Interview • 16.12.2013

Prospekt im Briefkasten, Banner auf Website

Interview mit Markus Engel, Vorstand der Engel AG

Haushaltwerbung wird digitaler, Crossmedia lautet das Stichwort....
Haushaltwerbung wird digitaler, Crossmedia lautet das Stichwort.
Quelle: Engel AG

Prospekte und Beilagen erfreuen sich großer Beliebtheit - bei Unternehmen und Kunden. Aber die Digitalisierung macht auch vor Haushaltwerbung nicht Halt. Gefragt seien deshalb crossmediale Kampagnen, sagt Markus Engel, Vorstand der Engel AG.

Vor welchen Herausforderungen steht die Haushaltwerbung angesichts der Digitalisierung?

Das Medium Haushaltwerbung muss es schaffen, seine starke Wirkung zu behalten. Die digitalen Medien können das noch nicht liefern, im Moment. Geomarketing ist angesagt und kann Streuverluste minimieren, was für ganz spezielle Werbetreibende wichtig ist. Der klassische LEH setzt nach wie vor auf Masse, der hat keine Sorge wegen Streuverlusten. Das ist möglich, weil es hohe Druckkapazitäten im Markt gibt und in der Folge sehr niedrige Druckpreise. Überspitzt dargestellt ist es egal, ob man mehr oder weniger drucken lässt. Das führt zu vollen Briefkästen bei Verbrauchern, die die Wirkung der einzelnen Prospekte minimieren. Zudem steigt dadurch die Zahl der Werbeverweigerer.

Die Digitalisierung und das veränderte Mediennutzungsverhalten zwingen dazu, crossmediale Konzepte zu entwerfen. Das ist auch im Kommen, d.h. Haushaltwerbung und Online müssen zusammenspielen. Ein Prospekt im Briefkasten, ein Banner auf der Website und ein Display im E-Mail-Account – so muss das laufen. Das Problem ist, dass bei unseren Auftraggebern die Etats unterschiedlich aufgeteilt werden , oft wissen die Verantwortlichen für klassisches Below-the-line und für Online-Marketing nicht, was der jeweils andere gerade plant und welche Kampagnen er startet.

Dazu kommt, dass die Budgets für die klassische Werbung kontinuierlich verkleinert werden. Noch gehen knapp unter 50 Prozent in den Prospekt, vor vier Jahren war es noch deutlich mehr: In den vergangenen Jahren gab es, auch wegen des BDSG, einen Anstieg bei nicht- oder teiladressierter Werbung, das hat die Rückgänge abgemildert. Aber auch das wird sinken, während Online-marketing wächst. Dennoch bleibt der Prospekt auf absehbare Zeit das meistgenutzte Medium, aber nicht auf dem hohen Niveau von heute.

Hat die Anzahl der sogenannten Werbeverweigerer in den zurückliegenden Jahren zugenommen oder hat sich da nichts verändert? Sind Werbeverweigerer ein Problem für die Haushaltwerbung?

Ja, die Zahl hat zugenommen. Seit „Einkauf aktuell“ auf dem Markt ist, geht die Zahl pro Jahr um etwa 0,5 Prozent nach oben. Im Moment haben wir bundesweit im Mittel rund 23 Prozent. Das ist viel, aber in der Schweiz liegt die Zahl bei weit über 50 Prozent, trotzdem wird dort Haushaltwerbung noch genutzt. Wichtig ist: Der Werbeverweigerer ist kein Konsumverweigerer, er will nur keine massenhafte Papierwerbung im Briefkasten. On der Regel handelt es sich eher um gut situierte, kaufkräftige Menschen, die an Prospekten von Discountern nicht interessiert sind. Eine Broschüre von Jaguar würden sie aber gern lesen, egal, ob sie einen Aufkleber am Briefkasten haben oder nicht. Es geht darum, diese Menschen auf anderem Wege zu erreichen. Hier spielt adressierte Werbung eine Rolle.

Massenhafte Prospektverteilung ist das eine. Unternehmen suchen aber ja heute die enge 1:1-Beziehung zu Kunden. Welche Rolle spielt die Personalisierung in der Haushaltwerbung?

Marketingverantwortliche im Handel fordern zunehmend eine Personalisierung, es geht um mehr Individualisierung in der Haushaltwerbung. Das ist nicht ganz leicht umzusetzen. Wir haben zum Beispiel ein neues Produkt entwickelt namens "Haushalt Digital". Damit können die Inhalte des Prospektes auf einer mobilen Website angezeigt werden – und von jedem Smartphone aus genutzt werden. Der lokale Edeka-Markt bringt seine Wochenangebote auf die Website, der App-Nutzer kriegt eine Nachricht, dass neue Angebote abrufbar sind. Jeder Nutzer kann die Angebote maßgeschneidert für sich individualisieren, so dass ein Vegetarier beispielsweise keine Fleischangebote sieht oder ein Abstinenzler keine Bierwerbung. Händler haben damit die Möglichkeit, neue Angebote zum Kunden zu bringen und neue Anlässe für eine Kontaktaufnahme zu schaffen.

