Mehrzahl der Onlinehändler leidet weiterhin in der Coronakrise
Umsatzeinbruch im Onlinehandel liegt durchschnittlich bei 68 Prozent
Geschäftsschließungen und Ausgangsbeschränkungen sind zur Realität geworden. Eine Befragung des IFH Köln ergab zwar, dass stationäre Käufe vornehmlich ins Netz verlagert werden, eine neue Studie des Händlerbunds zeigt allerdings auch, dass längst nicht alle Händler vom vermeintlichen Onlineboom profitieren.
Mehrzahl von Umsatzeinbußen betroffen
Fast alle Händler (80 %) spüren die Auswirkungen der Pandemie, doch der E-Commerce erlebt die Coronakrise ambivalent: Während 27 Prozent von positiven Effekten profitieren, kämpfen 58 Prozent mit Negativfolgen. Konkret bedeutet das also für mehr als jeden zweiten Händler (58 %) einen Umsatzeinbruch von durchschnittlich 68 Prozent. Auf der anderen Seite erzielt etwa ein Drittel der Befragten (31 %) ein Umsatzplus von durchschnittlichen 52 Prozent. Gewinner der Krise sind offenbar die Sortimente rund um Kleidung, Freizeit und Garten.
Jeder zweite ohne staatliche Soforthilfe
Viele Händler (42 %) nutzen die staatlichen oder nicht-staatlichen Soforthilfen und entschieden sich bislang, diese zu beantragen. Der anfängliche Leichtmut der Händler hat sich unterdessen in Pessimismus und Angst gewandelt. Während nun nach eigenen Aussagen zehn Prozent weniger vom Virusthema amüsiert sind, steigt der Anteil derer, die Panik verspüren um elf Prozent an. Noch deutlicher wird der Anstieg bei denjenigen, die eine lange Durststrecke befürchten mit einem Plus von 21 Prozent. Zwei Drittel (63 %) berichten nun von Engpässen bei Zulieferern oder Dienstleistern und 17 Prozent von stornierten Aufträgen. Fast jeder Zweite (47 %) musste Mitarbeiter in Homeoffice oder Kurzarbeit schicken. Immerhin sind Kundenbeschwerden bei einem Drittel stark zurückgegangen und die Umsetzung von schützenden Hygienemaßnahmen stieg um 19 Prozent im Vergleich zu März.
Flexibilität als Flucht nach vorn
Viele Onlinehändler haben sich mit der Anpassung ihres Sortiments bereits auf die neue Situation eingestellt. Unter denen, die reagieren konnten, haben immerhin 40 Prozent ihr Angebot erweitert und 27 Prozent das Angebot umgestellt. Der Onlinehandel ist erfahrungsgemäß ein hart umkämpfter Markt, der Händlern bereits in der Vergangenheit viel Flexibilität und Fleiß abverlangte. Es bleibt zu hoffen, dass sich viele Händler diese Mentalität und Erfahrenheit auch in der Krise zu Nutze machen.
Coronakrise als Fluch und Segen für E-Commerce
„Die Coronakrise ist für uns alle Fluch und Segen zugleich. Einerseits bringt sie Existenzängste, andererseits wirkt sie für die Digitalisierung des Handels als Katalysator. Durch Ladenschließungen und Ausgangssperren erfährt der Onlinehandel aktuell eine nie da gewesene Akzeptanz und erreicht neue Zielgruppen. Wenn Qualität und Service überzeugen, kann die Coronakrise den Onlinehandel und die bisher schleppende Digitalisierung in Deutschland nachhaltig positiv beeinflussen", erläutert der CEO des Händlerbundes Andreas Arlt.
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