Von Initiativen und Aktionismus
Existenzen sichern und Umsatzeinbußen kreativ begegnen
Tim Mossholder/ Unsplash
Laut einer Prognose des Handelsverband Deutschland (HDE) wird der Handel nicht um Geschäftsschließungen herumkommen. Die Lage ist dramatisch, vor allem für den stationären Nonfood-Sektor. Doch jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre die falsche Reaktion. Unternehmerisches Denken und Eigeninitiative sind gefragter denn je. Wir stellen an dieser Stelle Initiativen und Ideen vor.
Kreativ werden als absolutes Muss
Gesegnet sind aktuell diejenigen, die über einen Onlineauftritt verfügen. Dabei müssen Händler ihren Kunden noch nicht mal unbedingt einen Onlineshop anbieten, wie diese beiden Beispiele zeigen:
Laden „girls & boys“ in Köln Lövenich
Marion Kappes legt auch in Zeiten von Corona Wert auf eine individuelle Kundenbetreuung bei Kinderschuhen – ohne Kontakt versteht sich. Denn wer Kinder hat, weiß: Schuhe müssen an den kleinen Füßen perfekt sitzen. Dafür bieten Marion und ihr Team einen besonderen Service: Eltern zeichnen die Füße ihrer Kinder auf ein Blatt Papier ab und messen den Abdruck im Anschluss aus. Die Maße und weitere Anforderungen können dann direkt via Mail übermittelt werden. Marion und ihre Mitarbeiterstellen eine Auswahl in Form von Produktfotos zusammen und beraten kontaktlos. Nach Zahlungseingang werden die Schuhe auf den Postweg geschickt. Dabei übernimmt Marion auch direkt die Portokosten. Das nennen wir Service trotz Corona.
Mutterwerk aus Kaarst
Auch Andrea Hahn vom Mutterwerk aus Kaarst hat sich eine kreative Facebook-Aktion überlegt: Jeden Tag, den Kunden nun nicht mehr persönlich im Store vorbeikommen können, postet ihr Team einen Artikel aus der aktuellen Frühjahrskollektion. Bye the way – insbesondere Fashionhändler drohen aktuell gerade auf dieser sitzen zu bleiben. Gefällt ein Teil können sich Kunden direkt via Facebook, Instagram oder Mail melden und das Produkt bestellen. Der Aufdruck des süßen T-Shirts spricht für sich.
Sie finden die Idee gut und überlegen einen ähnlichen Service via Facebook und Mail anzubieten? Ideen und zentrale Tipps finden Sie zum kostenfreien Download auf der Webseite des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel.
eBay: Soforthilfe für kleine Unternehmen und lokale Einzelhändler
eBay hat am Wochenende ein umfassendes Soforthilfeprogramm für kleine Unternehmen und lokale Händler verkündet, um den deutschen Handel in der Corona-Krise zu unterstützen. Das Programm zielt einerseits darauf ab, Händler, die bereits bei eBay verkaufen, zu entlasten und zu unterstützen. Andererseits sollen lokale Händler schnell und einfach Zugang zum Onlinehandel über eBay erhalten, um so Einbrüche im lokalen Geschäft auffangen zu können.
Das Programm umfasst vier verschiedene Maßnahmen: Schutz des Servicestatus für eBay-Händler, Zahlungsaufschub für Verkaufsgebühren, zusätzliche Unterstützung für eBay-Händler mit stationärem Geschäft sowie Anreize für den Einstieg in den Handel bei eBay.
Händler können aus dem Programm jederzeit wieder aussteigen und gehen keine langfristigen Verpflichtungen ein.
Kontaktplattformen für Bring- und Lieferservices
Vielerorts schließen sich Gewerbe- und Handelsvereine, Stadtverwaltung, Stadtmarketing und Einzelhandel zusammen, um lokale Kontaktplattformen anzubieten. Händler, Handwerker oder Gastronomen können sich hier registrieren und so auf ihre Bring-, Service und Lieferdienstleistungen aufmerksam machen.
Einige Beispiele gibt es bereits in Rottweil, Emsdetten oder Hürth.
Händler helfen Händlern – die Krise nutzen und als Chance sehen
Neben Kreativität braucht es aber auch Wissenstransfer für betroffene Unternehmen, vor allem aber für klein und mittelständische Betriebe. Hilfe bietet hier die Initiative „Händler helfen Händler“, die von Marcus Diekmann, Tim Böker und Sebastian Bomm von ROSE Bikes,, Anna Weber und Jan Weischer von BabyOne sowie Vera Vaubel von changelog.blog ins Leben gerufen wurde, um den Handel in diesen schweren Zeiten zu vernetzen. Dafür konnten bereits weitere Mitstreiter wie Shopware (Anbieter eines modularen Onlineshop-Systems) oder das IFH Köln (Institut für Handelsforschung) gewonnen werden.
Ziel ist es, im ersten Schritt Informationen rund um Hilfsprogramme und -fonds von Land, Bund, EU, Banken, KFW oder sonstigen Einrichtungen zu teilen und sich über möglichen Maßnahmen auszutauschen. Im zweiten Schritt geht es laut Initiatoren darum, kreativ zu werden und Impulse für neue Businessmodelle zu sammeln, die den Unternehmen eine Zukunft geben.
Vernetzen Sie sich mit den Initiatoren und weiteren Betroffenen via LinkedIn: www.linkedin.com/groups
Themenkanäle: Online-Handel, stationärer Einzelhandel, Coronavirus, Onlineplattform, Social Media, Social Commerce, Innenstadt