Die Website kann sich jeder über einen QR-Code aufs Smartphone laden, der Code wird in den Märkten und den Prospekten zugänglich gemacht. Über ein Icon auf dem Startbildschirm kommt der Nutzer dann auf die mobile Website.Angebote können lokal ausdifferenziert werden, zudem kann jeder Händler seine eigene Website basteln, mit besonderen Serviceangeboten, Stellenausschreibungen et cetera. Auch auf diesem Weg lässt sich der Werbeverweigerer erreichen.

Bleibt Print für Ihre Kunden als Standalone-Lösung im Fokus oder fragen diese verstärkt nach Angeboten, die Print und Online verbinden?

Der Prospekt wird am meisten angefragt, die Initiative für online kommt meistens von uns. Das liegt ganz wesentlich daran, dass die Marketingtöpfe in den Unternehmen strikt getrennt sind, hier herrscht verbreitet ein Silodenken. Und da stellt sich dann zum Beispiel die Frage, wohin die mobile Website gehört: Ist das klassisches Marketing oder Online-Marketing? Das Silodenken macht Multichannel Marketing sehr kompliziert, viel Geld geht durch die fehlende Koordination verloren. Hier steht dem Handel eine Riesenaufgabe bevor. Aber zurück zur Frage: Die Bedeutung von Haushaltwerbung liegt am Beginn der Customer Journey, sie stößt sie im Idealfall an. Wir sorgen dafür, dass sich jemand für ein Produkt, ein Unternehmen interessiert und dann den Anbieter kontaktiert. Der Anbieter muss ihn dann weiterentwickeln und zum langjährigen, lukrativen Kunden machen. Wir bringen den Kunden dahin.

Wie sehen Print-Online-Kombinationen aus? QR-Code, URL im Prospekt mit spezieller Landingpage oder etwas ganz Anderes?

Der crossmediale Ansatz, den wir verfolgen ist, dass wir den Prospekt in den Briefkasten stecken und United Internet Dialog im gleichen Postleitzahlengebiet im Internet ein Display hochfährt. Der Kunde wird also aus zwei Richtungen mit denselben Inhalten befeuert. Darin sehe ich eine große Zukunft für einige Großen der Branche. Allerdings beschäftigen sich bislang eher wenige mit diesen Themen nach. Bei den Auftraggebern muss die Printabteilung mit den Online-Verantwortlichen sprechen und die Frage klären, wie man sich ergänzt und gegenseitig stärkt.

Generell wird heute der QR-Code immer stärker genutzt. Aber in meinen Augen ist das nur ein Übergangsphänomen, denn mittlerweile kann man Inhalte ja schon aus Bildern auslesen. Aber das Verfahren bleibt auch bei diesem Weg dasselbe: Ein Unternehmen holt den Interessenten vom Prospekt ins Internet, zunehmend ins mobile Web. Smartphones und Tablets sind das Thema der Zukunft. Die Menschen nutzen es zur recherche vor einer Kaufentscheidung.

Haushaltwerbung bleibt, trotz Geomarketing, ein weitgehend anonymes Werben. Unternehmen wollen heute aber wissen, wen sie ansprechen, am besten namentlich. Wie lässt sich dieser Widerspruch auflösen?

Hier ist Haushaltwerbung auf Geomarketing-Basis der erste Anstoß. Haushaltwerbung hat durch das novellierte Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) gewonnen: Denn jetzt suchen die Unternehmen über unadressierte oder teiladressierte Werbung den Zugang zu (potenziellen) Kunden. Es handelt sich hier aber nicht um eine Verdrängung, vielmehr unterstützt die unadressierte Werbung den Werbebrief, weil auf diesem Weg Unternehmen an Adressen kommen, die ihnen der Interessent von sich aus liefert. Insofern nutzen Werbungtreibende Haushaltwerbung heute zum Aufbau eines eigenen qualifizierten Adresspools.

Quelle: Haufe Online Redaktion

Anbieter
Logo: Engel AG

Engel AG

Am Aubach 36
63619 Bad Orb
Deutschland

Weitere Beiträge zum Thema:

Beliebte Beiträge:

Thumbnail-Foto: Optimierung visuellen Inhalts für das Einzelhandelsmarketing...
26.10.2023   #Digitales Marketing #Visuelle Kommunikation

Optimierung visuellen Inhalts für das Einzelhandelsmarketing

Visueller Inhalt spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit Ihrer Kunden zu gewinnen und zu halten.

