Bericht • 09.01.2015
Chancen und Risiken aus der Wolke
Prozesse im Handel werden durch Cloud Computing optimiert
Cloud Computing kann - richtig genutzt - auch für Händler ein großes Potential bieten, um flexible Systeme zu schaffen indem Informationen, wichtige Anwendungen und sogar komplette Geschäftsprozesse in Echtzeit über das Internet abrufbar und nutzbar gemacht werden. Doch die meisten Händler sind noch skeptisch und fürchten vor allem Probleme beim Datenschutz.
Im privaten Bereich ist die Nutzung von Cloud-Diensten bereits vergleichsweise weit verbreitet. Viele nutzen den oft günstigen Speicherplatz in der Wolke. Wenn es aber um die Nutzung im professionellen Umfeld geht, zögern viele potentielle Anwender noch.
Deutsche Händler sind besonders unsicher und verbauen sich Chancen
Laut einer von Epson im letzten Jahr in Auftrag gegebenen Studie sind deutsche Einzelhändler bei der Einführung von Cloud-basierten Diensten deutlich skeptischer als ihre europäischen Kollegen. Rund 90 Prozent der 400 befragten Einzelhändler in Deutschland sorgen sich dabei insbesondere um die Datensicherheit von Cloud-Diensten. Rund 20 Prozent der Befragten gaben sogar an, auch auf längere Sicht von der Einführung solcher Dienste abzusehen. Vielen fehlt eine Lösung zur Implementierung von Software-on-Demand-Systemen. Dabei bieten gerade diese die Möglichkeit zur Steigerung der Effizienz und Senkung der Kosten.
Nur 28 Prozent der befragten Händler waren dagegen der Meinung, dass die Geschäftschancen, die die Cloud bietet, die möglichen Risiken übersteigen. Ein Fehler, meint auch Schahin Elahinija, Leiter Marketing bei Epson Deutschland: „Handelsunternehmen, die Cloud-basierte Dienste ablehnen, verpassen große Chancen für ihr zukünftiges Geschäft, weil sich dank moderner Technologien das Einkaufsverhalten der Kunden ändert und ihr Anspruch an das Unternehmen wächst. Vergleichbare Untersuchungen in anderen europäischen Ländern zeigen, dass dort bereits etwa die Hälfte der Einzelhändler gute Erfahrungen mit Cloud-Diensten gemacht haben.“
Daten müssen nutzbar gemacht werden
Jeder Händler muss heute immense Datenmengen sammeln, verarbeiten, auswerten und speichern. Ohne eine entsprechende IT-Infrastruktur ist das heute kaum noch möglich. Dazu gehört sowohl der Bereich des Backoffice mit der üblichen Computerhardware, als auch die Hardware in den Filialen – also zum Beispiel die Kassensysteme, Informationsterminals oder mobile Geräte die vom Personal genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Software, zum Beispiel in Form des Warenwirtschaftssystems. Jedoch kann der Händler natürlich noch so viele Daten sammeln - werden diese nicht miteinander vernetzt, sondern isoliert abgespeichert, wird großes Potential für die Analyse und Optimierung aller Geschäftsprozesse verschenkt.
Anwendungen des Cloud Computing im Handel
Der größte Vorteil des Cloud Computing für Händler liegt genau hier, in der Verfügbarkeit von wichtigen Daten, die über die Cloud von überall her abgerufen werden können. Gleichzeitig ermöglicht die Nutzung von Cloud-Lösungen aber auch, nicht nur Rohdaten sondern komplette Softwareanwendungen zu nutzen, ohne dass diese lokal installiert sein müssen. Der Ort an dem eine Softwareanwendung arbeitet löst sich damit von dem Ort, an dem eine bestimmte Funktionalität benötigt wird.
