Nach eineinhalb Jahren erfolgreicher Webtalks im Format „retail salsa – Spice up your Community“ haben wir die EuroCIS 2022, die vom 31.05. – 02.06. nach einer Pandemiepause wieder stattfand, zum Anlass genommen, das Talkformat nicht nur online, sondern auch live vor Ort in Düsseldorf auf dem Messegelände zu veranstalten.
Am 01.06. fanden hintereinander mehrere retail salsa-Events statt, an denen Zuschauer*innen vor Ort und nach kostenloser Anmeldung online teilnehmen konnten. Sponsor der Veranstaltung war SES-imagotag/Captana.
Mit insgesamt acht Gästen fanden drei Tech Talks zu den Themen Automatisierung und KI, Smart Stores und interaktive Touchpoints auf Englisch statt. Zuschauer*innen konnten sich über ein digitales Tool auch an Umfragen beteiligen und Fragen an die Speaker stellen.
Ihr habt die retail salsa Tech Talks verpasst? Kein Problem: Nach kostenloser Anmeldung unter retail-salsa.de könnt ihr euch alle Talks online ansehen. Geheimtipp von uns: Es lohnt sich! Beweis: Hier ein Vorgeschmack.
Mit Automatisierung und KI gegen „Out of Stock“
Der erste Tech Talk begann um 13 Uhr unter dem Titel „Kein Bock auf ‚Out Of Stock‘?!“. Ein exzellentes Warenmanagement mit zuverlässigen Bestandsdaten ist die Basis für erfolgreichen Einzelhandel. Je genauer Händler*innen wissen, welche Artikel sie vorrätig haben, desto zielgerichteter können sie diese Artikel bewerben und verkaufen.
Michael Unmüßig von SES-imagotag erklärte dazu: „Unser erster Schritt war also vor vielen Jahren die Automatisierung der Preisgestaltung. […] Dafür wollten unsere Einzelhandelskund*innen wissen, was in ihren Regalen liegt. Deshalb haben wir einen Sensor entwickelt, der Bestandsinformationen in Echtzeit liefert. In Kombination mit einer Kamera gibt das System einen ganzheitlichen Überblick.“
Eine weitere Lösung dafür liefert DeDuCo, deren Einzelhandelskundschaft sich ebenfalls wünschte, genauer zu wissen, was sich in ihren Regalen befindet. „Es kam die Idee auf: Wenn ein Roboter statt den Mitarbeitenden die Regalkontrollen übernehmen würde, wäre das großartig,“ erzählte Tom Dujardin von DeDuCo International. Der Roboter ShelfiePro bewegt sich selbstständig durch den Laden und überwacht den Warenbestand in den Regalen – entweder vorausgeplant, nach einem vorgegebenen Muster, oder ad-hoc, auf Anregung durch eine künstliche Intelligenz, wenn Unregelmäßigkeiten in den Bestands- oder Verkaufsdaten auftauchen, beispielsweise wenn von einem Artikel weniger verkauft wird als üblich.
RELEX Solutions arbeite mit ihrer “unified Living Retail Platform” daran, auf der Verwaltungs- und Entscheidungsebene von Handelsunternehmen, wo all diese Informationen aus den Filialen zusammenlaufen, die Möglichkeiten von Digitalisierung und Automatisierung bestmöglich auszunutzen. Michael Hoffmann von RELEX Solutions fasste das so zusammen: „Unser Ziel ist es, jegliches Silo-Denken und alle Silo-Prozesse zu beseitigen. Wir wollen alle Abteilungen und ihre Daten zusammenbringen, damit die Einzelhändler*innen zu einem synchronisierten, einheitlichen Planungsprozess gelangen.“
Smart Stores: Self-Service-Angebote starten durch
Um 14:30 Uhr ging es mit dem zweiten Tech Talk weiter, dieser stand unter dem Motto „Smart Stores: Schnelles Einkaufen zwischendurch“. Die beiden Speaker sprachen über Technologien, die den Einkaufsprozess für Konsument*innen komfortabler machen, ihnen aber auch die Möglichkeit geben, den Prozess selbstbestimmter durchzuführen. Beispiele hierfür sind Selbstbedienungsterminals, Scan & Go-Angebote oder Self-Checkout-Lösungen.