In einer Welt, in der wir ständig von Bildern, Videos und Grafiken umgeben sind, ist es entscheidend, dass Ihr visueller Inhalt heraussticht und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Denken Sie an die letzten Male, wenn Sie online ...

Thumbnail-Foto: Valentinstags-Marketing: kreative Kampagnen, die den Ton treffen...
18.01.2024   #stationärer Einzelhandel #Nachhaltigkeit

Valentinstags-Marketing: kreative Kampagnen, die den Ton treffen

Beispiele, wie du am Valentinstag punkten kannst

Zalando schlug 2021 zwei Fliegen mit einer Klappe: Mit der Aufforderung „campaign exchange the clothes after your ex“ zeigte man der Kundschaft ...

Thumbnail-Foto: Tipps: Optimale Shopping Experience zu Weihnachten...
22.11.2023   #Online-Handel #Künstliche Intelligenz

Tipps: Optimale Shopping Experience zu Weihnachten

So bereitest du dich als Amazon-Händler*in auf die Shoppingtage vor

Die Aktionstage zum Beginn der weihnachtlichen...

Thumbnail-Foto: Für dich: Retail-Marketing-Kalender 2024
08.01.2024   #Marketing #Verkaufsförderung

Für dich: Retail-Marketing-Kalender 2024

Diese Phasen und Tage kannst du im kommenden Jahr für dich und dein Geschäft nutzen

Geburtstage, Ferien, Urlaube … All diese Tage werden von uns alljährlich in Kalendern festgehalten, um unseren persönlichen Alltag zu planen. Aber auch das Geschäftsjahr lässt sich planen. Für Händler*innen kann ...

Thumbnail-Foto: Veganuary 2024: Beste Verkaufsstrategien und Beispiele...
11.01.2024   #stationärer Einzelhandel #Lebensmitteleinzelhandel

Veganuary 2024: Beste Verkaufsstrategien und Beispiele

Warum Einzelhändler*innen den Trend nutzen sollten

Der Veganuary ist in Deutschland in die vierte Runde gestartet. Über 850 deutsche Unternehmen beteiligen sich an dieser globalen Bewegung ...

Thumbnail-Foto: Die „Stille Stunde“ – Ein Beitrag zur Inklusion im Einzelhandel?...
31.10.2023   #Kundenzufriedenheit #Kundenerlebnis

Die „Stille Stunde“ – Ein Beitrag zur Inklusion im Einzelhandel?

Zur Ruhe kommen in einer lauten Welt: Supermärkte setzen Zeichen

Die Geschäftswelt sucht ständig nach neuen Möglichkeiten, Kund*innen anzuziehen...

Thumbnail-Foto: REMIRA präsentiert die vollständig digitale Customer Journey...
16.02.2024   #Handel #Tech in Retail

REMIRA präsentiert die vollständig digitale Customer Journey

EuroCIS 2024: Maximaler Nutzen für Händler und Kunden
ohne Vendor-Lock-In

Die moderne Handelswelt ist geprägt vom Einsatz zahlreicher Systeme verschiedenster Anbieter. Insbesondere im Retail-Handel sind noch viele Softwareunternehmen nur mit immensem Aufwand bereit, Lösungen anderer Anbieter zu integrieren. ...

Thumbnail-Foto: Weihnachtsdeko: Setz deinen Store in Szene!
09.11.2023   #Kundenerlebnis #Ladendekoration

Weihnachtsdeko: Setz deinen Store in Szene!

Vom Boden, über die Regale und Lichter bis zum Schaufenster – so machst du deinen Store fit fürs Weihnachtsgeschäft!

Die Wochen vor Heiligabend gelten als die umsatzstärksten des Jahres...

Thumbnail-Foto: Klimaneutralität: So sparst du Energie in deinem Store!...
27.11.2023   #Beleuchtungskonzepte #Umwelt

Klimaneutralität: So sparst du Energie in deinem Store!

Die Klimaschutzoffensive des Handels hilft praxisnah und mit neuen und innovativen Pilotprojekten – auch dir.

Eine EDEKA-Filiale in Leipzig wird zum ersten klimaneutralen Supermarkt - Aber wie?

Thumbnail-Foto: Kund*innen zu Freunden machen – So kann’s gehen...
24.01.2024   #Marketing #Online-Marketing

Kund*innen zu Freunden machen – So kann’s gehen

WhatsApp-Channels als Geheimwaffe im Marketing-Mix

Im Herbst 2023 hat Meta mit den WhatsApp-Kanälen eine völlig ...

Anbieter

REMIRA Group GmbH
REMIRA Group GmbH
Phoenixplatz 2
44263 Dortmund