Mit dem Handy an der Kasse bezahlen

Die neue Technologie „Near Field Communication“ macht es möglich

Foto: Philips
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Dass man sich heutzutage Bilder, Musik oder die Fußballergebnisse seines Lieblingsvereins im Abo auf das Handy ziehen kann ist nichts Neues. Jugendliche spielen spannende Spiele oder tauschen die besten Klingeltöne mit ihren Mobiltelefonen. Doch durch die neue Near Field Communication Technologie soll Nutzern bald sogar ein unkompliziertes Bezahlen mit Handys in Geschäften ermöglicht werden.

Wissenschaftler der Universität Augsburg haben herausgefunden, dass sich jeder 2. Deutsche wünscht nicht nur mit seinem Handy telefonieren, sondern auch bezahlen zu können. Bedienungsfreundlichkeit sei dabei das A und O. Muss man an der Supermarktkasse erst umständlich eine SMS an den Händler schreiben würde die Idee scheitern, sind sich die Forscher sicher. Dieses System hat sich zwar beim Fahrkartenkauf vieler Verkehrsverbände in Deutschland schon bewährt, dort sind die Vorraussetzungen jedoch andere. Wenn Fahrgäste auf den Zug warten haben sie meist genug Zeit ihre Fahrkarte über das Handy anzufordern. Die SMS mit dem Verkehrsverbund, Datum und Preis des Tickets muss den Kontrolleuren nur noch vorgezeigt werden. An einer Supermarktkasse, im Elektrofachhandel oder im Restaurant wäre diese Vorgehensweise jedoch hinderlich und zeitraubend.

Eine neue Technologie soll helfen: Die Near Field Communication, kurz NFC. Diese ermöglicht eine Datenübertragung zwischen zwei Geräten über eine Entfernung von ca. 10 Zentimeter. Über sogenannte NFC-Terminals soll dann eine sichere und drahtlose Bezahlung von Waren und Dienstleistungen per Handy ermöglicht werden. Das sei aber "nur eine nützliche Anwendung unter vielen", betonte Philips-Chef Frans van Houten. Auch der Austausch verschiedener anderer Informationen, wie Telefonnummern, MP3-Dateien oder Bildern soll dadurch bewerkstelligt werden. NFC könnte zudem für andere Services wie Ticketing, Online-Unterhaltung und Zugangskontrolle verwendet werden. Voraussetzung für diesen Service ist jedoch ein Chip im Handy, um die Technik nutzen zu können. 2010 wollen die Handybetreiber deshalb immer mehr Mobiltelefone mit NFC auf den Markt bringen.

Die Verbreitung der Technik hängt aber nicht nur vom Engagement der Handy-Unternehmen ab. „Es ist ein engmaschiges, komplexes Wirtschaftsgeflecht aus Handy-Herstellern, Service-Providern, Banken und Technologieanbieter nötig", betont van Houten. Eine Bezahlfunktion in ein Handy mit SIM-Karten-Infrastruktur zu integrieren ist eine komplexe Aufgabe. Die Geräte werden in der Regel von Netzbetreibern kontrolliert, die Bezahlanwendung muss aber von einer Bank herausgegeben werden. Um eine gute Kommunikation und das Vorantreiben der Technik über die verschiedenen Branchen hinaus gewährleisten zu können wurde bereits 2004 das NFC-Forum von den Firmen NXP Semiconductors, Sony und Nokia gegründet. Mittlerweile unterstützen rund 60 Unternehmen das Forum, dessen Aufgabe es ist die Implementierung und Standardisierung der NFC-Technik voranzutreiben und die Kompatibilität zwischen Geräten und Diensten sicherzustellen.
Industrieanalysten von ABI Research schätzen, dass im Jahr 2011 ca. 350 Mio. Handys, also 23% aller Mobiltelefone mit NFC-Technik ausgestattet sind. Weitere Forscher gehen davon aus, dass bis 2011 Konsumwaren von rund US$ 36 Mrd. mit dem Handy bezahlt werden.

Vanessa Nanzig

iXtenso.com

 

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