Kulinarische Klicks: Online-Supermärkte auf dem Prüfstand
Amazon Prime Now setzt Standard
Ein paar Klicks auf der Webseite oder in der App und das Essen kommt auf Rädern ins Haus: Lästiges Kistenschleppen, lange Parkplatzsuchen und endlose Schlangen an der Kasse entfallen. Bezahlt wird per Lastschrift, Paypal oder in bar vor Ort – so lautet zumindest das Versprechen der meisten Anbieter. CHIP hat sechs von ihnen auf die Probe gestellt und die Mitarbeiter des hauseigenen Testcenters zum Einkaufen geschickt. Das Ergebnis: Amazon kann aktuell kein anderer Marktbegleiter das Wasser reichen. Dank City-Warenhäusern und eigenem Kurierdienst liefert Prime Now in wenigen Stunden aus – und das in guter Qualität und teilweise zu günstigeren Preisen als im Laden. Da kommt selbst der zweitplatzierte Bringmeister nicht ran. Lebensmittel.de landet aufgrund schwacher Preis-Leistung mit Abstand auf dem letzten Platz.
Testfeld Stadtgebiet und Peripherie
Amazon Prime Now, Bringmeister, Rewe Lieferservice, Allyouneed Fresh, myTime.de und lebensmittel.de konkurrieren im kulinarischen Wettstreit um die besten Ergebnisse. Das Szenario: Einmal sollte die Lieferung direkt an eine Adresse in München, ein weiteres Mal an einen Standort am ländlicheren Stadtrand erfolgen. Im Fokus: die Qualität der Frischwaren, die richtige Liefermenge und das Haltbarkeitsdatum sowie Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und individueller Lieferzeitpunkt. Ein besonderes Augenmerk lag auf den Gesamtkosten, also auf Warenpreisen ebenso wie auf Versandgebühren. Die Möglichkeiten zur Bestellung und Bezahlung flossen außerdem in die Note ein. Punktabzug gab es für fehlerhafte Lieferungen und unnötigen Verpackungsmüll.
Verbreitung, Qualität und Pünktlichkeit
Die beste Leistung in beiden Testkäufen erzielte Prime Now. In drei Kategorien erreicht das Angebot des Online-Versandhändlers Topwerte und punktet mit sehr guten Ergebnissen bei Kosten, Zeit und Testbestellungen. Das ergibt am Ende nicht nur ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern reicht auch mit großem Abstand für den Gesamtsieg vor Bringmeister (2. Platz) und dem Rewe Lieferservice (3. Platz). Einziger Minuspunkt: Amazon und Bringmeister berücksichtigen derzeit nur den Großraum München und Berlin. Bei Rewe kommen immerhin Kunden in rund 75 großen und mittelgroßen Städten in den Genuss, myTime.de (5. Platz) und lebensmittel.de (6. Platz) akzeptieren sogar jede Adresse im Bundesgebiet.
Einen Gleichstand gibt es dagegen nahezu bei der Qualität der Lebensmittel. Hier liefern fast alle Dienste ein gutes Ergebnis ab. Nur lebensmittel.de erlaubte sich im Test einige grobe Patzer und stellte beispielsweise Frischwaren in geöffneter Verpackung und mit teilweise verschimmeltem Inhalt zu. Die Ware kam in einem Karton mit Kühlisolierung, was dem Kunden am Ende auch noch einen Haufen Verpackungsmüll hinterließ. Die anderen Anbieter haben die Qualität deutlich besser im Griff und leisten sich nur kleine Ausreißer – etwa bei der Zusammenstellung des Inhalts (Rewe-Box) oder der Frische von Obst und Gemüse (Allyouneed Fresh). Dank des eigenen Logistikzentrums und Lieferdienstes direkt in der Stadt kann Amazon im Vergleich in kurzer Zeit frische Waren in perfekter Temperatur ausliefern. Eine positive Überraschung gab es bei der Pünktlichkeit: Sowohl in der City als auch in der Peripherie lieferten alle Dienste im vereinbarten Zeitfenster. Nur Rewe verspätete sich um eine Stunde, was der Kurier allerdings telefonisch ankündigte. Wer auf kurzfristige Lieferzeiten setzt, ist mit Amazon und Bringmeister und einem Zeitfenster von 30 bis 120 Minuten gut beraten.
Sollte doch einmal etwas schiefgehen, erstatten alle Dienste die bemängelten Artikel ohne Umschweife. Bei Amazon gab es sogar einen 5-Euro-Gutschrift. Nur myTime.de und lebensmittel.de verlangten einen Fotobeweis.
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