Bericht • 19.08.2015
Der digitale Kleiderschrank – Mode-Trends im E-Commerce
Größenberater zum Jeanskauf, Videos mit Models und aussagekräftige Fotos gewinnen an Bedeutung
Shopping ist für viele ein liebgewonnenes Hobby. Stundenlanges Stöbern und Anprobieren, nebenbei die neuesten Trends entdecken und sich inspirieren lassen: der Feierabend oder das Wochenende ließen sich wohl kaum besser genießen.
Doch die schöne Freizeitbeschäftigung kann einen auch vor eine nervliche Zerreißprobe stellen: Nach der scheinbar endlosen Rennerei durch die Läden schmerzen die Füße, die Arme werden durch das Schleppen der prallgefüllten Einkaufstaschen immer länger, ständig wollen neue Teile anprobiert werden (sofern man Glück hat und die passende Größe ausnahmsweise mal vorhanden ist) und hat man dann endlich etwas Schönes gefunden, stellt sich nicht selten die Frage: „Gibt’s das woanders vielleicht für etwas weniger Geld?“.
Shoppingfreude kann also schnell in Shoppingfrust umschlagen – wie gut, dass uns das Internet heute eine Vielzahl weitaus bequemerer Möglichkeiten zum Einkaufen eröffnet!
Bistro, Bahn oder Büro: Einkaufen geht überall
Der Online-Handel boomt, das belegen die Zahlen des IFH Branchenreports. So wurden im Jahr 2012 knapp 33 Milliarden Euro im E-Commerce umgesetzt, das entspricht einem Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Betrachtet man die Entwicklung des Anteils der E-Commerce Umsätze am gesamten Einzelhandels-Umsatz, ergibt sich ein ähnliches Bild: Lagen sie 2007 noch bei etwa 2,2 Prozent, ließ sich bereits fünf Jahre später ein Anteil von 5,4 Prozent verzeichnen.
Am stärksten gefragt ist der Bekleidungsbereich, gefolgt vom Mediensektor (Bücher, CDs, etc.) und Elektronikartikeln. Kleider machen bekanntlich Leute und das lassen sich die Deutschen auch gerne mal was kosten: 2012 wurde jeder zehnte im Einzelhandel ausgegebene Euro in einen Artikel aus dem Modebereich investiert. Auch in den nächsten Jahren rechnen Experten mit einer durchweg positiven Entwicklung in der Internetwirtschaft.
Warum ist der Einkauf am Bildschirm so beliebt?
Zunächst einmal ist Online-Shopping eine zeitunabhängige Alternative zum Gang in die Läden. Ihre „Internet-Geschwister“ haben schließlich 24 Stunden an sieben Tagen die Woche geöffnet, sodass das Konfirmationskleid oder das Business-Outfit auch gerne mal mitten in der Nacht erstanden werden können. Gerade in der dunklen und kälteren Jahreszeit sind Online-Shops also eine bequeme Alternativlösung. Einkaufen – das geht einfach so nebenbei: Dank vieler mobiler Endgeräte können wir (WLAN oder eine starke Datenverbindung vorausgesetzt) von nahezu überall unsere Bestellung absetzen. Der Trend geht also ganz klar vom E-Commerce hin zum Mobile Commerce.
An der Kasse hat man außerdem nicht nur die Wahl, entweder bar oder mit Karte zu zahlen: Ob Paypal, Rechnung, per Kreditkarte oder Sofort-Überweisung, viele Händler bieten ihren Kunden ein breites Spektrum unterschiedlicher Zahlarten. Und wo wir schon beim Geld sind: Der Preisvergleich ist online sehr viel komfortabler als im realen Leben: Hier hat man dieselbe Jacke (in der passenden Größe) bei den unterschiedlichen Anbietern in wenigen Sekunden (und Klicks) gefunden, in der Stadt würde man wohl Stunden damit zubringen, die verschiedenen Geschäfte abzuklappern.
„ … oder schick’s zurück“: überdurchschnittliche Retourenqoute
Die Perspektiven im Online-Modehandel scheinen also mehr als rosig zu sein – doch die Medaille hat auch eine Kehrseite: Mit einer Retourenquote von 40 bis 50 Prozent werden Hosen, Pullover und Co. überdurchschnittlich oft zurückgesendet (Retourenquote im E-Commerce allgemein: zirka vier Prozent). Die „digitale Anprobe“ am eigenen Körper gibt es eben noch nicht und anders als Digitalkameras oder Bücher haben Kleidungsstücke eine Konfektionsgröße und individuelle Passform, die häufig auch durch noch so detaillierte Beschreibungen nicht exakt wiedergegeben werden kann.
Mode ist für viele ein emotionales Thema und mit einem multimodalen Erleben verbunden. Das bestätigt auch Tobias Eierund, Geschäftsführer des Bekleidungsgeschäftes Eierund aus Hildesheim und Betreiber des Modeportals HoseOnline.de: „Gerade im Online-Bereich wünschen sich die Kunden ein umfassendes Bild der Artikel. Sie möchten wissen, wie sich der Stoff der Hose anfühlt, wie sie sitzt und für welche Jahreszeit die Jeans geeignet ist. Fühlen und selber anprobieren, das ist im Internet bekanntlich nicht möglich.“
Größenberater zum Jeanskauf, Videos mit Models, die das Kleidungsstück präsentieren, oder aussagekräftige Fotos gewinnen deswegen an Bedeutung. Eierund ergänzt: „Wir sind bestrebt, unseren Kunden einen guten Überblick über das jeweilige Wunschprodukt zu verschaffen. Ein Live-Chat bietet außerdem die Möglichkeit, letzte Fragen zur Bestellung zu klären.“
Wer sich ein eigenes Bild vom Lieblingsartikel machen will, kommt um den Gang in die Stadt trotzdem nicht herum. Und der Kauf im Laden hat noch einen weiteren Vorteil: Hier wird man von fachkundigen und kompetenten Mitarbeitern beraten, die einen vor dem ein oder anderen (modischen) Fehlgriff bewahren.
Fachbeitrag: Laura Pöschel. Werbetexterin, Bloggerin und angehende Psychologin
Themenkanäle: Online-Handel, E-Commerce, Digitales Marketing, Mode, Marktforschung