Welche Hits kommen, welche bleiben? Der Eurovision Song Contest im Handel
Eine Kolumne von Stefan Gill, Creative Director bei Instore-Marketing-Anbieter Mood Media
Alle Jahre wieder versetzt der Eurovision Song Contest die Medien in Aufregung, und auch in den Instore-Playlisten dürfen die aktuellen Titel nicht fehlen.
Doch welche Halbwertszeit hat ein ESC-Hit tatsächlich im Geschäft? Eine Kolumne von Stefan Gill, Creative Director bei dem weltweit größten Instore-Marketing-Anbieter Mood Media.
Jedes Jahr verursacht der ESC einen kurzen und starken Hype in den Wochen vor und nach dem Finale. In 43 Ländern laufen in diesen Wochen die nationalen Vorentscheide, bevor am 14. Mai das große Finale in Stockholm steigt. Je nach Branche und Zielgruppe werden die aktuellen Titel auch im Handel zu hören sein. Überwiegend leichte, englischsprachige Pop- und Dance-Nummern sind hier gefragt, da traditionelle Sounds oder sperrige Arrangements bei den Konsumenten eher für Irritation sorgen.
Die Halbwertzeit der Songs ist in der Regel kurz und der Einfluss auf die Musikgeschichte eher gering. Die wohl größten Langzeitgewinner waren Abba und die 1988 für die Schweiz antretende Céline Dion. Abgesehen von einigen Ausnahmen konnten nur wenige Künstler den Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie er bis 2001 hieß, als Karrieremotor nutzen, geschweige denn daraufhin eine Weltkarriere starten.
Oder wissen Sie etwa noch, wer letztes Jahr gewonnen hat? Sehen Sie. Und wer trat 2015 für Deutschland an?
Macht nichts, denn dieses Schicksal teilen die Teilnehmer mit den Gewinnern der jeweils letzten Staffeln vom Bachelor, dem Dschungelcamp, DSDS und Co.
Ach ja, die Lösung: Platz Eins für Måns Zelmerlöw mit „Heroes“. Für Deutschland startete Ann Sophie mit „Black Smoke“. Letzter Platz. Schade, es ist ein schöner Song.
Umgekehrt hilft auch ein zuvor bereits erreichter Bekanntheitsgrad nicht zwangsläufig zum Sieg. So landeten die No Angels 2008 nur auf Platz 23. Weitaus besser gelang es 2010 Lena Meyer-Landrut, die mit sensationellen 76 Punkten Vorsprung vor der zweitplatzierten Türkei den Wettbewerb für das Folgejahr nach Deutschland holte. Dort trat sie zur Titelverteidigung an und erreichte immerhin einen respektablen zehnten Platz.
Die diesjährige deutsche Kandidatin muss sich keinem Vergleich zu der Konkurrenz scheuen. Zwar ist Jamie-Lee Kriewitz erst 17 Jahre jung, doch genau diese Leichtigkeit kann durchaus beflügelnd sein. Im Fall Nicole hat es im gleichen Alter schließlich auch bestens funktioniert. Okay, das war 1982 und der Wettbewerb hat sich seitdem in allen Belangen weiterentwickelt.
Denn nicht nur der Name der Veranstaltung hat sich geändert. Heutzutage treten die Künstler auch nicht mehr auf, sie performen. Und damit ist vortrefflich beschrieben, welche Rolle die visuellen und darstellerischen Aspekte im Vergleich zur reinen Gesangsleistung früherer Jahre eingenommen haben. Es scheinen zwei Regeln zu gelten: Je höher die Stimme, desto wallender das Kleid, je belangloser der Inhalt, desto knalliger die Show.
Das öffentliche Interesse an den ESC-Abräumern sinkt spürbar einige Wochen nach dem Finale. Zwei Monate später sind die ESC-Hits nur noch im Ausnahmefall in den Retail-Playlisten zu finden. Doch es gibt immer wieder Ausnahmen: Die neuesten Mood Media Charts zeigen, welche Finalisten der letzten Jahre im Handel besonders häufig gespielt wurden.
Wer bestimmt letztendlich, welche ESC-Titel im Geschäft laufen? Der geschmackssichere Konsument, dessen Vorlieben über die Chart- und Airplay-Listen immer wieder neu erfasst und ausgewertet werden. Am Ende zählt nur eines: gute Musik. Und welche diese ist, entscheidet zum Glück jeder für sich selbst.
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