Was gibt’s Neues im Hause Ramelow? Das können die Mitarbeiter des Mode- und Markenhauses in PIA sehen – und teilen, was das Zeug hält. PIA ist eine App für den „persönlichen Informationsaustausch“.
Immer mehr interne Kommunikationsplattformen trennen private von beruflichen Chats. Clara Becker, Head of Marketing & Digital Operations bei der Gustav Ramelow KG erklärt, welche Mehrwerte die App für alle Mitarbeiter bringt.
Frau Becker, wie funktioniert die Mitarbeiter-App?
Clara Becker: Jeder Mitarbeiter bei Ramelow, der eine Personalnummer hat, erhält automatisch ein Profil in der Plattform. Er registriert sich, lädt die App herunter und kann in der Plattform kommunizieren: Videos hochladen, liken und kommentieren. Jeder darf mit jedem schreiben. In den Chatgruppen sprechen alle Abteilungen miteinander, wie beispielsweise in der filialübergreifenden „Damen-Gruppe“ oder der „Deko-Gruppe“.
Steuern Sie die Inhalte?
Wir haben ein Kernteam, das sich um die Verwaltung des Contents kümmert und darauf achtet, dass nicht willkürlich Inhalte, sondern relevanter Inhalt geteilt wird. Anfangs hatten wir einen Redaktionskalender, um das in Gang zu setzen. Wir erinnerten Leute daran, Content zu teilen. Mittlerweile machen das alle von selbst.
Es war wahrscheinlich nicht schwierig, den Mitarbeitern zu zeigen, wie das funktioniert ...
Stimmt. Allerdings mussten wir häufiger erklären, warum wir es machen und dass wir ihnen einen beruflichen Kommunikationskanal schenken wollten, der unabhängig von ihrem privaten ist.
Wie reagierten Ihre Mitarbeiter darauf?
Mehrheitlich gut. Die Mitarbeiter möchten mitreden. Wenn der Chef ein Video teilt, dann will das irgendwann auch die Dame aus der Buchhaltung gerne sehen. In der Kantine wird darüber gesprochen und eine Dynamik entsteht.
Anfangs gab es ein paar Skeptiker. Mittlerweile nutzen allerdings 95 Prozent unserer Mitarbeiter PIA auf ihrem Smartphone.
PIA läuft über die privaten Smartphones der Mitarbeiter?
Ja genau. Wir vertreten die Mentalität "Bring your own device". Diejenigen, die nicht ihr eigenes Gerät nutzen möchten, können unsere Tablets im Store verwenden.
Mit dem Smartphone sind sie noch schneller als mit dem Tablet, das sie im Kundengespräch erst holen müssten. Der Kunde verändert sich nun mal und möchte schnell informiert sein.
Welche Informationen werden in Ihren Kanälen geteilt?
Im „Online-Lern-Kanal“ laden wir beispielsweise kleine Videos mit Informationen aus der Industrie hoch: Kollektionsinfos, Warenkunde oder Themen zu Nachhaltigkeit.Solche Informationen kamen selten schneller zu den Leuten.
Im „Schwarzen Brett“, dürfen nur Führungskräfte etwas teilen. Das können Informationen wie ein Personalwechsel oder eine wichtige Kasseneinweisung sein, die jeder Mitarbeiter schnell sehen muss, ohne dass dazwischen beispielsweise eine Weihnachtsfeier gepostet wird.
Alle hier sind dazu angehalten, sich die Informationen über die Plattform zu besorgen. Die Schwarzen Bretter an der Wand werden nach und nach abgeschafft.
Welche weiteren Möglichkeiten bietet PIA darüber hinaus?
Es gibt ein Dashboard im Hintergrund, auf dem wir verschiedene Analysen von bestimmten Maßnahmen sehen, Erfolge messen und Umfragen machen können. Wir können darüber hinaus wirklich viele Lösungen anbinden, wie beispielsweise den mobilen Dienstplan von SEAK. Eine App anstelle von vielen – das ist großartig!
Wie lange dauerte die Umsetzung?
Die reine Implementierung mit Onboarding der Personen dauerte acht Wochen. Bis PIA sich etabliert und die Mitarbeiter sie richtig angenommen hatten, brauchte es dann schon ein paar Monate.
Wie empfinden Sie das Kosten-Nutzenverhältnis?
Kosten und Nutzen stehen in einem sehr guten Verhältnis zueinander. Das Finanzierungsmodell läuft nach Lizenzen – pro Mitarbeiter eine Lizenz.
Wie lief die Umsetzung auf oberer Ebene ab?
Der App-Anbieter Beekeeper führte uns in einem Workshop in die Vorgehensweise und Strategie ein. Aus unserem Hause betreute dann ein Projektleiter alles eine Zeit lang sehr intensiv. An jedem Standort haben wir mindestens einen, manchmal zwei Digital-Botschafter, die den Mitarbeitern beispielsweise helfen können, wenn sie ihr Passwort vergessen haben. Im Unternehmen muss ein Verantwortlicher das Thema voranbringen.
Würden Sie empfehlen, bei Digitalisierungsprojekten in stationären Geschäften generell so vorzugehen?
Ja, ich glaube schon, dass man neben der Geschäftsführung Treiber braucht, die neue Projekte mit umsetzen. Wichtig sind Leute, die ganz viele Schnittstellen haben, mit auf der Fläche sind und das Thema gemeinsam mit den Mitarbeitern vorantreiben.
Ihr größter Erfolgsmoment?
Ich freue mich immer, wenn Kollegen, die anfangs sehr skeptisch waren, sagen: „Hast du schon den neuen Post gesehen?“. PIA ist völlig normal geworden und der erste Kanal, an den sie denken, wenn sie eine Info teilen möchten.