Jetzt ist es also so weit: Der TikTok Shop ist in Deutschland gestartet. Und ganz ehrlich? Ich finde das spannend. Als Redakteurin, die sich tagtäglich mit Retail-Trends beschäftigt, ist das genau so ein Moment, bei dem ich denke: Okay, hier passiert gerade etwas, das wir nicht ignorieren sollten.

Denn klar, das Prinzip klingt verlockend: Produkte sehen, sich unterhalten lassen, kaufen – alles direkt in der App. Wer sowieso schon viel Zeit auf TikTok verbringt, für den ist das die perfekte Kombination. Händler*innen bekommen einen direkten Draht zur Zielgruppe, Influencer pushen Produkte und TikTok kümmert sich gleich noch um Payment und teilweise sogar um den Versand. Klingt ziemlich einfach. Fast zu einfach?
Wie funktioniert der TikTok Shop eigentlich genau? Nutzer*innen sehen in ihrem Feed oder während eines Livestreams ein Produkt – und können es direkt über die App kaufen, ohne die Plattform zu verlassen. Möglich machen das integrierte „Kaufen“-Buttons, verlinkte Produktseiten und Checkout-Prozesse, die TikTok selbst hostet. Händler*innen können ihre Produkte entweder direkt über TikTok oder über angebundene Marktplätze einpflegen. Bezahlt wird über TikTok Pay, die Logistik kann – je nach Modell – ebenfalls von TikTok organisiert werden. Das klingt bequem für alle Beteiligten, bedeutet aber auch: TikTok kontrolliert große Teile der Wertschöpfungskette.

Genau hier wird’s für mich tricky. Denn auch wenn Social Commerce mega angesagt ist – was bedeutet das langfristig für Vertrauen, Qualität und Kundenbindung? Nicht jede Empfehlung ist wirklich ehrlich, nicht jedes Produkt hält, was es im Clip verspricht. Und wer haftet eigentlich, wenn’s mal nicht läuft? Gerade kleinere Händler*innen könnten da in Nachteil geraten – oder müssen sich auf eine Plattform einlassen, bei der sie wenig Kontrolle haben.
Was mich zusätzlich stutzig macht: Die Datenschutzlage rund um den TikTok Shop ist – wie so oft bei Plattformen aus dem Hause ByteDance – nicht ganz klar. Wer erhält welche Daten? Und wie werden sie verwendet? Die enge Verknüpfung von Content, Shoppingverhalten und Nutzungsdaten eröffnet zwar spannende Marketing-Möglichkeiten, wirft aber auch Fragen zum verantwortungsvollen Umgang mit sensiblen Informationen auf – besonders im europäischen Kontext.

Ich finde: Der TikTok Shop hat definitiv Potenzial – gerade für Marken, die wissen, wie man Zielgruppen auf Augenhöhe anspricht. Aber wir sollten auch nicht vergessen, dass Handel mehr ist als nur schnelle Käufe und Likes. Es geht um Beziehung, um Service, um Vertrauen.
Also ja: Ich bin neugierig, wie sich das Ganze entwickelt. Aber ich wünsche mir, dass wir als Branche nicht nur auf den Hype schauen, sondern auch hinter die Kulissen. Damit Social Commerce mehr wird als ein kurzfristiger Trend – nämlich eine Chance, Handel neu zu denken.