Interview • 06.01.2013

"Intelligente Qualitätssicherung mit RFID"

Interview mit Dr. Gerd Wolfram, Geschäftsführer MGI METRO Group Information Technology real;- future-store

RFID kann einen signifikanten Beitrag zur Qualitätssicherung in den...
'RFID kann einen signifikanten Beitrag zur Qualitätssicherung in den Lieferketten der Lebensmittelwirtschaft leisten', sagt Dr. Gerd Wolfram.
Quelle: MGI METRO GROUP Information Technology

Dr. Gerd Wolfram, Geschäftsführer MGI METRO GROUP Information Technology, spricht im Interview über die bisher gemachten Erfahrungen und die Bedeutung internationaler Standards für einen flächendeckenden Einsatz der RFID-Technologie.

Ein RFID-System ist genauso wie Barcode- oder Chipkarten-Systeme ein automatisches Identifikationssystem. In welchen Bereichen und bei welchen Produkten setzen Sie RFID ein? Und gibt es Risiken beim Einsatz von RFID-Systemen?

Die METRO GROUP nutzt RFID innerhalb der Logistik auf Paletten seit 2004. Derzeit sind rund 400 Standorte in Deutschland und Frankreich mit RFID-Technologie für den Warenein- und ausgang der Märkte von Metro Cash & Carry und Real ausgestattet. Zudem wird im real,- Future Store in Tönisvorst RFID im Rahmen eines Pilotprojekts zur Bestands- und Qualitätssicherung bei Frischfleisch getestet.

Welchen Vorteil bietet die RFID-Technologie gegenüber dem herkömmlichen Barcodesystem? Sind beide Systeme beliebig austauschbar?

Die deutliche Erhöhung der Transparenz und Effizienz innerhalb der logistischen Wertschöpfungskette sind ausschlaggebende Vorteile, die für die RFID-Technologie sprechen. Hierfür ist eine intelligente Infrastruktur notwendig, die wir sukzessive bei der METRO GROUP aufgebaut haben, um RFID erfolgreich im Unternehmen einzusetzen.

Wie sieht es mit der Haltbarkeit der Chips aus? Können sie durch äußere Einflüsse zerstört werden?

Die Anforderungen an Transponder und Etiketten sind je nach Anwendungsbereich sehr verschieden. Frachtunternehmen benutzen für Mehrweg-Transportverpackungen und Container sehr robuste Transponder, die über Jahre hinweg Wind und Wetter ausgesetzt sind und sich vielfach bewährt haben. Innerhalb der METRO GROUP werden für die Logistik Transponder genutzt, die mitsamt Antenne in ein Papieretikett eingebettet sind und von außen auf die Palette geklebt werden. Diese Etiketten sind nicht empfindlicher als ein Barcode und überstehen den Lieferweg problemlos.

Lassen sich die Einsatzbereiche weiter ausbauen und welchen Mehrwert sehen Sie für den Händler?

Einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Qualitätssicherung können moderne Technologien wie RFID leisten, wenn Sie in den Lieferketten der Lebensmittelwirtschaft auf breiter Ebene angewendet werden. Mit RFID ist es möglich, Produkte mit einer eindeutigen Seriennummer zu kennzeichnen, so dass individuelle Produkte voneinander unterschieden werden können. Der Weg des Produktes innerhalb der Prozesskette kann damit einfach nachvollzogen und Rückrufaktionen erheblich schneller und präziser durchgeführt werden.

Ist die Reichweite der Funkchips begrenzt? Wenn ja, wie groß ist die Reichweite und kann man sie bei Bedarf erhöhen?

Passive RFID-Transponder haben in der Regel eine Lesereichweite von ein paar Zentimetern bis wenigen Metern, je nach Frequenzbereich und eingesetzter Technik. Bei unseren Wareneingangs-Prozessen per RFID liegt der Fokus auf einer kompakten Reichweite von rund zwei Metern, um im konkreten Fall nur die Palette zu lesen, die gerade durch das RFID-Portal gezogen wird. 

Verbraucherschützer kritisieren den Einsatz von Funkchips oft als intransparent. Wie wird der Kunde über ihre Verwendung informiert?

Die internationale Standardisierungsorganisation EPCglobal, in der auch die METRO GROUP vertreten ist, hat 2005 Richtlinien zum Einsatz von RFID mit dem Kunden verabschiedet. Diese gehen weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus. Wir haben uns freiwillig dazu verpflichtet, unsere Kunden umfassend darüber zu informieren, wo und weshalb RFID eingesetzt wird. Auf Wunsch erhalten die Kunden nach dem Kauf die Möglichkeit, die Transponder dauerhaft unbrauchbar zu machen oder entfernen zu lassen. Außerdem werden die Verbraucher über die Funktionsweise und Vorteile der Technologie aufgeklärt. Dies geschieht in Form von Plakaten und Flyern sowie über unsere Website.

2004 hat die Metro Gruppe ein RFID Innovation Center gegründet. Wie sieht nach sieben Jahren ihre Bilanz aus? Was erwies sich als praktikabel für den Handel und gibt es Anwendungen, die sie direkt in den Future Store übernommen haben?

Das Innovation Centre dient als Forschungs- und Entwicklungsplattform für die METRO GROUP und Partner der Future Store Initiative. In diesem Umfeld werden Lösungen erarbeitet, die bei der METRO GROUP zum Einsatz kommen.

„Das SB-Warenhaus der Zukunft" verspricht Metro seinen Kunden. Welchen Stellenwert nimmt die RFID-Technologie dabei ein?

Im real,- Future Store kommt RFID beim Wareneingang auf Paletten und zur Optimierung von Bestands- und Qualitätssicherung bei SB-Frischfleisch im Rahmen eines Pilotprojekts zum Einsatz. Für die Anwendung in der Logistik können wir mit Hilfe von RFID die Transparenz und Effizienz innerhalb der Wertschöpfungskette steigern. Beim Einsatz von RFID im Frischfleisch-Bereich konnten wir die Abschriften deutlich reduzieren und gleichzeitig die Verfügbarkeit von Produkten für unsere Kunden erhöhen.

Und welche Bedingungen müssen geschaffen werden, damit es zu einem flächendeckenden Einsatz im Handel kommt?

Hier ist nicht nur der Handel, sondern auch die Konsumgüter- und Verpackungsindustrie gefragt. Eine entscheidende Voraussetzung für einen flächendeckenden Einsatz von RFID-Technologie ist die internationale Anwendung und Entwicklung einheitlicher Standards. Mit dem Elektronischen Produkt Code (EPC) existiert bereits eine weltweit überschneidungsfreie Ziffernfolge, mit deren Hilfe jedes Produkt eindeutig gekennzeichnet werden kann. Da andere internationale Handelsunternehmen und Lieferanten zunehmend auf den Einsatz von RFID setzen, um ihre Wertschöpfungskette effizienter zu gestalten und die Warenverfügbarkeit für ihre Kunden zu verbessern, ist langfristig vermutlich mit einem flächendeckenden Einsatz zu rechnen. Der Preis eines einzelnen Transponders in Relation zum Produktpreis und der produktspezifische Nutzen von RFID entlang der Prozesskette spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.

Interview: Ingrid Spicker, Erstveröffentlichung www.InterMopro.de

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