Firmennachricht • 31.10.2013

Trends im internationalen Store-Design

Harte Zeiten, hohe Kreativität und echte Herausforderungen

Seit der letzten EuroShop hat sich viel getan. Die Wirtschaftslage blieb in den Industriestaaten größtenteils angespannt und selbst die Schwellenmärkte erlebten Einbrüche ihres kometenhaften Wachstums, an das sich so viele unter uns schon gewöhnt hatten.

Allerdings kann man berechtigterweise sagen, dass schwere Zeiten auch als Katalysator für den Wandel wirken und die Kreativität fast immer am größten ist, wenn die Mittel knapp sind und der Finanzchef noch ernster drein blickt als üblich. In der Praxis bedeutet das, dass sich viel verändert hat und einige neue Trends entstanden sind, die man am Ende der letzten EuroShop im Februar 2011 eher nicht erwartet hätte.

Die wichtigste Entwicklung: Auf der Suche nach echten Anregungen schaut der Einzelhandel jetzt auch über den “Tellerrand” der unmittelbaren Konkurrenz hinaus. Zu wissen, was der direkte Wettbewerber vorhat, sollte sowieso für jeden Einzelhändler selbstverständlich sein. Die eigentliche Herausforderung, die sich als Trend quer durch alle Branchen zieht, scheint jedoch die Fähigkeit zu sein, in eine normalerweise nicht als Konkurrenz betrachtete Einzelhandelsbranche zu schauen und dort Ideen zu entdecken, die auch in einem offensichtlich völlig anderen Kontext funktionieren.

Das lässt sich beispielsweise bei solchen Einzelhändlern wie der Supermarktkette Tesco im Vereinigten Königreich beobachten. Dort hat man Abteilungen für Bekleidung eröffnet, die als unabhängiges Modegeschäft durchgehen könnten, oder Coffee-Shops, die man normalerweise eher im Londoner Viertel Soho oder vielleicht noch in Brooklyn in New York erwarten würde. Tesco hat tatsächlich über den „Supermarkthorizont“ hinausgeblickt und Bereiche entdeckt, die in ihren Stores funktionieren.

Ähnliches kann man auch im Bereich Pop-Up Stores beobachten, der weiter wächst und nicht, wie seit geraumer Zeit vorausgesagt, wieder verschwindet. Hier zeichnen sich zwei neue Trends ab: Zum einen Kooperationen, bei denen eine Marke ihr Angebot mit denen anderer Markenanbieter verschmelzt und so einen Ort schafft, an dem das „Ganze größer als die Summer seiner Teile“ ist. In London hat sich dieses Jahr Vitsoe, deren Kerngeschäft die Einrichtungskreationen von Designer Dieter Rams sind, mit Coleman Coffee Roasters und Four Corners Books zusammen getan. Das Ergebnis ist ein Temporary Shop, in dem sich alles ums Entspannen im Wohnzimmer dreht, wo Bücher, Kaffee, und modernes Mobiliar im Vordergrund stehen. Das ist ein typisches Beispiel für die derzeitige Entwicklung und dafür, wie Marken ihr Markenkapital gegenseitig aufwerten, um wirklich anziehende Räume zu schaffen.

Zum anderen, dass Pop-Up Stores zunehmend auch im hochwertigen Genre auftauchen. Eine Fläche spontan in der Hoffnung aufzumachen, dass Graffiti und grob behauenes Holz alleine Umsatz bringen,  reicht heute nicht mehr.
Dieser Trend ist omnipräsent – ob auf den Pariser Champs Elysees, wo eines der führenden Dufthäuser einen Pop-Store eingerichtet hat, der so schön war, dass er auch gut hätte stehen bleiben können, oder bei der italienischen Jeansmarke Diesel, die in diesem Jahr auf der Londoner Regent Street einen Laden für 3 Monate bezog. Der bestand aus einer Reihe von Gewächshäusern aus Farbglass oder Holz, die über die Ladenfläche verteilt waren und als mobile Displayvitrinen dienten. Auch dieses Pop-Up war nicht nur für sich interessant, sondern auch wegweisend für viele Modehändler: es zeigte wie auch ein begrenztes Budget teuer und semi-permanent wirken kann.  

Der letzte große Trend in Nordamerika und Europa ließe sich als “zurück in die Zukunft” bezeichnen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Stern der QR-Codes am Einzelhandelsfirmament auftauchte – diese Codes würden angeblich alles wieder ins Lot und die Kunden in den stationären Handel zurück bringen.

Das Paradebeispiel dafür war ein “Demo-Store” in der U-Bahn von Seoul. Hier hatte Tesco einen virtuellen Shop eingerichtet, bestehend aus Produkt-Fotos mit jeweils einem QR-Code, den man beim Warten auf die Bahn einscannen und so seine Einkäufe erledigen konnte. Die Verbraucher waren happy, denn sie hatten den Weg zum Supermarkt gespart. Das Gleiche kann man noch immer in der U-Bahn von Barcelona bewundern, wo ein Sony Virtual Shop auf QR-Codes setzt, aber so gut wie nie genutzt wird. Es scheint so, dass Technik ohne Bedienung unattraktiv ist und nur im Gesamtpaket funktioniert.

