Es steht alles still in den deutschen Innenstädten und Einkaufsmeilen. Geschlossene Geschäfte, Bars, Cafés – so will es der Beschluss von Bund und Ländern vom 16. März. Zu groß die Gefahr einer unkontrollierbaren Ausbreitung des Coronavirus. Nicht vom Shutdown betroffen: der Lebensmitteleinzelhandel. Im Gegenteil wurde jetzt sogar in einigen Bundesländern das Sonntagsöffnungsverbot gelockert. Doch wie sieht es hier mit der Hygiene und der Ansteckungsgefahr aus und was können Einzelhändler und Kunden tun, um die Gefahren möglichst gering zu halten?
Übertragungswege von Covid-19
Nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) erfolgt eine Übertragung des Virus hauptsächlich über Tröpfcheninfektion. Eine Übertragung mittels Schmierinfektion ist bislang zwar nicht belegt, wird allerdings auch nicht ausgeschlossen. „Übertragungen über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, sind durch Schmierinfektionen denkbar. Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich“, informiert das BfR auf seiner Internetseite. Was unter einem „kurzen Zeitraum“ zu verstehen ist, bleibt jedoch unklar. Einige Experten gehen in Anlehnung an Studien zum Sars-Coronavirus sogar davon aus, dass Coronaviren bis zu 9 Tagen auf Oberflächen überleben können.
Verhaltensempfehlungen des BZgA
Wie an jedem Ort, an dem viele Menschen aufeinandertreffen und mit Gegenständen in Berührung kommen, herrscht auch im Supermarkt ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Für Kunden und Personal gleichermaßen gelten darum auch hier die Verhaltensempfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): richtiges Husten, Handhygiene, keine Berührungen und ein Mindestabstand von ein bis 2 Metern. Vor allem zu Stoßzeiten jedoch kann insbesondere der letzte Punkt schnell zum Problem werden.
Maßnahmen zur Einhaltung des Mindestabstandes
Um einen massiven Andrang an Regale und Kassen zu verhindern, gehen einige Geschäfte dazu über, nur noch eine begrenzte Anzahl an Kunden in ihre Filialen zu lassen. In den Kassenzonen vieler Supermärkte markieren Klebestreifen am Boden den einzuhaltenden Abstand zwischen den Kunden. Darüber hinaus installieren immer mehr Supermärkte durchsichtige Schutzscheiben an den Kassen, um ihre Mitarbeiter zu schützen.
Die Supermarktketten ALDI Süd, ALDI Nord und Rewe bestätigten eine sukzessive Einführung dieser Schutzmaßnahmen in ihren Kassenzonen. Weitergehende Möglichkeiten und Schutzelemente würden geprüft, versichert ALDI Süd. Der EDEKA-Verbund setzt keine übergreifenden Maßnahmen ein. „Unsere selbstständigen EDEKA-Kaufleute versuchen immer, mit Blick auf die Situation vor Ort, individuelle und pragmatische Lösungen zu finden“, heißt es hierzu von Seiten der Pressestelle.
Bargeldloses Bezahlen
Ob Bargeld ein potenzieller Überträger von Coronaviren ist oder nicht, bleibt umstritten. Prophylaktisch rufen Händler ihre Kunden nun jedoch vermehrt dazu auf, auf Kartenzahlung beziehungsweise im Idealfall sogar auf kontaktloses Bezahlen umzusteigen. Einkäufe von bis zu 25 Euro können so ohne Eingabe der PIN, das heißt komplett ohne Berühren der Terminals getätigt werden. „Die Kunden zeigen sich bereit dazu, sodass mittlerweile rund die Hälfte aller Kartenzahlungen bereits kontaktlos erfolgen – Tendenz steigend“, heißt es von ALDI Süd.
Zusätzliche Hygienemaßnahmen
Der Lebensmitteleinzelhandel unterliegt ganzjährig den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes (IfSG). Dazu gehören die richtige Handhygiene, Personalhygiene und allgemein Flächen- sowie Inventarreinigung, über die jeder Mitarbeiter im Lebensmitteleinzelhandel gemäß § 43 IfSG belehrt werden muss. Auch in Zeiten von Corona ändert sich nichts an diesen grundlegenden Hygienemaßnahmen. Vereinzelt werden diese jedoch ausgeweitet. „In allen ALDI Märkten existieren Hygiene- und Reinigungspläne, die fortlaufend überprüft und gemäß der Situation angepasst werden. […] Darüber hinaus geben wir unseren Mitarbeitern Hinweise zu weiteren geeigneten persönlichen Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen in Anlehnung an die Schutzmaßnahmen des Robert Koch Instituts“, heißt es von ALDI Nord. Darüber hinaus würden zusätzliche Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel zum Schutz der Mitarbeiter von ALDI zur Verfügung gestellt. Auch für die Kunden gibt es in einigen Supermärkten mittlerweile Desinfektionsmittelspender.
Eigenverantwortung der Kunden
Alle Maßnahmen sind jedoch nur dann zielführend, wenn die Kunden mithelfen und sich an Vorschriften sowie Empfehlungen halten. Der EDEKA-Verbund setzt ganz besonders auf die Mithilfe seiner Kundschaft: „In diesen besonderen Zeiten setzen wir weiterhin auf das Verständnis unserer Kunden und bitten um Solidarität und Respekt. Zum Schutz unserer Kunden sowie zum Wohl unserer Mitarbeiter bitten wir auch beim Einkauf gegenseitig Rücksicht zu nehmen.“