Bericht • 04.12.2012

Mini-Shop ohne Verkäufer, 24 Stunden geöffnet

Snacks am Bahnhof, Passbilder am Flughafen oder Zigaretten um die Ecke – an vielen Orten stehen Warenverkaufsautomaten. Rund um die Uhr, ohne die üblichen Ladenöffnungszeiten bieten sie ihre Produkte an. Public Vending, der Verkauf von Waren aus öffentlich zugänglichen Automaten, ist ein Markt mit viel Potenzial.

Meist bekommt man am Automaten für kleines Geld Waren, Snacks oder Getränke. Aber das muss nicht sein. Es gibt auch Gold aus dem Automaten. „Gold to go“ heißt das Angebot der jungen deutschen Firma Ex Oriente Lux AG aus Reutlingen. Aktuell hat sie 23 Goldautomaten in Deutschland und 13 im Ausland, davon vier in den Vereinigten Arabischen Emiraten und einen in Las Vegas. Bezahlt wird mittels Kreditkarte. Die Vertriebskanäle des Edelmetallhändlers, der auch Gold ankauft und für Kunden einlagert, sind das Internet, Makler und die Goldautomaten, an denen man Gold in Form von Barren und Münzen in geprüfter Qualität wie Zigaretten ziehen kann.

„Die in erster Linie angedachte Zielgruppe der Geschenk- und Souvenir-Käufer wurde mittlerweile durch eine immer größer werdende Zahl von Kleininvestoren erweitert“, teilt das Unternehmen mit. „Im Gegensatz zu vielen Banken bietet der Automat eine sofortige Verfügbarkeit. Die Preisangaben werden in Echtzeit aktualisiert und sind in der Regel deutlich niedriger als bei den Banken. Für Summen unterhalb der Grenzen des Geldwäschegesetzes ermöglicht der Goldautomat einen anonymen Kauf und bietet damit ein Maximum an Diskretion.“

Gute Befüllung sichert Betriebsbereitschaft

Kaufen rund um die Uhr, anonym und zu guten Preisen – das ist es, was alle Automatenaufsteller versprechen. Von einer Online-Anbindung der Geräte können sie nur träumen. Ausfälle melden vor allem die Kunden, die keine Ware bekommen oder Probleme mit dem Geldeinwurf haben. Sie rufen verärgert die Service-Telefonnummern an, die auf den Geräten stehen. Seit es Handys gibt, geht das viel leichter als früher. Die Aufsteller haben Befüller unter Vertrag, und von denen hängt die Ausfallquote entscheidend ab. Wenn sie sorgfältig arbeiten, ständig Wechselgeld nachfüllen und die Artikel in die richtigen Fächer sortieren, gibt es weniger Anrufe. Technische Mängel oder Vandalismus sind dagegen viel seltener die Ursache von Störungen.

Die Bahn hat eine Schlüsselrolle

Zölls aus Langenzenn, Kreis Fürth, ist einer von einer Handvoll Aufstellern, welche den Zuschlag der Deutschen Bahn bekommen haben. Die Bahn schreibt die Vergabe der Automaten-Standorte alle paar Jahre aus, verlangt dabei, dass in der jeweiligen Region nicht nur die attraktiven Hauptbahnhöfe versorgt werden, sondern auch kleinere Stationen. Einige Aufsteller haben ihre Region schon seit Jahrzehnten. Die Bahn sieht die Snack-, Getränke- und Foto-Automaten als Beitrag zur Service-Qualität und testet in Frankfurt gerade einen Pizza-Automaten.

Die Bahn kassiert von den Aufstellern eine Grundmiete plus Umsatzbeteiligung. Als ganz großer Auftraggeber in Deutschland kann sie dies gut fordern. Andere Geschäftspartner, etwa Schulen, Kantinen oder Krankenhäuser, müssen hart verhandeln: Miete für den Automaten oder Miete für den Standort, Beteiligung am Umsatz – vieles ist möglich in der Branche.

Zigaretten-Automaten haben einen schweren Stand

In Deutschland stehen nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller rund 380.000 Zigarettenautomaten. Eine Zäsur war die Verschärfung des Jungendschutzes: Bis 2009 wurden die Geräte von Bargeld auf Bezahlung mit der Geldkarte umgerüstet, um die Altersüberprüfung sicherzustellen. Vereinzelt kann auch der Personalausweis oder EU-Führerschein genutzt werden. Die Branche klagt über die stufenweise Erhöhung der Tabaksteuer. Die Geräte-Hersteller müssen sich nach neuen Absatzmöglichkeiten umsehen.

Beispiel Azkoyen: Der spanische Automaten-Hersteller Azkoyen erweitert sein Portfolio und steigt in das Geschäft mit Warenausgabe-Automaten ein. Die Kunden zahlen an der Kasse und scannen danach den ausgedruckten Barcode an dem Automaten, an dem sie dann die Ware erhalten. Vensafe aus Norwegen ist damit schon länger auf dem Markt. Azkoyen hat seine Geräte in Schweden getestet und stellte sie erstmals auf der EuroCIS 2012 vor. Im iXtenso-Interview spricht Sales- und Marketing-Mann Juan Luis Ayo über das neue Geschäftsfeld.

Zigaretten-Automaten kann man auch für andere Produkte verwenden. Viele Fahrradhändler bieten vor ihrem Geschäft Schwalbe-Fahrradschläuche auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten an. Insgesamt 1.000 blaue Automaten sind deutschlandweit installiert, teilweise auch frei stehend in der City oder an viel befahrenen Radwegen, betrieben von den örtlichen Fachhändlern. Die Schlauch-Automaten dienen nicht nur dem Abverkauf abends und am Wochenende, wenn die Kunden auf Radtour sind; sie sind natürlich auch eine Werbefläche.

Erstes Indoor-Automaten-Café

Immer beliebter sind Kaffee-Spezialitäten aus dem Automaten. Vorbei sind die Zeiten, als nur eine Sorte Instantkaffee mit heißem Wasser in den Plastikbecher kam. Längst gibt es Kreationen für Espresso, Latte Macchiato oder Cappuccino Vanille. Automaten-Heißgetränke sind ein Schwerpunkt bei CoffeeFreak aus Offenburg. Die Firma, die zusätzlich auch Automaten für Snacks und Erfrischungsgetränke samt passender Produkte offeriert, betreut bundesweit Großkunden, mittelständische Firmen und Kleinunternehmen sowie Büros und Behörden.

Im Februar hat CoffeeFreak-Geschäftsführer Markus Ehrlacher in Offenburg das erste deutsche Indoor-Automaten-Café realisiert. Das neue und täglich geöffnete Café bietet Kaffee in vielen Varianten, aber auch Tee, Kaltgetränke, Suppen und Snacks. Es dient zugleich als Ausstellungsraum für innovative Verpflegungsautomaten. Ehrlacher ist Barista Level 2 und “Latte Art Worker” der “Vienna School of Coffee in Wien”. Seine Kaffee-Leidenschaft hat er zum Geschäft gemacht. Für den Preis einer Feinunze aus dem Goldautomaten könnte man in Offenburg das ganze Sortiment kosten.

René Schellbach, iXtenso.com

 

 

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