Interview • 17.08.2015
Wie die Möbel in den Shop kommen - Logistik für den Ladenbau
Interview mit Michael Sterk, Director der Business Unit Retail bei Imperial Logistics International
Hier geht es um perfektes Timing, Improvisationskunst und harte Nerven: Bevor ein Shop im neuen Look eröffnen kann, ist ein Berg an Logistik zu bewältigen. Möbel und Equipment müssen punktgenau verfügbar sein, damit die Ladenbauer an die Arbeit gehen können.
Die Business Unit Retail von Imperial Logistics International hat sich deshalb seit 15 Jahren auf die Anforderungen von Retail und Fashion-Kunden spezialisiert, um Händlern dabei zu helfen.Business-Unit-Director Michael Sterk sprach mit uns über die besonderen Anforderungen der Branche.
Herr Sterk, Sie organisieren die komplette Lieferkette für das Shopfitting Interior. Welche Fäden halten Sie dabei in der Hand?
Von der Abholung, über die Lagerung, Qualitätsprüfung bis hin zur Lieferung organisieren wir alle Schritte. Wenn die Produkte in die Herstellung gehen, werden wir zeitgleich involviert. Wir beraten uns mit dem Lieferanten und legen fest, wann das Produkt fertig sein und wann es überhaupt gebraucht wird, damit es rechtzeitig transportiert werden kann. Das machen wir mit rund eintausend Projekten pro Jahr - von New York, Shanghai, Wesel und Malmö aus.
Sie sind also weltweit unterwegs. Gibt es landesspezifische Besonderheiten bei Ihren Aufträgen?
Die Logistik innerhalb Europas ist für uns natürlich am einfachsten. Dort nutzen wir auch größtenteils unser eigenes Equipment. Das ist in Übersee nicht unbedingt so. Wenn wir beispielsweise in neuen Märkten, also Ländern wie Brasilien, Taiwan oder Indien, zum ersten Mal aktiv werden, müssen wir uns erst einmal informieren und umsehen. Wir prüfen vorab alle Wege, die genutzt werden können. Komme ich überhaupt in die Straße hinein? Wie sind die Zugangswege? Ein eigenes Team kümmert sich genau darum.
Auch die politische und kommerzielle Sicht spielen oft in die Prozesse mit hinein. Gerade die Importbedingungen sind unterschiedlich. Wenn beispielsweise Holz transportiert werden soll, muss mit dem Zoll geklärt werden, ob wir damit nicht etwas ins Land bringen, was wir nicht dürfen. Die Sendungspapiere müssen unbedingt stimmen.
Da läuft doch bestimmt schon einmal etwas anders als geplant ...
Natürlich läuft auch einmal etwas anders als geplant. Ich erinnere mich an ein Projekt, als Mannequins aus Asien noch auf dem Containerschiff unterwegs waren, der Shop in Europa diese aber unbedingt schon brauchte. Wir haben sie dann woanders besorgt. Einmal haben wir hundert Tonnen Fliesen von Italien nach Südamerika transportiert, weil ein Lieferant ausgefallen ist. Solche Dinge geschehen immer wieder und man muss auf alles eingestellt sein. Deshalb sind wir auch rund um die Uhr erreichbar. Die tägliche Routine erleichtert die Abläufe im Fall von ungeplanten Änderungen.
Elemente für die Ladeneinrichtung entsprechen selten der Norm. Die Verpackung wird deshalb häufig unterschätzt. Die Ware muss zum einen so verpackt sein, dass sie unversehrt ankommt. Zum anderen darf sie nur so groß sein, dass wir überall hineinkommen - in Sondereingänge, Treppenhäuser, Aufzüge und so weiter.
In China haben wir es schon erlebt, dass Garderoben bereits fertig zusammengebaut waren, die gar nicht zusammengebaut sein sollten. Das passt natürlich nicht. Um so etwas zu verhindern, sprechen wir vorab mit den Lieferanten. Auch Dinge wie die richtige Etikettierung legen wir fest, um die Lieferkette nachvollziehbar zu machen.
Wie behalten Sie den Überblick über ein Projekt?
Indem wir systematisch an die Projekte herangehen, die wir über IT steuern können. Wir arbeiten mit einer mobilen App, mit der wir jedes Lager standardisiert IT-technisch einrichten und abwickeln. Andere Unternehmen haben dieses System nur stationär installiert. Wir rüsten damit aber auch mobil unsere Splitpoints aus. Das sind unsere kleinen Lagerhäuser in der Nähe der Stores, von denen aus die Waren konsolidiert und dann zum passenden Zeitpunkt ausgeliefert werden. Sie liegen zehn bis 20 Kilometer vom Shopstandort entfernt.
Kann der Auftraggeber die Lieferkette selbst nachvollziehen?
Ja, hierzu haben wir die „Track-and-Trace App" entwickelt. Je nachdem, wer welche Informationen benötigt, kann diese über die App einsehen. Der Nutzer kann damit via Smartphone Fotos machen falls beispielsweise einmal etwas mit einer Lieferung nicht stimmt. Die Transparenz ist für alle Beteiligten ein großer Vorteil.
Nach Anlieferung der Waren geht ihr Service noch einen Schritt weiter.
Ja. Unser Installation-Team ist zu diesem Zeitpunkt bereits vor Ort und baut die Möbel im Store nach Vorgaben des Kunden auf, kümmert sich um die Montagen, Bauzeitenpläne und Abnahmen vor Ort. Unsere Monteure trainieren in unserem möblierten Showroom am Standort Wesel, wie die Möbel im Store aufgebaut werden. Vor Montage stehen ihnen außerdem Pläne des Architekten und Montageanleitungen zur Verfügung. Fotos der fertigen Shops werden anschließend projektbezogen archiviert und an den Kunden verschickt.
Wie kann Ihr Service Händlern helfen?
Die meisten Händler wissen gar nicht, dass es so einen Service wie unseren gibt. Wir sehen aber großen Bedarf, denn wir können die Lieferkette wirklich optimieren, indem wir Lagerhaltung verkürzen, Transparenz schaffen und somit die Kommunikation verbessern. Wir sind auch die einzigen, die auf diesen Bereich spezialisiert sind. Unseren Service werden wir noch weiter ausbauen - und auch die Warenlogistik innerhalb des Ladens in Angriff nehmen.
Interview: Natascha Mörs; iXtenso.com