Künstliche Intelligenz: Zurück aus der Zukunft

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Quelle: Messe Düsseldorf

Exponentielle Lernfortschritte insbesondere bei generativer KI ermöglichen IT-Lösungen, die noch vor wenigen Jahren wie ferne Zukunftsvisionen erschienen. Die EuroCIS 2025 bietet Handelsunternehmen die Chance, sich aus erster Hand über aktuelle KI-Anwendungen und technische Voraussetzungen für den wirtschaftlichen KI-Einsatz zu informieren.

Wie von Geisterhand bewegt sich der Mauszeiger über den Bildschirm, öffnet einen Online-Shop, wählt Produkte aus und legt sie in den Warenkorb - laut Googles KI-Sparte DeepMind steht die Internetnutzung vor einem fundamentalen Paradigmenwechsel. Im Dezember stellte das Unternehmen eine neue Generation von KI-Agenten vor, die komplexe Anfragen in mehreren Schritten bewältigen können. Das Entwicklungsziel: Anstelle von Menschen sollen künftig smarte Maschinen auf der Suche nach Produkten und Informationen durchs Netz surfen und das Gewünschte eigenständig beschaffen.

KI 2030: 1.000 Mal schlauer als heute

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von ChatGPT erscheint dieses Szenario weder unmöglich noch unwahrscheinlich: Insbesondere generative KI hat sich seither rasant entwickelt und ermöglicht inzwischen Anwendungen, die vor zwei oder drei Jahren kaum vorstellbar waren. „Bei keiner anderen Technologie habe ich jemals erlebt, dass parallel so viel Innovation in Grundlagenforschung, Technologieentwicklung und neuen Anwendungen entstanden ist, wie im Bereich generative KI im Jahr 2024“, sagt Ute Schmid, geschäftsführende Direktorin des Bamberger Zentrums für Künstliche Intelligenz kürzlich im ZDF. Ein Ende der steilen Lernkurve sei noch lange nicht in Sicht, glaubt auch Satya Nadella. Die Leistungsfähigkeit von Systemen mit Künstlicher Intelligenz werde sich weiterhin alle sechs Monate verdoppeln, so der Microsoft-Chef im November auf einer Unternehmenskonferenz. Das hieße: In fünf Jahren hätten KI-Systeme mehr als das Tausendfache ihres heutigen „Denkvermögens“. IT-Anwendungen, die heute noch wie Science Fiction wirken, könnten bis zur EuroCIS 2030 schon einsatzfähig sein.

KI-Wissen ausbaufähig

Quer durch alle Branchen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, mit dem enormen Entwicklungstempo Schritt zu halten. Das fällt vielen schwer: Laut einer aktuellen gemeinsamen Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG und ihrer Pendants in den USA und Großbritannien betrachten sich weniger als zehn Prozent der Befragten als Experten für KI und Generative KI. Nur 30 Prozent der teilnehmenden Unternehmen in der DACH-Region nutzen KI zumindest schon in einigen Bereichen. „Die rasante Entwicklung von KI Technologien kann für Unternehmen überwältigend sein“, kommentiert Jens Hungershausen die Umfrage-Ergebnisse. Pilotprojekte seien ein Weg, um nicht den Anschluss zu verlieren, so der DSAG-Vorsitzende. Dabei könnten Unternehmen wertvolle Erfahrungen sammeln und interne Kompetenzen für zukünftige umfassendere KI-Implementierungen aufbauen. Laut der Befragung führt immerhin knapp jedes dritte DSAG Mitglied derzeit KI-Piloten durch.

