Glory Innovation Forum 2017
Digitale Transformation und die Zukunft des Bargelds
Am 12. und 13. September fand bereits zum sechsten Mal das GLORY INNOVATION FORUM – eine vom Bargeldspezialisten Glory veranstaltete Fachkonferenz mit Vertretern der Banken- und Handelsbranche – statt. Unter dem Motto „ANALOG UND DIGITAL – DIE ZUKUNFT ZAHLT BAR“ diskutierten in Leipzig zahlreiche Experten und Teilnehmer des Bargeldkreislaufs über neue Herausforderungen der Digitalisierung, die Zukunft des Bargeldes sowie über viele damit zusammenhängende Themen, die den Markt bewegen. Kernaussagen vieler Vorträge sowie der Podiumsdiskussion waren unter anderem:
- Banken und Handel haben in Deutschland noch großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung.
- Das Changemanagement in Unternehmen erfordert ein tiefgreifendes Verständnis der digitalen Prozesse und deren Auswirkungen unter anderem auf das Kundenverhalten.
- Analoge Verfahren, wie etwa die nach wie vor hohen Zahlungen mit Bargeld, dürfen bei der digitalen Transformation jedoch nicht außer Acht gelassen werden.
- Das Handling von Bargeld sorgt bei Einzelhändlern und Banken für hohe Kosten, die durch Kooperationsmodelle sowie den Einsatz von automatisierten Bargeldmanagement-Technologien für beide Seiten optimiert werden können.
Digitale Transformation geht alle etwas an
Auf dem zweitägigen Fachforum behandelten unterschiedliche Referenten aus den Bereichen Banken und Sparkassen, Werttransport, Einzelhandel, Wissenschaft und Unternehmensberatung eine breite Themenpalette: Von der Rolle der Filiale in der digitalisierten Handels- und Bankenwelt über Multichannel-Strategien und visionäre Handelskonzepte bis hin zur möglichen Abschaffung des Bargeldes. Das Hauptthema Digitalisierung zog sich dabei wie ein roter Faden durch die Konferenz: Die Teilnehmer waren sich einig, dass Banken und Handel hierzulande noch großen Nachholbedarf in Sachen Digitale Transformation haben und die Entwicklung aktiv mitgestalten müssen, wenn sie auch in Zukunft bestehen wollen. On- und Offline-Welten dürfen nicht getrennt voneinander existieren, sondern müssen Hand in Hand gehen. Grundvoraussetzung dafür ist ein tiefgreifendes Verständnis der digitalen Prozesse, welches tief in der Leitkultur des Unternehmens verankert sein sollte. Digitalisierung sollte somit sämtliche Abteilungen des Unternehmens miteinbeziehen und darf nicht nur bei einzelnen (Marketing-)Verantwortlichen liegen.
„Problematisch vor allem in Deutschland ist, dass das Management vieler Retailer noch auf alte Paradigmen und Geschäftsmodelle konditioniert ist“, so Wolfgang Lux in seinem Vortrag. Der Eigentümer der LUX Unternehmensberatung erklärte anhand eines Beispiels von Media Markt/Saturn, wie sich im Zuge des digitalen Wandels die Perspektiven in Bezug auf Preis, Größe des Sortiments, Markenpositionierung und Beratung verändert haben. Besonders deutlich wird der Wandel hinsichtlich der Kundenberatung: Der Kunde holt sich heute seine Beratung überwiegend durch andere Kundenbewertungen und -empfehlungen der Community im Internet. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Beratung in der Filiale nicht mehr stattfindet. Vielmehr werden die Anforderungen an das Verkaufspersonal im stationären Einzelhandel höher, wenn sich Kunden im Vorfeld bereits online informiert haben und dann vor Ort gezieltere Fragen stellen. Dadurch sind wiederum die HR-Verantwortlichen im Einzelhandel gefragt, gut qualifiziertes Personal bereitzustellen.
Bar ODER digital? Das ist nicht die Frage!
