Im Schaufenster hängt genau das Kleidungsstück, das man seit langer Zeit sucht, doch das Geschäft ist geschlossen? Ab sofort kein Problem: Eine innovative Art des Einkaufens, die neue Maßstäbe setzt, bietet PayPal aktuell in Kooperation mit dem City-Management Oldenburg an. Kunden können mit QR-Code-Shopping nun auch nach Ladenschluss oder an Feier- und Sonntagen einkaufen. Wie dieses Modell funktioniert, erläutert Matthias Setzer, Leiter Geschäftskundenbereich bei der PayPal Deutschland GmbH, im aktuellen Interview.
Herr Setzer, wie funktioniert das Prinzip des Shopping mit QR-Codes, das PayPal gerade in Oldenburg erprobt?
Das Prinzip ist im Grunde sehr einfach. Die Quick Response (QR)-Code-Technik wird heute bereits von so gut wie allen Smartphones unterstützt und kann daher mit sehr vielen Geräten gelesen werden. In unserer PayPal-App ist eine Lesefunktion bereits integriert. Jeder Kunde kann damit also den Code einlesen, in dem bereits alle kaufrelevanten Informationen enthalten sind.
Anschließend muss der Kunde nur noch Größe und Farbe des Produkts auswählen, die Geschäftsbedingungen bestätigen und sich mit seiner PayPal-PIN identifizieren. Das Produkt wird dann automatisch an die hinterlegte Lieferadresse geschickt. Der Kunde ist übrigens nicht auf die App angewiesen, sondern kann auch mit einem normalen Reader die QR-Codes von PayPal lesen und bezahlen.
Warum haben Sie sich gerade für Oldenburg als Standort für das Pilotprojekt entschieden?
Das Citymanagement von Oldenburg ist ständig auf der Suche nach Technologiepartnern, um genau solche spannenden und zukunftsweisenden Lösungen auszuprobieren und sich selbst als moderner Shoppingstandort zu etablieren. Daher haben wir gemeinsam beschlossen, die Läden in der Oldenburger Innenstadt komplett mit QR-Codes auszurüsten.
PayPal ist systematisch auf der Suche nach kleinen Standorten oder ‚Keimzellen‘, an denen wir unsere Point-of-Sale-Technik vor dem Rollout testen können. Im Grunde sind das alles fertig entwickelte und bereits skalierbare Technologien. Für die Endkunden und Händler sind sie aber immer noch neu. Noch kann niemand wirklich einschätzen, wie wir in fünf Jahren bezahlen werden, und erst im tatsächlichen Einsatz wird sich zeigen, welche Technologie sich durchsetzt. Daher ist es natürlich für uns sehr wichtig, diese Technologie in einem solchen Maßstab zu testen, um eine Einschätzung darüber zu erhalten, wie sie von Händlern und Kunden angenommen wird.
Gab es Probleme dabei, die einzelnen Händler von der neuen Technologie zu überzeugen?
In Einzelfällen gibt es natürlich technische Gegebenheiten, auf die man je nach Händlergröße, vorhandener IT und Komplexität der Installation achten muss. Insgesamt wurde das Prinzip aber gut angenommen und wir sind schon gespannt auf das Feedback. Wir haben auch bereits mehrere neue Teilnehmer gewinnen können, zusätzlich zu den 32 Händlern, die ursprünglich an dem Projekt beteiligt waren.
Können Sie erläutern, welche Vorteile das QR-Shopping Händlern und Kunden bietet?
QR-Shopping funktioniert nicht nur an der Schaufensterscheibe oder am Kassenterminal. Es ist der einzige uns heute bekannte Formfaktor, der wirklich über alle Kanäle einsetzbar ist. QR-Shopping funktioniert genauso wie Werben mit einem gedruckten Katalog oder einer Zeitungsanzeige, einem Plakat, einem Smart-TV oder einem Kioskterminal direkt im Laden. Das ist natürlich ein großer Vorteil für Händler und auch Kunden, die sich systematisch daran gewöhnen können, wie das Shopping mit dieser Lösung funktioniert.
Zweitens ist der QR-Code eine bereits etablierte Technik. Jedes Smartphone kann die Codes lesen und jeder Kunde hat diese Codes zumindest schon einmal gesehen. Obwohl die Tatsache, dass mit QR-Codes auch eingekauft und bezahlt werden kann, noch nicht jedem bekannt ist, wird die Technologie an sich bereits heute von allen Seiten gut angenommen. Wir haben das System vor zwei Jahren in den Markt eingeführt und stellen inzwischen fest, dass die ersten Mitbewerber ähnliche Lösungen entwickeln.
Für den Händler ist natürlich auch der Faktor entscheidend, dass er durch die Nutzung von QR-Codes ganz einfach und schnell seine Ladenfläche erweitern kann, ohne im großen Stil in neue und teure Technik zu investieren. Denn jeder angebrachte QR-Code bedeutet im Grunde eine weitere Verkaufsmöglichkeit. Ein gutes Beispiel ist das Schaufenster, das natürlich aus Sicht des Handels eine sehr spannende Verkaufsfläche darstellt. Nun ist aber nicht jeder Laden 24/7 geöffnet. In dieser Zeit weckt das Schaufenster zwar Kaufanreize, jedoch hatte der Kunde bisher keine Möglichkeit, dem Kaufbedürfnis sofort nachzugehen. Mit QR-Codes wird das Schaufenster auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten zur produktiven Verkaufsfläche.
Das Thema bleibt auf jeden Fall spannend und in der nächsten Zeit werden wir noch einige weitere Lösungen auf dieser Basis im Markt zu sehen bekommen. Viele andere Technologien zum mobilen Bezahlen könnten sich irgendwann in der Zukunft natürlich auch durchsetzen – aber wir sehen immer noch nur wenige davon am Markt. Shopping mit QR-Codes dagegen wird bereits seit zwei Jahren von unseren Händlern und Kunden genutzt (z.B. Cyberport, ComputerBild und Xmas 2012, falls das hlift).
