Interview • 07.01.2011

Anforderungen an eine Kasse sind sehr unterschiedlich

Interview mit Andreas Berger, Vorstand der Awek AG

Interview mit Andreas Berger, Vorstand der Awek AG

Als Mitttelständler behauptet sich Awek auf dem Markt der Kassensysteme gegen die großen der Branche. Vorstand Andreas Berger beschreibt die Umbrüche, die derzeit an den Kassen im Handel stattfinden: Touchbildschirme setzen sich immer mehr durch, die Kassen werden immer mehr zum PC und das Bezahlen wird einfacher – mit Handy, Fingerprint oder Karte. Was wollen die Filialisten? Was ist auch für kleinere Einzelhändler sinnvoll und notwendig?


Touch-Kassen stehen auf der EuroCIS schon seit Jahren im Mittelpunkt. Wie groß ist deren Anteil im Alltag bei Ihren Installationen?

Insgesamt liegt die Relation bereits bei 80 Prozent Touch-Kassen und 20 Prozent Tastatur-Kassen. Bei den Neu-Installationen überwiegt der Anteil der Touch-Kassen, sie setzen sich mehr und mehr durch. Wir bieten dem Einzelhandel eine Vielfalt an unterschiedlicher Touch-Hardware für die verschiedensten Anforderungen. Das Angebot reicht von Platz sparender kleiner und modularer Kassen-Hardware bis zu kompakten All-in-One Kassensystemen.


Was spricht für Touch und was für Tasten?

Touch-Kassen sind einfach und intuitiv bedienbar. Die Benutzerführung ist durch das Einbinden von Bildern und den schnellen Aufruf von zusätzlichen Informationen sehr leicht erlernbar. Gerade in Einzelhandelsumgebungen, in denen das Personal häufig wechselt oder viele Teilzeitkräfte schnell angelernt werden müssen, macht sich der Touch bezahlt. Mit dem Touch verkürzen sich die Einarbeitungszeiten erheblich. Bei den Tastatursystemen ist der Preis das ausschlaggebende Argument. Die Anschaffungskosten sind immer noch etwas günstiger. Auf die gesamte Cost of Ownership gerechnet, relativiert sich diese Kostenbetrachtung natürlich.


Kassen können den Office-PC ersetzen. Welche Funktionen sind sinnvoll, was wird vom Handel am meisten nachgefragt?

Das ist unterschiedlich. Generell interessant ist für den Händler der Zugriff auf die Warenwirtschaft und die Möglichkeit, Umsätze und Berichte schnell abzurufen. Durch unsere webbasierte Technologie ist er dabei unabhängig von Ort und Zeit und kann auch bequem von zu Hause aus über das Internet seine Kassentransaktionen abfragen. Je nach Branche kommen andere Funktionen zum Einsatz. Unsere Kassensysteme sind beispielsweise im Buchhandel im Einsatz. Bei diesen Kassen nutzt der Buchhändler die Kasse zum Bibliografieren, d.h. zur gezielten Artikelsuche. Der Zugriff auf eine internetbasierte Datenbank ermöglicht dabei eine schnelle Titelsuche. Über die Anbindung an die Warenwirtschaft kann der Buchhändler die Titel gleich bestellen.


Was empfehlen Sie dem Handel hinsichtlich Ergonomie am Kassenarbeitsplatz? Wie wichtig ist dem Handel die Gesundheit seines Personals?

Dem Handel ist die Gesundheit seines Personals natürlich sehr wichtig. Die Kassierer sind freundlicher, wenn sie sich wohl fühlen und haben weniger Fehlzeiten. Wir sind deshalb bei diesem Thema sehr engagiert und beraten den Handel bei der Einrichtung eines Arbeitsplatzes. Es ist ja nicht nur die Kasse zu beachten, sondern auch die Anordnung der Scanner, Förderbänder und Kartenleser. Die gesamte Kassenumgebung muss so eingerichtet werden, dass es nicht zu Fehlhaltungen beim Kassieren und damit zu ungesunder Ermüdung der Kassiererin führt.

Wir arbeiten derzeit aktiv an einer Optimierung unserer Kassenoberflächen nach ergonomischen Gesichtspunkten. In Kooperation mit einer Hochschule führen wir eine Studie zur Ergonomie von Touch-Systemen durch. Darauf basierend werden wir unsere Kassenoberfläche noch weiter verbessern. Auf der EuroShop in Düsseldorf werden wir die neue Lösung der Öffentlichkeit erstmalig vorstellen.

