Universität Bayreuth: Supermarkt der Zukunft

Ein Brettspiel für die kreative Auseinandersetzung mit neuartigen Lebensmitteln

Die Kennzeichnung neuartiger Lebensmittel („Novel Foods“) mit dem Ziel, nachhaltige Konsumentscheidungen zu fördern, ist aktuell ein vieldiskutiertes Thema in Wissenschaft, Industrie und Politik. Die Simon-Nüssel-Stiftung fördert dazu seit kurzem ein ungewöhnliches Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Lebensmittelrecht der Universität Bayreuth. Das Ziel ist die Entwicklung eines Brettspiels „Supermarkt der Zukunft“. Die Spieler*innen lernen dabei innovative Lebensmittelprodukte kennen und erfahren, wie sie fundierte Konsumentscheidungen treffen können und sollten. Wissenschaft und Politik können durch das Spiel neue Erkenntnisse zur Praxis von Lebensmittelkennzeichnungen gewinnen.

Grüne Figuren und Münzen auf einem Spielbrett
Quelle: Jaciel Melnik / Unsplash

Das Brettspiel, das in den nächsten Monaten unter der Leitung von Prof. Dr. Kai Purnhagen entwickelt wird, soll den Teilnehmer*innen die Möglichkeit bieten, als Konsument*innen ihren eigenen Supermarkt zu gestalten. Indem sie bewusste Entscheidungen über Lebensmittel treffen, die künftig mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Teil ihrer täglichen Ernährung darstellen, können sie sich auf greifbare Art und Weise mit „Novel Foods“ und deren gesetzlicher Regulierung auseinandersetzen. Zwei Teams spielen dabei gegeneinander, spezielles Fachwissen über die Inhalte und die Produktion von Lebensmitteln werden nicht vorausgesetzt. Es genügen die durchschnittlichen Kenntnisse erwachsener Konsument*innen. In der derzeitigen Konzeption des „Supermarkts der Zukunft“ gibt es kein Team, das aus dem Spiel als Sieger hervorgeht – es geht allein um den Erkenntnisgewinn.

Spielen, beobachten, lernen

Das Spiel wird so konzipiert sein, dass es zugleich die Forschung auf dem Gebiet der Lebensmittelwissenschaft und -technologie unterstützt: Im Rahmen empirischer Studien sollen Wissenschaftler*innen die Möglichkeit erhalten, die Spieler*innen dabei zu beobachten, wie sie ihre Entscheidungen treffen und wie sie dabei nicht zuletzt auch von Lebensmittelkennzeichnungen beeinflusst werden. Die systematische Erhebung von Daten, die diese Entscheidungsprozesse betreffen, werden aber nicht nur für die Forschung aufschlussreich sein. Sie sollen zugleich politische Entscheidungsträger anregen, die Sicht der Verbraucher*innen und deren Präferenzen verstärkt in künftige gesetzliche Regulierungen einzubeziehen. Vor dem Hintergrund dieser weiterreichenden Ziele will das Kulmbacher Team am Lehrstuhl für Lebensmittelrecht mit Expert*innen aus anderen Bereichen, beispielsweise der Psychologie des Verbraucherverhaltens, zusammenarbeiten. Auf dem noch jungen Forschungsgebiet des „Design Thinking“ ist eine Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam geplant.

"Wir freuen uns sehr über die finanzielle Förderung unseres innovativen Vorhabens. Das Brettspiel 'Supermarkt der Zukunft' hat das Potenzial, unsere Einstellungen zu Lebensmitteln und ihren Kennzeichnungen nachhaltig zu verändern. Es wird dabei helfen, eigene Vorstellungen von innovativen Lebensmitteln zu reflektieren und der komplexen Frage nachzugehen, wie unser Supermarkt der Zukunft aussehen soll“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Kai Purnhagen. „Wir wollen darüber hinaus erreichen, dass unser Brettspiel als ein Instrument kritischen Denkens wahrgenommen und dafür genutzt wird, auch auf politischer Ebene Debatten über neuartige Lebensmittel anzustoßen und Entscheidungen hinsichtlich ihrer Regulierung zu unterstützen", fügt Alexandra Molitorisová hinzu, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Lebensmittelrecht das Projekt betreut.

Das Brettspiel "Supermarkt der Zukunft" soll – sobald seine Entwicklung abgeschlossen ist – auch in weitere Forschungsvorhaben des Lehrstuhls für Lebensmittelrecht, insbesondere auf Gebieten des innovativen Lebensmittelrechts und der alternativen Proteine, einbezogen werden. Zudem kann es für wissenschaftliche Studien aus anderen Disziplinen am Standort Kulmbach genutzt werden. Auf Anfrage wird es auch anderen Bildungseinrichtungen und öffentlichen Stellen zur Verfügung gestellt.

Quelle: Universität Bayreuth

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