Unverpackt-Läden bieten ihren Kund*innen die Möglichkeit, Produkte in selbst mitgebrachten Gefäßen zu kaufen und dadurch Verpackungsmüll zu vermeiden.
Doch viele Informationen, die Kund*innen auch zuhause noch über Inhaltsstoffe, Herkunft oder die Marke informieren, gehen verloren, sobald diese das Geschäft verlassen. TareTag hat dieses Problem erkannt und eine mögliche Lösung entwickelt.
Herr Albert, welche Lösungen bietet TareTag an?
Michael Albert: TareTag bietet zwei Features an. Erstens das Wiederbefüllen von Gefäßen. Das Ziel dabei ist, möglichst wenig Einwegverpackungen im Laden zirkulieren zu lassen und stattdessen möglichst viele Pfandgefäße oder eigene Gefäße der Kund*innen zu nutzen. Mit TareTag können Kund*innen Gefäße ihrer Wahl befüllen und diese Gefäße dann immer wieder nutzen.
Heutige Unverpackt-Läden arbeiten nach einem sehr komplexen System, das wir mithilfe eines digitalen Etikettes samt QR-Codes stark vereinfacht haben. Dieser QR-Code bietet den weiteren Vorteil, dass Kund*innen zuhause noch genau nachvollziehen können, was sich in einem Gefäß befindet. Mithilfe unserer App kann der QR-Code auf dem Gefäß gescannt und alle Produktinformationen abgerufen werden. Dazu gehören neben Inhaltsstoffen auch Nährwerte, Herkunft, Marke und mehr. Alle Informationen, die normalerweise auf einer Einwegverpackung aufgedruckt sind, sind hier durch den QR-Code hinterlegt.
Das zweite große Feature ist die Verwaltung von Pfandsystemen. Mit TareTag kann aus jedem beliebigen Gefäß, selbst aus Wegwerfgefäßen, ein Pfandgefäß gemacht werden. Das bedeutet, dass Ladeninhaber*innen die Möglichkeit haben, eigene Pfandpools zu erstellen, zu verwalten und abzurechnen. Es können aber auch andere Pfandsysteme mit einbezogen werden. TareTag bietet also einen möglichen Standard, um z.B. die Vielzahl neuer Start-ups miteinander zu verknüpfen, damit Pfandgefäße aus München auch in Hamburg abgegeben werden können.
Wie profitieren Händler*innen konkret davon?
Albert: Händler*innen haben verschiedene Vorteile durch das System. Auf der einen Seite steht der Imagevorteil, der zustande kommt, wenn Händler*innen nachhaltige Mehrweg- statt Einwegverpackungen nutzen und in Umlauf bringen. Das ist etwas, dass auch vom Gesetzgeber immer mehr eingefordert werden wird. Wir bieten in dieser Hinsicht ein sehr einfach zu handhabendes Tool. Auf der anderen Seite bedeutet die Nutzung eine Beschleunigung der Abläufe. Gewisse Handlungen, wie z.B. das Scannen von Produkten, wird dabei an die Kund*innen ausgelagert. Diese kennen ähnliche Systeme bereits, z.B. vom Schraubenkauf im Baumarkt, werden also nicht überfordert.
Was müssen Händler*innen tun, um das System von TareTag nutzen zu können? Gibt es technische Voraussetzungen?
Albert: TareTag bietet eine Schnittstelle für Kassensysteme. Die Anbieter von Kassen müssen diese Schnittstelle einmalig in ihr System programmieren. Wir befinden uns bereits in Gesprächen mit vielen diesen Anbietern, die großes Interesse zeigen. Aktuell sind wir Kooperationspartner von Conema e.K., die ihre Kassensysteme bereits entsprechend konfiguriert haben. Das ist besonders für Neueröffnungen interessant, da wir mit Conema eine reibungslose Funktion garantieren können. Alle anderen Kassenanbieter benötigen die angesprochene Schnittstellenprogrammierung.
Gibt es bereits Pläne zur Erweiterung des Portfolios?
Albert: Wir entwickeln TareTag seit dreieinhalb Jahren und haben in dieser Zeit ein unglaubliches Potenzial gesehen. Vieles davon können wir heute noch gar nicht absehen. Jeder neue Entwicklungsschritt führt zu neuen Möglichkeiten. Unsere App befindet sich derzeit noch in einer „Light“-Version, in der man sich nicht registrieren muss. Mit der künftigen Implementierung einer Registrierung ergeben sich aber viele neue Möglichkeiten, wie z.B. Händlersuche, Bonusprogramme oder Trackingsysteme für die Pfandgefäße. Wir haben noch viele weitere Ideen.