"Ein Großteil der Kunden ist nicht für den Onlineeinkauf von Lebensmitteln bereit"

Interview mit Alexander Graf, Kassenzone.de

Alexander Graf: Der Handel mit Lebensmitteln wird sich auch in Deutschland...
Alexander Graf: 'Der Handel mit Lebensmitteln wird sich auch in Deutschland durchsetzen, aber wahrscheinlicher viel langsamer als erhofft'.
Quelle: eTribes Framework GmbH

Der Blog Kassenzone.de wurde 2008 von Alexander Graf und Florian Hermsdorf gestartet und beschäftigt sich mit Entwicklungen von Online-Geschäftsmodellen. E-Commerce-Experte Graf, der unter anderem bereits für die Otto Group im Bereich Corporate Development verschiedene Online-Projekte betreut hat, erläutert im aktuellen iXtenso-Interview die Chancen und Herausforderungen im noch jungen Bereich des Online-Lebensmittelhandels.

Herr Graf, vor welchen konkreten Herausforderungen stehen Händler, die in den Online-Verkauf von Lebensmitteln einsteigen möchten?

Sie stehen vor diversen Herausforderungen. Die wichtigste ist wohl, dass ein Großteil der potentiellen Kunden noch nicht für den Onlineeinkauf von Lebensmitteln bereit ist. Dazu kommen noch die fehlenden Angebote von Logistikdienstleistern und die unfassbar geringe Marge bei Lebensmitteln in Deutschland. Es kann kaum schwieriger sein.

Aktuell gibt es ja verschiedene Pilotprojekte in diesem Bereich. Gibt es bereits Geschäftsmodelle, denen Sie zutrauen, den Online-Lebensmittelhandel hierzulande stärker zu etablieren?

Aus meiner Sicht lauern die fünf  großen Lebensmittelketten (Metro, Schwarz, Edeka, Rewe, Aldi) darauf, dass irgendeiner der anderen einen großen Schritt Richtung Lebensmittelhandel Online macht. Keiner will es forcieren – was auch angesichts der Umstände schlau ist. Den Modellen der kleineren Anbieter traue ich nur Nischenpotential zu. Startups würde ich empfehlen den Markt ganz zu vermeiden.

REWE-Chef Alain Caparros erwartet einen Onlineanteil im Lebensmittelhandel von 10 Prozent bis 2020. Halten Sie diese Einschätzung für realistisch?

Ich habe die Zahl auch schon oft gelesen und eine recht frische Studie von E&Y stützt diese Zahlen, aber kausal begründen kann sie keiner. Das würde nur erreicht werden, wenn in 2014 ein Vollsortimenter online startet und keine Lieferkosten verlangt + die diversen logistischen Probleme (Kühlkette, Lieferzeitfenster, Retouren, Verfügbarkeiten) auf Amazon Niveau in den Griff bekommt. Ist das wahrscheinlich? Nein!

Wie wird sich dieser Bereich des E-Commerce Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln? Kann der Online-Lebensmittelhandel sich durchsetzen?

Ja, der Handel mit Lebensmitteln wird sich auch in Deutschland durchsetzen, aber wahrscheinlicher viel langsamer als erhofft und nachdem ich die Onlineaktivitäten der großen Ketten genauer beobachte, dann befürchte ich, dass der Durchbruch nicht von diesen Ketten gestaltet wird. Doch wieder ein Spiel für Amazon.

Interview: Daniel Stöter, iXtenso.com

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