80 Prozent der polnischen Firmen auf dem deutschen Markt wollen Investitionsausgaben erhöhen oder beibehalten. Jede*r fünfte Investor*in rechnet mit einer Steigerung seiner Beschäftigtenzahl. Weit überwiegend sprechen für den Standort Deutschland sein Zugang zu neuen Märkten sowie die Möglichkeit, die eigene Betriebsgröße zu erhöhen, belegt eine aktuelle Umfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen).
Trotz schlechter konjunktureller Prognosen bleibt Deutschland für internationale Investoren aus Polen ein bevorzugter Standort. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) unter polnischen Tochterunternehmen in Deutschland. „Deutschland hat sich in den vergangenen zwölf Monaten für polnische Investoren als solider und attraktiver Markt profiliert, der sogar unter den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin Perspektiven bietet“, sagt Lars Gutheil, Hauptgeschäftsführer der AHK Polen.
So wollen 79,4 Prozent der polnischen Tochterfirmen im laufenden Jahr ihre Investitionsausgaben in Deutschland erhöhen oder beibehalten. Ebenso rechnen fast 80 Prozent damit, dass 2022 die Umsätze gleich bleiben oder steigen. Die Investor*innen schätzen bei ihrem westlichen Nachbarn insbesondere die Zahlungsmoral sowie die gute Infrastruktur. „Vor allem aber ist Deutschland für viele polnische Investoren ein Sprungbrett in die Welt“, sagt Gutheil. „Von hier aus lassen sich globale Märkte besser erschließen, auch dank der Zusammenarbeit mit deutschen Partnern.“
Fachkräftemangel spürbar
Nicht alle Faktoren werden dabei gleichermaßen gut bewertet. So sorgen sich fast 30 Prozent um die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter*innen, ebenso viele halten das Arbeitskostenniveau in Deutschland für zu hoch. Auch bei der Steuerlast sowie dem Zugang zu Fördergeldern schneidet Deutschland bei polnischen Unternehmern eher mittelmäßig ab. Jeweils weniger als 20 Prozent bewerten diese Felder mit gut oder sehr gut. Dennoch würden sich sieben von zehn Investoren wieder für den Standort Deutschland entscheiden.
Als dringendste „Baustellen“ betrachten die Investor*innen eine Senkung der Energiekosten sowie einen besseren Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften.
Berlin ist Zentrum polnischer Investitionen in deutsche Unternehmen
„Die Einschätzung der polnischen Unternehmen hierzulande ist äußerst wertvoll. Deutschland profitiert von ausländischen Investitionen und ist gut beraten, auf seine wichtigen Wirtschaftspartner zu hören. Gerade die langjährige enge deutsch-polnische Kooperation auf beiden Seiten der Grenze hat sich in diesen Krisenzeiten in der Wirtschaft noch verfestigt”, sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).
Über Vor- und Nachteile des Standorts Deutschland aus der Perspektive des wichtigsten Nachbarn im Osten zu erfahren, hat deshalb für den DIHK besondere Relevanz. Der DIHK setzt sich mit wirtschaftspolitischen Empfehlungen dafür ein, den Standort Deutschland in Europa und der Welt attraktiver zu machen.
Aktuell sind über 1.500 polnische Firmen in Deutschland aktiv, die meisten davon in Berlin. Sie stützen sich auf ein solides Netzwerk bilateraler Wirtschaftsbeziehungen. So hat der deutsch-polnische Außenhandel im vergangenen Jahr einen Wert von 147,1 Milliarden Euro generiert und sich dabei gegenüber dem Vorjahr um fast 20 Prozent gesteigert. Polen ist heute der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands.
„Die Bedeutung dieser Beziehung dürfte in den kommenden Jahren noch zunehmen“, so Treier. Dafür spreche, dass beide Länder ähnliche Tendenzen und Interessen aufwiesen. „Vor dem Hintergrund neuer Lieferketten und gesamteuropäischer Entwicklungen wie der Energiewende, der Elektromobilität und Digitalisierung verfolgen Unternehmen in beiden Ländern sehr ähnliche Konzepte. Dies führt auch in den kommenden Jahren zu wertvollen Synergien“, sagt Treier.