Der Einzelhandel ist bundesweit Spitzenreiter in der digitalen Transformation von Geschäftsprozessen. Im Vergleich zum Vorjahr legte er um mehr als zehn Prozent an Digitalität zu. Dies geht aus dem neuen Digital Index 2017 hervor, den die Mainzer Datalovers AG jährlich in Zusammenarbeit mit IW Consult aus Köln und beDirect aus Gütersloh erstellt.
Das größte Wachstum gab es im Bereich Social Media. Bei den neuen Technologien haben sich vor allem die großen Unternehmen weiter gesteigert und sind noch moderner geworden. Immer mehr Unternehmen im Einzelhandel setzen beispielsweise auf mobile Webseiten, Apps und technisch optimierte Online-Präsenzen. Trotzdem: Von hundert möglichen Punkten, die in acht Kategorien erreicht werden konnten, liegen die deutschen Einzelhändler im Mittelwert nur bei 16,65 Punkten. Es gibt also noch deutliches Potenzial nach oben. Insgesamt wurden in der Studie mehr als 560.000 Einzelhändler in den Kategorien Technologie, Reichweite, Mobile, Suchmaschinenpräsenz, Social Media, Verlinkungen, Qualität sowie Digitale Innovationsthemen untersucht.
Auffallend hierbei: Während die „großen Player“ wie Zalando oder Amazon mit durchschnittlich knapp 66 Punkten schon sehr digital sind, kommen kleine und mittlere Unternehmen bei der fortschreitenden Digitalisierung kaum hinterher. „Ihre Digitalität ist zwar im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls gewachsen, jedoch nur in sehr geringem Maß“, sagt Andreas Kulpa, CEO der Datalovers AG. Gerade kleine Unternehmen lägen noch weit unter den Durchschnittswerten. „Oft fehlen hier schlicht die Kapazitäten, um sich beispielsweise aktiv in sozialen Netzwerken zu bewegen oder eigene Marktdaten zu erheben“, begründet Kulpa. Kleine Unternehmen aus dem Einzelhandel, die nicht den Anschluss verlieren wollen, könnten aber laut Kulpa mittlerweile in verschiedenen Bereichen auf „Software as a service“ zurückgreifen. Beispielsweise gäbe es fertige Webseiten im Baukastensystem sowie Datenbanken für Marktforschung und Kundenakquise, die wie eine Suchmaschine genutzt werden können
Insgesamt sind 2,8 Millionen deutsche Unternehmen (Vorjahr: 2,1 Millionen) im Digital Index 2017 vertreten, sprich: in der digitalen Welt aktiv. Das entspricht einem bundesweiten Digitalisierungsplus von 9,5 Prozent. 2017 sind knapp 700.000 Unternehmen hinzugekommen, die im vergangenen Jahr den Schritt in die digitale Welt gewagt haben, sei es mit einer eigenen Webseite oder in sozialen Netzwerken. „Dieses Ergebnis zeigt uns, wie schnell und nachhaltig sich die digitale Welt wandelt und sich Unternehmen auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen“, sagt Kulpa.
Der Digital Index von Datalovers, beDirect und IW Consult misst jährlich den Digitalisierungsgrad der deutschen Wirtschaft und erfasst dabei alle öffentlich verfügbaren digitalen Unternehmensinformationen, die automatisiert und anonym ausgewertet werden. Online-Shops werden hier ebenso erfasst wie eigene Unternehmenswebsites, Social Media und weitere Aktivitäten im Netz. Mit dieser flächendeckenden Vermessung entsteht ein einheitliches Bild deutscher Unternehmen.
Interessantes aus dem Digital Index 2017
Ranking nach Branchen:
Spitzenreiter im Digital-Ranking sind der Einzelhandel, der einen Zuwachs um 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erlangte, sowie der Bereich Automotive. Die Touristikbranche mit einem Plus von knapp 23 Prozent am stärksten zugelegt und ist nun fast gleichauf mit der IT-Branche und dem Maschinenbau. Die Baubranche ist weiterhin das Schlusslicht.
Ranking nach Themenbereichen:
Den höchsten Zuwachs verzeichnet mit einem Plus von 83 Prozent der Bereich Social Media. Hauptsächlich konnten im Digital Index 2017 mehr Social-Media-Links als noch 2016 identifiziert werden. Auch der Bereich Mobile stieg um knapp 27 Prozent an. „Immer mehr Unternehmen setzen inzwischen auf Social-Media-Aktivitäten und stellen eine mobile Version ihrer Webseite zur Verfügung“, erklärt Kulpa die Veränderungen. Bei der Vielzahl mobiler Endgeräte mit denen das Internet inzwischen genutzt wird, werde damit einem Zukunftstrend Rechnung getragen. Da ist es nicht überraschend, dass auch die Bereiche Technology und TrafficReach zugelegt haben.
Ranking nach Unternehmensgröße:
Vor allem die großen Unternehmen haben beim Thema Technologie zugelegt, wie unlängst auch eine Studie der KfW ermittelte (Quelle: KfW Research: „Digitalisierung im Mittelstand“). Ein Wachstum ist jedoch in allen Größenklassen zu verzeichnen, wenngleich gerade kleine Unternehmen immer noch unter dem Durchschnitt liegen. An der Spitze stehen wie auch 2016 mit großem Abstand die DAX-30-Unternehmen.
Ranking nach Bundesländern:
„Vergleicht man die Digitalisierung in den einzelnen Bundesländern untereinander, so gibt es keine Verlierer“, sagt Kulpa. „In allen Ländern ist der Digital Index seit der letztjährigen Erhebung gestiegen. Im Saarland war das Wachstum mit über zehn Prozent am größten.“ Den letzten Platz belegt Brandenburg; das digitalste Flächenland ist weiterhin Mecklenburg
Vorpommern. Aber auch dieses musste sich in puncto Digitalität den Stadtstaaten geschlagen geben: Berlin, Hamburg und Bremen sind mit Abstand die digitalsten Regionen der Bundesrepublik. Düsseldorf ist weiterhin die digitalste Landeshauptstadt, bei den Großstädten hat Frankfurt am Main die Nase vorn. Berlin ist von Platz vier auf Platz 13 abgerutscht und hat damit die meisten Plätze verloren.