Lebensmittelhandel in Österreich wächst stark
Diskonter schütteln Billig-Image ab
Der Gesamtmarkt steigt ungebremst. In den letzten neun Jahren ist der Umsatz um ganze 25 Prozent gestiegen. Die positive Entwicklung der Branche liegt vor allem am gestiegenen Qualitätsbewusstsein der Konsumenten und dem vergrößerten Erlebnisfaktor beim Diskonter. Während die Verkaufsflächen im Lebensmittelhandel aufgewertet werden, entwickelt sich der Online-Handel im Vergleich nur sehr schleppend.
Jährlich steigender Umsatz – aktuell 21,3 Milliarden Euro
Die insgesamt gute Stimmung auf dem Arbeitsmarkt erzeugt eine hohe Konsumdynamik. Der Lebensmitteleinzelhandel erzielte im Beobachtungsjahr 2017 einen Umsatz von 21,3 Milliarden Euro brutto, was einer Steigerung von 3,3 Prozent zum Vorjahr entspricht. Der Gesamtmarkt steigt ungebrochen und zwar seit Jahren deutlich höher als die Inflationsrate. Dies verdankt er den Bevölkerungszuwächsen sowie den jährlich steigenden Ausgaben für Lebensmittel und lebensmittelnahe Produkte.
Mehr Geld für Qualität und Spezialitäten
Die jährlich steigenden Konsumausgaben für Lebensmittel pro Kopf und Jahr betragen mittlerweile bereits durchschnittlich 3.079 Euro. Der Hauptgrund der steigenden Ausgaben liegt weniger darin, dass idente Produkte teurer werden, sondern vielmehr an den sich ändernden Wertehaltungen der Konsumenten. Die Nachfrage nach besserer Qualität und Spezialitäten, die z.B. regional, biologisch oder ethisch korrekt hergestellt werden, steigt.
REWE hält mit Billa, Merkur & Co. höchsten Marktanteil
Österreichs Lebensmittelhandel weist eine starke Konzentration auf. Die drei größten Unternehmen teilen sich den Markt: REWE Austria hält 33 Prozent, Spar-Gruppe 31 Prozent und Hofer 19 Prozent Marktanteil am gesamten Lebensmitteleinzelhandel. Bei Betrachtung der Performance in Hinblick auf Umsatz, Marktanteil und Flächenproduktivität konnte die Spar-Gruppe 2017 glänzen. Im Diskontbereich konnte Lidl mit einer Umsatzsteigerung von 8,6 Prozent und einem Flächenwachstum von 4,5 Prozent am besten reüssieren. Nischenanbieter (Bio- und Reformläden, türkische Anbieter) konnten ihren Markt nicht nennenswert ausbauen.
Diskonter-„Upgrade“ geht weiter
Wenige Artikel, vorwiegend Eigenmarken, Paletten, lagerhallenartige Gebäude am Stadtrand – das gibt es schon lange nicht mehr. Moderne Diskonter haben mit diesem ursprünglichen Konzept nichts mehr gemein. Sie besitzen duftende Backshops, eine angenehme Architektur, Beleuchtungskonzepte, Luxussortimente und sehen sich in derzeit aktuellen Bereichen wie „Bio“ oder „Regionalität“ sogar als Vorreiter. Die Grenze zwischen Supermarkt und Diskonter gibt es de facto nicht mehr. Und der Erfolg gibt ihnen Recht: Hofer, Lidl und Penny besitzen einen Marktanteil von satten 31 Prozent.
Online ist nicht profitabel
Kaum ein heimischer Lebensmittelanbieter kann den Onlinekanal, mit Vollkosten kalkuliert, wirklich ertragreich bedienen. Auch wenn die Online-Umsätze jährlich steigen, so befindet sich der Online-Anteil mit nur knapp 2 Prozent nach wie vor im Frühstadium und kommt nicht richtig in Gang. Bislang werden insbesondere Getränke wie Wein übers Internet eingekauft, da diese Produkte in der Logistik- und Kühlkette unproblematisch und lange haltbar sind. Demgegenüber wird weiterhin in physische Standorte investiert: Die Verkaufsflächen steigen weiterhin.
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