1,15 Euro, die konventionellen von durchschnittlich 1,57 Euro und das vegane Food For Future Schnitzel von 14 Cent (www.penny.de/wahrekosten und www.wahre-preise.de ). Bereits im September 2020 hatte PENNY die Wahren Kosten richtungsweisend und aufmerksamkeitsstark im Rahmen der Eröffnung des Nachhaltigkeitserlebnismarktes in Berlin der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
„Wir sehen, dass viele unserer Kundinnen und Kunden unter den unverändert hohen Lebensmittelpreisen leiden. Dennoch müssen wir uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln. Dafür wollen wir mit der nationalen Kampagne zu den Wahren Kosten Bewusstsein schaffen. Wir wollen zudem gemeinsam mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald Lösungen aufzeigen. Dazu stellen wir den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern umfassendes Datenmaterial zur Verfügung. Einen vergleichbar breiten Ansatz hat es in ganz Europa bisher nicht gegeben. Die Wissenschaftsteams und PENNY leisten damit echte Grundlagenarbeit“, sagte Stefan Görgens, COO PENNY, anlässlich des heutigen (31.07.) digitalen Auftaktpressegesprächs.
Grundsätzlich sieht PENNY die Notwendigkeit, die Bemühungen für nachhaltigere Lebensmittel weiter zu intensivieren und so die Umweltfolgekosten zu senken. Eine zentrale Herausforderung dabei ist, dass sich jeder Mensch unverändert qualitativ hochwertige Lebensmittel leisten können muss. Hier bedarf es einer breiteren gesellschaftlichen Diskussion, die PENNY als Einzelunternehmen, das im Wettbewerb steht, nicht allein initiieren kann.
Prof. Tobias Gaugler von der Technischen Hochschule Nürnberg, ergänzt: „Wir bekommen umfassende Daten über die Kampagnenwoche, aber auch über Vergleichswochen und sozio-demographische Informationen. Wir können damit sicher wertvolle Erkenntnisse über Kaufverhalten und Akzeptanz für das Thema gewinnen. Daraus lassen sich dann Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Akteure ableiten, um vor allem sinnvolle politische Maßnahmen zu gestalten, die zu einer nachhaltigen Transformation des Lebensmittelsektors - für Konsumentinnen und Konsumenten sowie Produzentinnen und Produzenten beitragen.“
„Es geht nicht darum, die wahren Kosten unmittelbar für alle Lebensmittel einzuführen. Dazu fehlen die umfassenden wissenschaftlichen Grundlagen ebenso wie Antworten auf zentrale Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Wir erhoffen uns einen starken Impuls, damit wir Preise für Lebensmittel in einer anderen und (verursacher)gerechteren Form diskutieren und betrachten“, ergänzt Dr. Amelie Michalke, Nachhaltigkeitswissenschaftlerin an der Universität Greifswald.
Kampagnen-Mehreinnahmen und zusätzliche 50.000 Euro für den Zukunftsbauer
Die Mehreinnahmen - also die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Wahre Kosten-Preis – spendet PENNY dem Zukunftsbauer. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von PENNY, der Molkerei Berchtesgadener Land, Landwirt:innen und Kund:innen mit dem Ziel, einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der familiengeführten Bauernhöfe im Alpenraum zu leisten. Dafür verzichtet PENNY insgesamt bei allen Milchprodukten von der Molkerei Berchtesgadener Land auf einen Teil seiner Verkaufsspanne und die Molkerei verdoppelt die Summe. Daraus speist sich ein Fördertopf von jährlich mehr als 350.000 Euro, aus dem Landwirte der Genossenschaftsmolkerei, die ihre Höfe energetisch optimieren wollen, eine Förderung von bis zu 10.000 Euro erhalten. Der Zukunftsbauer wurde im Oktober 2021 ins Leben gerufen.
Die vier Faktoren
- Klima: Hier werden alle klimaschädlichen Emissionen der Landwirtschaft mit einbezogen. Das sind zum Beispiel Methan, das von Rindern während ihrer Verdauung produziert wird, oder Kohlenstoffdioxid, das während der Nutzung von dieselbetriebenen Traktoren entsteht.
- Wasser: Alle Schadstoffe, die sich negativ auf die Beschaffenheit des Grundwassers oder anderer Wasserquellen und -speicher auswirken, werden hierin beschrieben. Zum Beispiel sind dies Stickstoffe aus Düngemitteln, die den Nährstoffhaushalt des Wassers aus der Balance bringen. Damit vermehren sich Algen und Wasserpflanzen übermäßig und entziehen anderen Pflanzen oder Lebewesen die Lebensgrundlage (Sauerstoff und Licht) – so genannte Eutrophierung. Aber auch die Folgen von ins Wasser gelangenden Pestiziden zum Beispiel, wird unter dem Baustein Wasser gemessen.
- Boden: Hierbei spielt die Benutzung von Land für die Produktion landwirtschaftlicher Güter eine Rolle. Ein Beispiel ist die Benutzung natürlicher Flächen für landwirtschaftliche Produktion: für die Produktion von Pflanzen für den menschlichen oder tierischen (Futter) Gebrauch wird dafür beispielsweise die natürliche Beschaffenheit von Flächen verändert, um als Acker genutzt werden zu können.
- Gesundheit: Nicht nur der Konsum, sondern auch die Produktion von Lebensmitteln wirkt sich auf die Gesundheit des Menschen aus. So werden bei der Nutzung von Pestiziden giftige Stoffe frei, welche vor allem bei Landwirt*innen, die damit in Kontakt geraten, zu (karzinogenen oder nicht-karzinogenen) gesundheitlichen Problemen führen können. Auch wirkt sich beispielsweise die vermehrte Produktion von Feinstaub – vor allem wegen Ammoniak, der bei der Tierhaltung oder dem Gebrauch von Gülle auftritt – negativ auf menschliche Atemwege aus.
Über die wahren Kosten: Im Unterschied zu den aktuellen Lebensmittelpreisen zeichnen sich die „wahren Kosten“ („True Costs“) von Lebensmitteln dadurch aus, dass in diese auch Umwelt- und soziale Folgekosten eingehen, die bei der Herstellung der Lebensmittel entlang der Lieferketten entstehen. Diese Folgekosten werden auch als „negative externe Effekte“ bezeichnet. Sie werden von allen Lebensmittelproduzenten verursacht, aber aktuell – indirekt – von der Gesamtgesellschaft getragen. So zahlen die Verbraucher beispielsweise für die Treibhausgasemissionen mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen; oder sie bezahlen mit der Wasserrechnung für die Aufbereitung von Trinkwasser, welches aufgrund von Düngemitteln belastet ist. Mittels „True Cost Accounting“ werden nicht nur die direkten Produktionskosten in den Preis eines Lebensmittels eingerechnet, sondern auch dessen Auswirkungen auf ökologische oder soziale Systeme in Geldeinheiten umgerechnet. Eine Bilanzierung von Lebensmittelpreisen anhand dieser wissenschaftlichen Methodik zeigt dem Konsumenten, welcher Preis tatsächlich für seine Lebensmittel derzeit schon anfällt – nicht an der Supermarktkasse, aber anderswo – und hilft zu verstehen, welche Produkte sich langfristig wie auf die Gesundheit des Planeten – und gleichzeitig den Geldbeutel – auswirken.