Bewusstsein für Nachhaltigkeit steigt – Attitude-Behavior Gap noch groß

Neue Studie der DHBW Heilbronn zur Nachhaltigkeit im Möbelhandel

Lager eines Möbelhauses, Regale mit Kartons
Quelle: PantherMedia/Benis Arapovic

Inwieweit ist das Konzept der „Nachhaltigkeit“ im Bewusstsein von Möbelkäufern verankert? Wie relevant ist sie für Kunden beim Kauf von Möbeln? Welche Rolle spielen Gütesiegel beim Kauf von Möbeln? 

Diesen Fragen geht die aktuelle Veröffentlichung von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Jessica Hoos nach. 

Für ihre Studie haben sie im Sommer 2020 eine Online-Befragung unter insgesamt 5.350 Möbelkäufern durchgeführt und nach den Assoziationen zum Thema Nachhaltigkeit gefragt: Mehr als die Hälfte der Kunden verknüpft Nachhaltigkeit beim Kauf von Möbeln vorwiegend mit ökologischen Kriterien wie der Nutzung von nachwachsenden Ressourcen (61,8%), der Reduktion des CO2-Ausstoßes (48,2%), schadstoffarmem Design (41,3%), der Reduktion von Plastik (39,1%) oder recycelbaren Produkten (38,0%). Aber auch soziale Aspekte wie faire Arbeitsbedingungen (49,6%), und das Kriterium der Langlebigkeit von Produkten (51,4%) werden häufig genannt.

Das Thema ist bei den Verbrauchern angekommen – aber hat es auch Konsequenzen für das tägliche Handeln und die Kaufentscheidung? Die Frage nach der Wichtigkeit von Nachhaltigkeit beim Kauf von Einrichtungsgegenständen beantworten immerhin 31,9% mit „sehr wichtig“ und 52,9% mit „wichtig“. Im Widerspruch dazu sehen jedoch fast 40% der Käufer noch keinen zusätzlichen Nutzen von nachhaltigen Produkten für sich. Folglich dürfte auch die Bereitschaft, einen Aufpreis für diese Produkte zu zahlen, noch nicht gegeben sein, folgern die Autoren. 

Immerhin kennen 94% der Befragten den „Blauen Engel“ (94,0%) und fast 80% wissen nach eigenem Bekunden auch, wofür das Siegel steht. Das FSC-Siegel steht an zweiter Stelle - alle anderen erreichen die Bekanntheits- und Vertrautheitswerte der Spitzenreiter nicht. 

Das Fazit der Autoren: Nachhaltigkeit ist in der Möbelbranche sowohl bei den Möbelherstellern und -händlern als auch bei deren Kundschaft angekommen. Ein hoher Prozentsatz der über 5.000 befragten Möbelkäufern hat bei allen Fragstellungen mit unterschiedlicher Signifikanz die Relevanz von Nachhaltigkeit für sich bekundet. 

Ob das sogenannte Attitude-Behavior Gap, also die Diskrepanz zwischen der Haltung und dem konkreten Handeln, in absehbarer Zeit ebenfalls überwunden werden kann, muss noch untersucht werden. 

Quelle: DHBW Heilbronn

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