Das bedeutet auch, dass individuelle Fehler von einer zentralen Stelle aus behoben werden können, ohne dass ein Vor-Ort-Service notwendig ist. Darüber hinaus bietet Cloud Computing dem Händler die Möglichkeit, einerseits individuell auf das Unternehmen zugeschnittene IT-Lösungen zu nutzen und gleichzeitig für weniger spezifische Prozesse auf Standardlösungen aus der Cloud zurückzugreifen. Die Verfügbarkeit von skalierbaren Cloud-Lösungen ermöglicht insbesondere kleineren Einzelhändlern, auf Services zuzugreifen, die für sie vorher nicht finanzierbar waren. „Hochentwickelte PoS-Lösungen bieten heute auch kleineren Handelsunternehmen Möglichkeiten, die zuvor nur großen Unternehmen mit ausgedehnten IT-Infrastrukturen zur Verfügung standen“, erklärt Elahinija. „Lösungen sind plattformunabhängig und daher zu allen gängigen Web-Browsern kompatibel.“
Cloud-Lösungen erhöhen die Flexibilität
Bei denjenigen Unternehmen, die sich bisher für die Einführung solcher Lösungen entschieden haben, wird als wichtigster Vorteil die Flexibilität der Cloud genannt. Denn da Cloud Computing-Dienste meist nutzungsbezogen abgerechnet werden, können jederzeit weitere Ressourcen hinzugefügt oder auch wieder reduziert werden. Für Online-Händler wie für stationäre Händler geht es dabei meist um die – insbesondere saisonabhängige - Bereitstellung von Rechenkapazität. So können zum Beispiel im hochfrequenten Weihnachtsgeschäft einfach Rechenleistung und Speicherplatz hinzu gebucht werden. Wenn diese nicht mehr benötigt werden, kann das nicht genutzte Speichervolumen wieder gekündigt werden. Hier zeigt sich ein Vorteil gegenüber einem traditionellen Rechenzentrum, denn hier ist es meist nicht ohne weiteres möglich, zum Beispiel einen neuen Server zu installieren.
Ein zentrales Management der IT-Anwendungen bietet aber auch speziell für stationäre Händler Vorteile, da die Filiale und ihre Mitarbeiter von den meisten IT-spezifischen Fragestellungen entlastet werden und diese dort gelöst werden können, wo die entsprechenden Spezialisten sitzen. So kann die Komplexität in der Filiale reduziert werden, was sich auch in einer Kostenreduzierung im Bereich Service und Wartung niederschlägt.
Knackpunkt Datensicherheit
Eines der größten Hemmnisse, Cloud Computing einzusetzen, ist die Angst um die Sicherheit der geschäftskritischen Unternehmensdaten. Und natürlich bieten auch Cloud-Dienste Angriffsflächen für Datendiebstahl. Sich jedoch ausschließlich auf eine physische Speicherung der Daten zu verlassen, kann sich aufgrund der genannten Vorteile der Cloud-Nutzung heute kein Unternehmen mehr erlauben. Daher trägt jeder Dienstanbieter und jeder Nutzer selbst die Verantwortung, in einen effizienten Datenschutz zu investieren.
Ein anderes Problem ist der Ausfall der Systeme. Für diesen Fall sind moderne Cloud-Anwendungen jedoch in den meisten Fällen gut gewappnet. So finden meist alle Vorgänge direkt in der Cloud auf den zentralen Servern statt, solange eine Onlineverbindung besteht. Das Endgerät dient dann „nur“ der Dateneingabe und Visualisierung. Sollte das System offline sein, können die Daten trotzdem kurzzeitig lokal gespeichert werden und werden nach Wiederherstellung der Verbindung selbstständig an die Systeme in der Cloud übergeben.
Mit der richtigen Cloud-Lösung kann die gesamte Store-Software - vom POS über das Backoffice bis hin zu Lösungen für das Systemmanagement sowie Vertrieb und Marketing - in der Cloud bereitgestellt werden, was den Einzelhändler flexibler macht und die Effizienz der Prozesse erhöht.
Daniel Stöter; iXtenso.com
Themenkanäle: Datenmanagement, Datenanalyse, Cloud-Computing, Datenspeicherung