Energiekrise bedroht Teile des Mittelstandes existenziell

Umsätze und Investitionen weiter leicht steigend, doch die Erwartungen auf das kommende Jahr bereiten dem Mittelstand Sorgen

Die Energiekrise setzt den kooperierenden Mittelstand weiterhin stark unter Druck und stellt bereits jetzt für einen Teil der Unternehmen eine existenzielle Bedrohung dar. Dennoch ist die wirtschaftliche Lage vorerst noch relativ stabil. Dabei werden Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen wichtiger, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandverbundes unter seinen Mitgliedern ergab.

Eine fallende Kurve auf einem Graphen
Quelle: Markus Spiske / Unsplash

Während im 2. Quartal mit mehr als 64 % noch das Gros der Verbundgruppen ihren wirtschaftlichen Status Quo als gut bewerteten, waren dies im 3. Quartal 2022 mit rund 40 % deutlich weniger. Diese Verschiebung spiegelt sich auch bei der Zahl der Kooperationen wider, deren wirtschaftlicher Status Quo derzeit befriedigend ist – das waren zwischen Juli und September mehr als 52 % der Unternehmen und damit rund 20 Prozentpunkte mehr als noch im Vor-Quartal. 

„Hier zeichnet sich eine alarmierende Verschiebung ab. Der Mittelstand ist nicht nur tragende Säule der deutschen Wirtschaft, er ist absolut systemrelevant. Damit sich diese Verschiebung nicht verstetigt, müssen kleine und mittlere Unternehmen jetzt mit aller Entschlossenheit in den Mittelpunkt politischen Handelns rücken und eine zielgerichtete und wirksame Unterstützung erfahren. Ansonsten droht bei vielen Betrieben für immer das Licht auszugehen.“, mahnt Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer Der Mittelstandsverbund.

Umsätze steigen vorerst weiter 

Auch bei der Entwicklung der Umsätze zeigt sich im 3. Quartal Bewegung: Nur weniger als die Hälfte der Verbundgruppen konnten ihren Umsatz im letzten Quartal steigern, mehr als 21 % verzeichneten einen Umsatzrückgang – ein Plus von mehr als 12 Prozentpunkten im Vergleich zum Vor-Quartal (Vergleich Q2: 8,9 %).

Der Ausblick spiegelt ein noch schlechteres Bild, denn mehr als 26 % der Unternehmen erwarten in den nächsten Monaten ein Minus bei den Umsätzen (Vergleich Q2: 16,1 %), während mit 49,1 % weniger Kooperationen als im Vorquartal (Vergleich Q2: 55,4 %) mit einem Anstieg rechnen. 

Eine ähnliche Lage ist bei den Anschlusshäusern der Kooperationen erkennbar: nur 4 von 10 Unternehmen verzeichneten in den vergangenen drei Monaten steigende Umsätze, mehr als 31 % verzeichneten einen Rückgang, das sind rund 14 Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vor-Quartal. 

Ertragslage gedämpft

Die Ertragslage zeigt sich im 3. Quartal 2022 gedämpft. So waren bei rund 30 Prozent der Unternehmen die Erträge von Juli bis September rückläufig, was einem Anstieg von etwa 14 Prozentpunkten im Vergleich zum 2. Quartal 2022 entspricht. Parallel dazu sank die Zahl der Verbünde, die ein Ertragswachstum zurückmeldeten, um fast 10 Prozentpunkte – konkret von 41,1 % auf 31,6 %. Auch für die nahe Zukunft erwartet ein Drittel der Kooperationen hier eine Abnahme (Vergleich Q2: 23,2%), während rund 30 % von einem Plus ausgehen (Vergleich Q2: 35,7 %). Gleichzeitig rechnet das Gros der Verbünde (35,1 %) mit einer Verstetigung der Erträge. 

Investitionen beständig bis leicht steigend

Der kooperierende Mittelstand hat im 3. Quartal 2022 durchschnittlich etwas mehr investiert als im Vor-Quartal. Konkret trifft dies auf 24,6 % und damit rund ein Viertel der Verbundgruppen zu (Vergleich Q2: 19,6 %). Bei mehr als 63 % der Unternehmen blieben die Investitionen auf gleichem Level (Vergleich Q2: 69,6 %). Für die verbleibenden Monate des Jahres 2022 plant die Mehrheit der Verbünde (56,1 %) hier keine Anpassung (Vergleich Q2: 62,5 %) – mehr als 26 % der Unternehmen wollen in diesem Zeitraum aber mehr investieren. 

Beschäftigung stagniert

Gedämpft, aber stabil zeigten sich im 3. Quartal die Beschäftigungszahlen im kooperierenden Mittelstand – so haben zwar 19 % der Unternehmen neues Personal eingestellt, dies entspricht aber einem Rückgang von knapp 6 Prozentpunkten im Vergleich zum Vor-Quartal. Gleichzeitig hat sich jedoch die Zahl der Beschäftigten bei etwas weniger als drei Viertel der Unternehmen (73,7 %) nicht verändert. Perspektivisch plant rund ein Viertel der Kooperationen für die kommenden Monate aber wieder mehr Personal ein. 

Auch bei den Anschlusshäusern der Verbünde stagnierten die Beschäftigungszahlen in den Monaten Juli bis September bei rund 60 % der Unternehmen – 17,5 % meldeten einen Rückgang (Vergleich Q2: 10,7 %).

Energiepreise setzen Mittelstand unter Druck

Die steigenden Preise für Energie setzen den Mittelstand zunehmend unter Druck. Das zeigt auch die Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes. So schätzen mehr als ein Drittel der Verbundgruppen, dass die Energiekrise für einen großen Teil ihrer Mitglieder*innen existenzgefährdend wird, wenn die Politik nicht mit Überbrückungsmaßnahmen gegensteuert. 

Stellt dies auch Investitionen auf den Prüfstand? Noch vermelden 59 % der Kooperationen keine Zurückhaltung bei Investitionen, während 14 % der Unternehmen allerdings ihre Investitionen deutlich auf Energieeffizienzmaßnahmen verlagern. Weitere 10 % der Verbundgruppen überlegen allerdings derzeit, sämtliche betriebliche Investitionen vorerst zurückzustellen.

Über die Umfrage

An der Konjunkturumfrage haben sich 57 Verbundgruppenzentralen mit rund 42.000 angeschlossenen Unternehmen aus insgesamt 16 Branchen beteiligt – darunter waren etwa Küchen & Möbel, Konsumelektronik, Schuhe & Textil, das Bauhandwerk sowie Lebensmittel & Getränke. Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des Mittelstandsverbundes durchgeführt, die insgesamt 230.000 mittelständische Unternehmen vertreten. Zu den befragten Einkaufs-, Marketing- und Dienstleistungskooperationen zählen beispielsweise Edeka, Rewe, Sport 2000, expert, MEGA und BÄKO.

Quelle: Mittelstandsverbund

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