Auf die Frage, warum die Branche (abgesehen von der Corona-Pandemie) eine deutlich größere Nachfrage nach solchen Lösungen erlebe, antwortete Kevin Müller von Shopreme: „Die Technologiebereitschaft der Verbraucher*innen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Als Walmart 2013 mit dem mobilen Self-Checkout begann […], waren Smartphones noch nicht so weit entwickelt wie heute [...] und die Verbraucher*innen nutzen Smartphones inzwischen anders. Zudem erwarten die Verbraucher*innen die Annehmlichkeiten des Online-Shoppings – zum Beispiel Produktinformationen, Rezensionen, Bewertungen, personalisierte Empfehlungen usw. – jetzt auch in den Geschäften.“
Matt Redwood von Diebold Nixdorf ergänzte die Beobachtungen aus Sicht der Handelsunternehmen und in Bezug auf das Filialmanagement: „Selbstbedienungstechnologien gibt es nun seit 15 Jahren, und während sie ursprünglich von Einzelhändler*innen eingesetzt wurde, um Kosten zu senken und Personal einzusparen, erkannten die Retailer schnell, dass die Umverteilung des Personals das eigentliche Ziel ist, denn es sind die Mitarbeitenden, die in den entscheidenden Momenten für ein gutes Kundenerlebnis sorgen. […]
Einzelhändler*innen sehen nun in SB-Lösungen eine Möglichkeit, die Flexibilität in ihren Geschäften zu erhöhen. Man konnte während der Pandemie den Unterschied erkennen zwischen den Handelsunternehmen, die viele Selbstbedienungslösungen eingesetzt haben, und denen, die dies nicht taten: Erstere waren wesentlich flexibler und konnten ihre Abläufe spontan ändern, wenn Mitarbeitende für zusätzliche Aufgaben benötigt wurden.“
Interaktive Touchpoints: Die Bedürfnisse von Konsument*innen bedienen
Der dritte und letzte Tech Talk am 01.06. startete um 16 Uhr, der Titel des Events lautete „Interaktive Touchpoints: Marketing, das bewegt“. Die drei Speaker sprachen darüber, wie man ein „passives“ Digital-Signage-System, das nach festgelegtem Muster Inhalte abspielt, um interaktive Elemente erweitern kann und welche Vorteile das für Kund*innen und Handelsunternehmen bringt.
Dr. Johannes Tröger von AMERIA AG erklärte eingangs, wo für ihn das Potenzial interaktiver Touchpoints liegt: „Sie öffnen die Welt des stationären Einzelhandels für Menschen, die die Wahl haben, was sie sich ansehen wollen. Und ich denke, das ist der Kern der Interaktion: Die Weiterentwicklung von einem Punkt, an dem man den Verbraucher*innen einfach Inhalte vorsetzt (die sie ansprechen oder auch nicht), zu einem Punkt, an dem man ihnen die Wahl lässt, selbst zu entdecken.“
Lutz Hollmann-Raabe von der Bütema AG begründete das Bedürfnis nach interaktiven Features am Beispiel des Modeeinzelhandels so: „Die Wahrheit ist: Unsere Kleiderschränke sind voll. Warum also gehe ich in ein Geschäft, um das zwanzigste weiße Hemd zu kaufen? Seien wir ehrlich: Wenn ich in ein Geschäft gehe, möchte ich unterhalten werden, und dann möchte ich zusätzlich einen guten Service haben.“
Voraussetzung dafür seien also zum einen gut ausgebildete Mitarbeitende, die den Kund*innen helfend zur Seite stehen, sagte Hollmann-Raabe, und zum anderen interaktive Erlebnisse wie Lift & Learn: Konsument*innen agieren mit der Technologie und das löst eine Reaktion aus, die gleichzeitig unterhaltsam und informativ ist.
David Tarquini von Instore Solutions sah das Bedürfnis nach zielgerichteten Informationen auch als große Chance für Marken und Einzelhandelsunternehmen: „Die Kund*innen wollen mehr Information, was bedeutet, dass die Marke auch mehr mitteilen muss.“ Tarquini wies auch darauf hin, dass Konsument*innen heutzutage ihr Smartphone überall und immer dabeihaben und es für sehr viele Zwecke einsetzen: „Das Smartphone der Verbraucher*innen kann heutzutage ein Auslöser für Interaktion sein, und das versuchen wir zu nutzen – zum Beispiel über QR-Codes oder mit NFC-Lösungen.“
On-Demand-Angebot
Na, seid ihr auf den Geschmack gekommen? Zurecht! Während der EuroCIS haben wir mit erfahrenen Köchen drei exzellente salsa-Rezepte zu kochend heißen Themen zubereitet. Meldet euch einfach unter retail-salsa.de kostenlos an und schaut die drei Tech Talks (und viele weitere Events) online an, wo und wann immer ihr wollt.