Geschäftsprozesse im Fokus

Befragt nach aktuellen oder geplanten Einsatzbereichen für Künstliche Intelligenz nennt die Mehrzahl der Unternehmen laut DSAG vor allem die datenbasierte Optimierung von Geschäftsprozessen, KI-unterstützte Datenanalysen und verbesserte Entscheidungsprozesse – Themen, die im Handel schon lange weit oben auf der Agenda stehen. Wie schon in den Vorjahren zählen die Themenfelder Analytics sowie Merchandise & Supply Chain Management zu den Ausstellungsschwerpunkten der EuroCIS. Anbieter von ERP-Plattformen, Prognose- und Planungssoftware, Warenwirtschaft, Bestandsmanagement, Instore Analytics, CMR oder dynamischen Pricing-Lösungen setzen bereits seit vielen Jahren auf regelbasierte KI und Machine Learning. Im Rahmen von Vorträgen informieren unter anderem das Prüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG, die Deutsche Telekom, Invent.ai, Wayvee Analytics oder das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS über aktuelle Entwicklungen und zeigen, wie KI und generativer KI für mehr Effizienz und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette sorgen können. Das Institut präsentiert auf der Messe unter anderem den „RetAll Allocator“, eine KI-basierte Lösung für Distribution in der Logistik. Damit lässt sich die Warenverfügbarkeit in Online-Shops und Filialen optimieren – beispielsweise durch die schnellere Rückführung von Retouren in den Verkauf oder genauere Abverkaufsprognosen. 

KI 2025: Wichtiger Technologietreiber

Verbunden mit dem steigenden Einsatz intelligenter und zunehmend autonomer Systeme sind steigende Anforderungen an die technische Infrastruktur, an die Verfügbarkeit zuverlässiger Daten in Echtzeit, aber auch an die IT-Sicherheit und nachhaltiges Energiemanagement. Künstliche Intelligenz werde 2025 keine isolierte Entwicklung mehr sein, sondern Treiber vieler IT-Trends wie Robotik, Cloud- und Edge Computing oder Spatial Computing, erwartet das globale Marktforschungs- und Beratungsunternehmen ISG. Die EuroCIS bietet Handelsunternehmen unter anderem die Möglichkeit, sich über präventive Cyber-Security-Konzepte, IoT-Lösungen sowie Robotik und Computer Vision zu informieren. So präsentiert beispielsweise GK Software Partnerlösungen wie die KI-gestützte Artikelerkennung an Self-Checkouts oder intelligente Einkaufswagen mit integrierter Personalisierung. Auch Hersteller von SB-Waagen wie Bizerba setzen auf KI-gestützte visuelle Objekterkennung, um das Wiegen von Obst und Gemüse oder nachhaltigen Unverpackt-Sortimenten kundenfreundlicher, schneller und weniger fehleranfällig zu gestalten. Ein Kamerasystem erfasst dazu die aufgelegte Ware. Ein Algorithmus analysiert die Bilddaten und zeigt die Treffer auf dem Display an. 

Das chinesische Unternehmen Hanshow zeigt auf der EuroCIS 2025, wie Handelsunternehmen mit Hilfe von KI ihre Filialen allzeit im Blick behalten. Der Anbieter von elektronischen Regaletiketten und digitalen Ladenlösungen verleiht den Regalen quasi Augen, indem er ESL, KI Kameras und IoT-Technologie verbindet. Per Shelf-Edge Computer Vision können Unternehmen beispielsweise Inventurprozesse automatisieren, verdorbene Ware identifizieren oder Regallücken vermeiden. Alternativ oder ergänzend kann diese Aufgaben ein mobiler Serviceroboter übernehmen, der sich autonom durch die Gänge bewegt. Mit diesen KI-basierten Lösungen seien auch im stationären Einzelhandel umfassende Datenanalysen zu Beständen, Verkaufstrends und Kundenpräferenzen möglich – also ein Informationsniveau ähnlich wie im E-Commerce, heißt es von Hanshow. 

Neben dem chinesischen Unternehmen zeigt auch die deutsche Firma MetraLabs ihren mobilen Serviceroboter Tory, der neuerdings sogar Kunden auf der Fläche zur gewünschten Ware führen kann. Die smarten KI-Agenten von Google & Co stecken dagegen noch in der Entwicklungsphase. Wann sie zum neuen Standard der Internetnutzung werden, ist noch offen. Doch bekanntlich lernen sie schnell: Wer den Fortschritt live verfolgen möchte, kann sich auf der Website von Google DeepMind als Testperson bewerben. Und auch die Art und Weise, wie Unternehmen online verkaufen oder werben, dürfte sich von Grund auf verändern, wenn smarte KI-Agenten in Milliarden von Browsern zum Standard werden. 

Künstliche Intelligenz ist nur eines der Hot Topics der EuroCIS – hier finden Sie die weitere Schwerpunktthemen der Retail Technologie Messe. 

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