Verpackungsabfall in Deutschland weiter auf Rekordniveau
Müllflut zu Ostern ist Zeichen einer verfehlten Abfallpolitik
Supermärkte, Discounter und Drogerien sind mitverantwortlich für besonders große Abfallmengen und hohe Ressourcenverbräuche durch unnötige Verpackungen und ineffiziente Produkte - Das neue Verpackungsgesetz von Umweltministerin Hendricks setzt dem nichts entgegen - Umfrage der Deutschen Umwelthilfe belegt: Verbraucher wollen weniger Verpackungen und mehr Verantwortung von Aldi, Lidl, dm & Co. - Das Herstellen von Verpackungen muss deutlich teurer werden
Mit mehr als 218 Kilogramm Verpackungsabfall pro Kopf und Jahr bleibt Deutschland weiterhin unangefochtener europäischer Spitzenreiter beim Anfall von Verpackungsabfällen. In Nachbarstaaten wie Italien werden 197 kg, in Frankreich 188 kg und in Dänemark 163 kg Verpackungsabfall produziert. In Deutschland läuft etwas gewaltig schief, denn die Bürgerinnen und Bürger werden in Supermärkten und Drogerien nicht nur zu Ostern mit Rekordmengen unnötiger Verpackungen zugemüllt. Dabei ergibt eine repräsentative Umfrage der Aris Umfrageforschung GmbH im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dass für mehr als drei Viertel der Befragten eine möglichst rohstoffschonende Herstellung von Produkten und die sparsame Verwendung von Verpackungsmaterialien eine sehr große Bedeutung haben.
Die reale Entwicklung des Ressourcenverbrauchs und der Abfallentwicklung in Supermärkten und Drogerien läuft den Einstellungen der Verbraucher entgegen. Deshalb fordert die DUH von Supermärkten, Discountern und Drogerien konkrete Maßnahmen, wie die Festlegung unternehmensweiter Strategien zu Ressourceneinsparungen, verbindliche Ziele und die Auslistung besonders ressourcenverschwendender Produkte.
"Zu Ostern werden Produkte um bis zu 20 Prozent mehr verpackt. Diese Müllflut ist völlig unnötig und zeigt, dass Supermärkte und Drogerien ihrer Verantwortung bei der Auswahl ressourcenschonender und abfallarmer Produkte nicht nachkommen. Dieses Problem geht weit über Ostern hinaus, denn Einwegplastikflaschen, Bananen in Plastikfolie und Kaffeekapseln werden das ganze Jahr über angeboten", kritisiert der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Der Verbrauch von Ressourcen muss deutlich verringert werden, worauf Bundesumweltministerin Barbara Hendricks kurz vor dem Bundestagsbeschluss zum neuen Verpackungsgesetz am 30. März 2017 ausdrücklich hinwies. "Hinweise von Umweltministerin Hendricks zur Ressourcenschonung sind offenkundig nur Lippenbekenntnisse. Das im Bundestag beschlossene Verpackungsgesetz wird nicht zu weniger Verpackungsmüll führen, weil es sich in erster Linie auf das Recycling als gegeben hingenommener Abfälle konzentriert, anstatt diese zuallererst zu vermeiden", sagt Resch. So wollte die Ministerin bis zuletzt die Zielquote für abfallarme Mehrweggetränkeverpackungen ersatzlos streichen und nahm sie nur aufgrund starken politischen Drucks in allerletzter Minute wieder ins Gesetz auf.
"Bereits heute verbrauchen wir 1,5 Mal mehr Ressourcen als die Erde regenerieren kann. Würden alle so leben wie die Deutschen, dann bräuchten wir sogar drei Erden. Als rohstoffarmes Land sollte Deutschland sparsam mit begrenzt vorhandenen Ressourcen umgehen. Mit dem Titel als 'Europameister beim Anfall von Verpackungsabfall' ist augenscheinlich jedoch das Gegenteil der Fall", sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Ein sparsamer Umgang mit Ressourcen gilt für Supermärkte und Drogerien in besonderer Weise, weil ihnen eine wichtige Rolle zukommt. Durch die Auswahl und das Angebot von Produkten haben sie einen erheblichen Einfluss auf deren Gestaltung und Verpackung. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der DUH belegt jedoch, dass vier von fünf Verbrauchern denken, dass Hersteller und Händler nicht sparsam genug mit Verpackungsmaterial umgehen. Dieser Eindruck zeigt das ganze Dilemma, in dem sich Deutschland befindet. "Das Herstellen und Inverkehrbringen von Verpackungen ist noch viel zu günstig. Aus diesem Grund müssen entweder die Lizenzentgelte für das Inverkehrbringen von Verpackungen deutlich ansteigen oder es muss eine Ressourcensteuer eingeführt werden. Am Ende sollten Hersteller, die besonders viele Verpackungen produzieren, auch besonders viel dafür bezahlen", sagt Fischer.
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