 

Welche Kasse ist für einen kleinen Fachhändler ohne Filialen sinnvoll?

Über die Grundfunktionen hinaus sind die speziellen Anforderungen an eine Kasse je nach Branche unterschiedlich. Grundsätzlich ist es nützlich, wenn eine Kasse übersichtlich ist und sich Tasten für bestimmte häufig wiederkehrende Aktivitäten anlegen lassen. Bei unseren Kassen gibt es beispielsweise speziell belegbare Tasten zum Schnellkassieren. Auch der automatische Kassenabschluss auf Knopfruck erleichtert jedem Einzelhändler die täglichen Abläufe und spart Zeit. Gut ist auch, wenn die Kasse jederzeit lauffähig ist und auch bei einem Netzwerkausfall funktionstüchtig bleibt. Diese Offline-Lauffähigkeit stellt sicher, dass keine Daten verloren gehen.


Was braucht ein Bäcker?

Bei einer Bäckerei wird für das Abwiegen von Brotscheiben oder Broten neben dem reinen Kassieren häufig auch eine Waage benötigt. Dafür ist dann eine Waage mit angeschlossener Kasse von Vorteil. Wichtige Faktoren sind bei der Bäckerei auch das Lagermanagement und die Bestellmöglichkeit über die angeschlossene Warenwirtschaft. Die Kasse erkennt dann beispielsweise die Zutaten eines Brötchens anhand des hinterlegten Rezeptes und bestellt automatisch die entsprechenden Mengen über die Warenwirtschaft nach. Diese Automatisierung ist kosten- und zeitsparend.


Was empfehlen Sie einem Optiker oder einem Friseur?

Bei der Optiker-Kasse ist als besondere Funktionalität zu berücksichtigen, dass die Kasse auch Rezepte vom Augenarzt verwalten können muss. Sowohl bei der Optiker-Kasse als auch beim Friseur sind Maßnahmen zur Kundenbindung wichtig. Dabei spielt die Kasse eine wichtige Rolle, denn am Point of Sale können die Kundendaten eingegeben werden, es können Kundenkarten verwaltet oder Promotionen ausgelöst werden. Es gibt also eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie die Kasse über die reine Kassierfunktionalität hinaus heute dem Einzelhändler Chancen bietet, sich von der Masse abzuheben und Wettbewerbsvorteile zu erlangen.

 

Einer Ihrer Referenzkunden ist Globus. In Tschechien haben Sie für Globus SB-Kassen installiert. Warum dauert es bei uns mit der flächendeckenden Einführung so lange?

Tatsächlich werden die Self-Checkout Systeme bei Globus sehr gut angenommen und funktionieren sehr gut. Der Markt hat sich damit als Vorreiter bei den Technologien positioniert. Neben den Investitionskosten, die viele Händler scheuen, ist ein Hinderungsgrund für die Einführung von Self-Checkouts, dass es noch keinen Standard gibt. Die zurzeit im Lebensmitteleinzelhandel eingesetzten „Scan and Bag“-Verfahren, bei denen die gekaufte Ware erst gewogen und dann in eine Tüte verpackt wird, sind noch nicht das Nonplusultra. In der Zukunft wird es sicher noch weitere innovative Self-Checkout-Lösungen geben, die auch für kleinere Händler erschwinglich und gangbar sind.


Sie haben bei der letzten EuroShop vor drei Jahren ein Fingerprint-Bezahlsystem vorgestellt. Was ist daraus geworden?

Unser vorgestelltes Fingerprint-Bezahlsystem ist voll einsatzfähig. Allerdings steht die Fingerprint-Technologie in Konkurrenz zu anderen interessanten Bezahlverfahren wie dem Zahlen per Funk oder anderen mobilen Verfahren. Es wird sich zeigen, welche Technologie sich durchsetzt.


Setzen Sie in Zukunft eher auf kontaktlose Kartenzahlung oder auf Bezahlen per Handy?

Das Bezahlen per Handy ist in Zeiten der Smartphones natürlich hochinteressant. Wir ermöglichen das Zahlen per Handy zum Beispiel durch ein Terminal an der Kasse. Auch andere Arten der Anbindung können wir realisieren. Wir haben inzwischen auch Anwender, die auf die Zahlung per Karte mit Near Field Communication – NFC – setzen. Für die Zukunft nehmen wir aber aus der Perspektive der Durchsetzung der Mobiltelefonie her an, dass sich das Bezahlen per Handy verbreiten wird.


Interview: René Schellbach, iXtenso.com

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