Corona-Krise: Kontaktloses Bezahlen beliebter denn je
Praktisch, schnell und vor allem hygienisch
„Bitte, wenn möglich, kontaktlos bezahlen!“ – diese oder ähnliche Hinweise hängen momentan im Kassenbereich vieler Lebensmittelgeschäfte. Der Grund: Durch eine Reduzierung der notwendigen Berührungspunkte in der Kassenzone hofft man, der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Wird kontaktloses Bezahlen in Deutschland endlich salonfähig?
Die Deutschen und das liebe Bargeld
Ob der Schokoriegel am Kiosk, der Wocheneinkauf im Supermarkt oder die Rechnung im Restaurant – Deutsche bezahlen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern immer noch gerne mit Bargeld.
Jedoch gewinnt kontaktloses Bezahlen immer mehr an Beliebtheit. Laut einer Studie der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) zur Nutzung der Girokarte stieg der Anteil der kontaktlosen Bezahlvorgänge mit der EC-Karte im Dezember 2019 auf 35,7 Prozent, im Vergleich zu 19 Prozent im Januar desselben Jahres. Die Corona-Krise scheint diesem Trend nun zusätzlichen Aufschwung zu verliehen. Nach Angaben der Deutschen Kreditbank sei die Anzahl der kontaktlosen Transaktionen mit Girokarte im März auf über 50 Prozent angestiegen.
Kontaktlos bereits technischer Standard
Heutzutage verfügen fast alle Karten – Giro- und Kreditkarten – über die Kontaktlosfunktion. Zu erkennen ist sie an einem kleinen Symbol auf der Rückseite der Karte, bestehend aus vier gebogenen Linien. Inhaber können die Funktion über ihr Kreditinstitut aktiv oder inaktiv stellen. Auch via Smartphone ist kontaktloses Bezahlen möglich. Der Dienst kann entweder über den Kreditkartenanbieter und den Einsatz einer digitalen Kreditkarte erfolgen oder über mobile Zahldienste wie Google Pay oder Apple Pay.
Kontaktloses Bezahlen funktioniert an allen Kassen, die mit einem NFC-Lesegerät ausgestattet sind. NFC steht für Near Field Communication, dem internationalen technischen Standard zur Datenübertragung beim kontaktlosen Bezahlen. Heute verfügt eine große Mehrheit der Terminals über diese Funktion und ist somit auch für kontaktloses Zahlungsverfahren einsatzfähig.
Der Vorteil: Transaktionen von bis zu 25 Euro können ohne Eingabe einer PIN erfolgen, sofern diese ohne Kontakt mit dem Kartenlesegerät erfolgt. Große Kreditkartenanbieter wie Mastercard, VISA und American Express haben dieses Limit nun auf 50 Euro erhöht. Die Girocard hingegen hält bislang an der 25-Euro-Grenze fest. Laut Aussage des Handelsblatts soll auch dieses Limit jedoch auf 50 Euro hinaufgesetzt werden. Ein höheres Limit ist zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der Vorgaben der EU Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 [SK1] nicht möglich.
Kontaktlos: Pflicht in Zeiten von Corona?
Eine Pflicht für das Angebot von kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten fordert der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., kurz Bitkom. „Bitkom setzt sich bereits seit längerem dafür ein, dass es überall dort, wo es Bezahlvorgänge gibt, mindestens eine elektronische Bezahlmöglichkeit geben muss. Dies sollten wir jetzt konsequent umsetzen – wenn nötig auch mit einer gesetzlichen Vorgabe,“ heißt es hierzu von Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.[SK2]
Einzelhändler begrüßen die vermehrte Verwendung kontaktloser Bezahlmöglichkeiten in Zeiten von Corona. „Zu ihrem eigenen Schutz und dem unserer Mitarbeiter bitte wir unsere Kunden, auf die wichtigen Hygiene- und Abstandsregeln zu achten sowie möglichst kontaktlos und mit Karte zu bezahlen“, heißt es hierzu von der Pressestelle von Aldi Süd. Kein Kunde sollte jedoch zur Verwendung von kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten gezwungen werden: „Grundsätzlich bieten wir unseren Kunden das gesamte Spektrum an Bezahloptionen an. Aber die kontaktlose Kartenzahlung hat sich enorm gesteigert. Wir, und vor allem unsere Kassiererinnen und Kassierer, begrüßen das.“
Ob und inwieweit die Corona-Krise auch zu einem längerfristigen Anstieg von kontaktlosen Transaktionen führt, bleibt abzuwarten.
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