Gibt es noch weitere innovative Einkaufskonzepte, an denen PayPal gerade arbeitet?
Natürlich bietet es sich an, diese und auch andere Lösungen auch an anderen Standorten zu implementieren. Denn wir bieten ja auch durchaus noch verschiedene andere Technologien an, dazu gehören zum Beispiel auch unser ortsbezogener Dienst PayPal Check-In. Seit November läuft unser Pilot in Berlin rund um den Rosenthaler Platz. Ein anderes Beispiel: In Paris haben wir mit McDonald‘s eine Lösung umgesetzt, bei der der Kunde von unterwegs über die McDonalds-App bestellen kann. Betritt er dann das Restaurant muss er nur noch per Scan des Codes auf dem Smartphone sein Essen bezahlen und kann die Bestellung sofort mitnehmen. Das ist natürlich eine völlig andere Variante als das QR-Shopping, aber auch diese wird komplett von PayPal unterstützt. Und inzwischen hat McDonald’s diese Lösung landesweit in Frankreich ausgerollt, worüber wir uns sehr freuen.
Wir versuchen letztlich, weltweit verschiedene Techniken zu präsentieren, die für Kunden und Händler einen Mehrwert bieten. Aber natürlich mit Respekt für die großen Unterschiede bei der Mentalität, die es gerade wenn es ums Bezahlen geht natürlich immer gibt. Amerikaner können zum Beispiel mit QR-Shopping relativ wenig anfangen, da sie das schnelle Bezahlen per Kreditkarte gewohnt sind. In Deutschland ist es dagegen immer noch wichtig, Lastschrift und Rechnung als Zahlungsmöglichkeit anzubieten, da diese hier immer noch stark nachgefragt werden.
Dadurch zeichnet sich eigentlich auch der Ansatz von PayPal aus: Wir wollen eine globale Infrastruktur bieten und dabei trotzdem auf lokale Gegebenheiten eingehen. Ein Mehrwert, den wir den Kunden dabei aber immer bieten, ist natürlich: Alle diese verschiedenen Lösungen können über ein einziges PayPal-Konto genutzt werden.
Eine weitere Lösung von PayPal für Mobile Payment ist das Bezahlen per „Check-In“. Aktuell läuft ein Pilot in Berlin. Können Sie das Prinzip und die Vorteile dieser weiteren neuen Lösung kurz erläutern?
Mit Check-In haben wir eine völlig neuartige Bezahlmöglichkeit für das Smartphone geschaffen. Händler – oder im Falle des Berliner Piloten Gastronomen – und Kunden profitieren gleichermaßen von einer Lösung, die es einfacher denn je macht, mobil zu bezahlen.
Der Kunde ruft über die PayPal-App Händler im Umkreis auf, checkt durch einen weiteren Fingerwisch in das Einzelhandelsgeschäft, das Café oder Restaurant ein und sein Name und sein persönliches Foto erscheinen im jeweiligen Kassensystem. Wenn der Kunde seine Wunschwaren gefunden oder seinen Kaffee getrunken hat und dem Händler mitteilt, dass er bargeldlos bezahlen möchte, löst dieser den Bezahlvorgang durch einen einfachen Klick auf das Bild des Kunden im Kassensystem aus. Zahlungsinformation und -beleg erhält der Kunde wie gewohnt über eine Push-Benachrichtigung und per E-Mail, sodass er alle Transaktionen übersichtlich im Blick behält.
Die Identifikation des PayPal-Kunden erfolgt sicher und zuverlässig über Bildabgleich; Händler können auf diese Weise aber auch eine persönlichere Kundenbeziehung aufbauen. Zudem müssen sie nie mehr Kunden abweisen, die nicht oder über nicht ausreichend Bargeld verfügen. Konsumenten genießen mit Check-In eine völlig neue Flexibilität beim Einkauf und können ihre Geldbörse getrost zu Hause lassen. Und Check-In funktioniert grundsätzlich auch in mehreren Ländern, sodass man beispielsweise auch ohne eine Kreditkarte in einem amerikanischen oder britischen Geschäft oder Café, das Check-In akzeptiert, bezahlen kann.
Ein Problem bei Mobile Payment-Diensten ist die fehlende Verbraucherakzeptanz. Wie können Lösungen wie die von PayPal dazu beitragen, dass sich das Bezahlen per Smartphone im Markt durchsetzt?
Schon heute können sich 9 von 10 Deutschen gemäß einer PayPal-Befragung aus dem Mai dieses Jahres vorstellen, mit dem Smartphone zu bezahlen. Was sie suchen, sind praktische Lösungen für ihre ganz alltäglichen Probleme beim Bezahlen ihrer Einkäufe. Mit Lösungen wie Check-In, die nicht nur leicht nutzbar sind, sondern Kunden einen echten, klar verständlichen Mehrwert im Alltag bieten, begeistern wir immer mehr Kunden für das mobile Bezahlen. Mit QR-Shopping bieten wir einen anderen Mehrwert: Unabhängig von Ladenzeiten können Kunden ihre Waren einkaufen.
Ein weiterer wichtiger Punkt – insbesondere für den deutschen Konsumenten – ist das Vertrauen zum Anbieter. Dieses Vertrauen haben wir über Jahre aufgebaut. Unsere Kunden wissen, dass sie ihre Zahlungsdaten bei uns sicher hinterlegen und diese zu jedem Zeitpunkt und bei jedem Bezahlvorgang auch genau dort bleiben.
Interview: Yvonne Körner; iXtenso.com