Dass analog und digital kein Widerspruch ist, wird auch an der Nutzung von Zahlungsmitteln deutlich: Nach wie vor ist Bargeld vor allem bei den deutschen Verbrauchern sehr beliebt. Gerade wenn es um kleinere Einkäufe beispielsweise beim Bäcker oder im Supermarkt geht, werden Münzen und Scheine sehr häufig genutzt. Nicht nur aus praktischen Gründen, sondern auch aus Sicherheits- und Datenschutzaspekten zahlen Verbraucher einen Großteil ihrer Einkäufe (77,9 Prozent) bar. Doch durch das Aufkommen immer neuer digitaler Bezahltrends im Bereich Online- oder Mobile Payment wird die Zukunft des Bargelds immer wieder in Frage gestellt. Auch auf dem GLORY INNOVATION FORUM 2017 diskutierten Teilnehmer und Referenten kontrovers über eine mögliche Abschaffung des Bargeldes. Prof. Gerald Mann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der FOM München, beleuchtete in seinem Vortrag insbesondere wirtschaftliche und politische Faktoren, die für und gegen den Ausstieg aus dem Bargeld sprechen.
Verzahnung von Handel und Banken als Zukunftsmodell?
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion ging es ebenfalls um das Thema Bargeld und die damit verbundenen Kosten. Denn solange Bargeld bestehen bleibt, werden Handel und Banken mit den Herausforderungen der Bargeldlogistik und des Bargeldhandlings konfrontiert sein. Angesichts des zunehmenden Kostendrucks bei Banken dünnen diese ihr Filialnetz immer weiter aus oder verlagern ihr Geschäft auf „Kleinst- bzw. Kompaktfilialen“. Um dennoch die Bargeldversorgung der Bevölkerung insbesondere auf dem Land sicherzustellen, gehen Banken und Einzelhändler zunehmend zu Kooperationsmodellen über. Mit dem sich bereits seit einigen Jahren etablierten „Cash Back-Verfahren“ bieten Einzelhändler ihren Kunden bei einem Einkauf ab 20 € an der Kasse die Möglichkeit, beim Bezahlen zusätzlich Bargeld in Höhe von bis zu 200 € von ihrem Konto abzuheben.
Darüber hinaus gibt es jedoch Händler, die Bankdienstleistungen über die bloße Bargeldversorgung hinaus übernehmen. So berichtete Dennis Werth, Bereichsleiter Call Center und SB Banking der Deutschen Postbank AG, von seinen Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit einer großen Tankstellenkette. Dabei kämen Cash-Recycling-Systeme von Glory zum Einsatz, die erfolgreich dabei unterstützten, das Bargeldhandling zu automatisieren. Von den Synergieeffekten der Kooperation könnten alle Beteiligten profitieren: Der Kunde, für den die „Nahversorgung“ sichergestellt sei; die Bank, indem sie weiterhin in der Fläche präsent bleibe; und auch der Einzelhändler, der sich durch den zusätzlichen Service vom Wettbewerb differenzieren und sein überschüssiges Bargeld an die Kunden durch Abhebungen auszahlen könne, wodurch Kosten für das Werttransportunternehmen eingespart werden könnten. In diesem Zusammenhang wies Roman Janecek, Leiter „Monitoring des externen Bargeldkreislaufs“ der Deutschen Bundesbank, darauf hin, dass von Einzelhändlern übernommene Bankdienstleistungen den gleichen Regeln und Prüfpflichten durch die Bundesbank unterworfen seien, wie wenn sie von der Bank selbst erbracht werden. Hier sei die Unterscheidung trennscharf.
Trotz aller Vorteile einer stärkeren Kooperation zwischen Handel und Banken kamen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion dennoch zu dem Schluss, dass es eine komplette Verschmelzung der beiden Bereiche nicht geben wird. Petra Albrecht, Geschäftsführerin der Albrecht Supermarkt GmbH, geht davon aus, dass Händler auch in Zukunft ihr Kerngeschäft nicht aus dem Blick verlieren werden: „Der Einzelhändler wird nicht zum Bankberater, auch wenn es an manchen Standorten absolut sinnvoll ist, für den Kunden zusätzliche Services anzubieten.“
Weitere Informationen zum GLORY INNOVATION FORUM 2017 (#dieZukunftzahltbar) finden Sie auch auf der Glory Event-Webseite unter: gloryinnovation.events/forum2017/
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