Das bedeutet: Sie bewährt sich sicher als Teil des “Verkaufsapparates” Laden, aber ihre Nutzung als Absatztool per se scheint passé zu sein.  Stattdessen besinnen sich Einzelhändler wie HMV im Vereinigten Königreich auf ihr eigenes Erbe und nutzen dessen Designelemente, um eine Welle der Nostalgie loszutreten. Am HMV-Store auf der 363 Oxford Street in London wurde jetzt eine Retro-Fassade angebracht, die bei reiferen Kunden liebgewordene Erinnerungen weckt.

Dieser Trend dürfte sich durchsetzen, denn so können Einzelhändler ihren eigenen Fundus an alten Ladeneinrichtungen durchforsten und gleichzeitig die Technik nutzen, die heute in den meisten Einzelhandelsbereichen als Standard gilt. „Nostalgie ist auch nicht mehr das, was es mal war” heißt es ja scherzhaft, aber sie probt fleißig ihr Comeback. Als andere Konsequenz der Ladeneinrichtungen, die sich eher von der Vergangenheit als der Zukunft inspirieren lassen, wird wohl der reduzierte „White-Box“ Look in allen Variationen eher in den Hintergrund treten, auch wenn er wahrscheinlich nicht gänzlich verschwindet.

Geniale Ideen im Store treffen den Nerv des Verbrauchers und deshalb kommt die EuroShop 2014 zum richtigen Zeitpunkt: Hier kann man innovative Konzepte im direkten Dialog diskutieren und findet internationale Retail Lösungen zum Anfassen. Für viele Unternehmen wird die EuroShop eine wertvolle Inspirationsquelle auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft sein.

Autor: John Ryan, Retail Journalist (UK)

Weitere Beiträge zum Thema:

Beliebte Beiträge:

Thumbnail-Foto: Edelrost-Look: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 6...
16.11.2023   #Ladendekoration #Saisongeschäft

Edelrost-Look: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 6

Mach es deiner Kundschaft gemütlich - wie im Kaminzimmer

Was im Wohnzimmer gut aussieht, kann auch einen Shop in Szene setzen, oder? Sehr im Trend liegen zur Zeit Accessoires mit Edelrost-Look. Metall wird dafür mit einem Rosteffekt versehen. ...

Thumbnail-Foto: Weihnachtswichtel sind los: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 7...
16.11.2023   #Ladendekoration #Saisongeschäft

Weihnachtswichtel sind los: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 7

Verspielt: So machst du Kinder froh – und Erwachsene ebenso?

Für Erwachsene bedeutet die Adventszeit oft Stress. Die Feiertage planen, Familienbesuche vorbereiten, Geschenke kaufen und die Wohnung in Form bringen – da bleibt wenig Zeit zum Staunen und Genießen.Wie schön ist es da, dass ...

Thumbnail-Foto: Zwischen Schnee und Eis: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 4...
16.11.2023   #Ladendekoration #Saisongeschäft

Zwischen Schnee und Eis: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 4

Winterlandschaften kreieren und Kundschaft begeistern

Auch wenn die Temperaturen es nicht immer widerspiegeln: Zur Weihnachtsstimmung gehört hierzulande eigentlich der Winter. Daher eignen sich weiße Dekoartikel und die Verwendung von Dekoschnee. Eine schneebestäubte Winterlandschaft ...

Thumbnail-Foto: Lass es leuchten: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 3...
16.11.2023   #LED-Leuchten #Leuchten

Lass es leuchten: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 3

Stimmung für das Schaufenster und den Store

Licht ist das Mittel für Aufmerksamkeit. Leuchtende Komponenten ziehen das Auge magisch an und verbreiten festliche Stimmung. Wenn dir brennende Kerzen zu heikel sind, haben wir hier noch ein paar Ideen für andere Beleuchtungselemente. ...

Thumbnail-Foto: Farbenfröhliche Schaufenster: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 1...
16.11.2023   #Ladendekoration #Saisongeschäft

Farbenfröhliche Schaufenster: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 1

Von flieder bis orange: einfach mal etwas anderes

Die Weihnachtszeit steht vor der Tür, die Lebkuchen stapeln sich in den Supermärkten und die Ersten überlegen schon, was sie verschenken könnten. Es wird höchste Zeit, potentielle Käufer*innen zum Geschenke-Shopping zu ...

Thumbnail-Foto: Natürlich aus Holz: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 2...
16.11.2023   #Ladendekoration #Saisongeschäft

Natürlich aus Holz: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 2

Es muss nicht immer gekauft sein, es geht auch selbstgemacht

Ein Klassiker unter der Weihnachtsdekoration ist sicher der Tannenbaum aus Holz. Mit etwas Geschick im Schnitzen lassen sich interessante Dekoelemente so selbst herstellen. ...

Thumbnail-Foto: Alle Jahre wieder: Weihnachtsdeko
16.11.2023   #Shopdesign #Dekorationsbeleuchtung

Alle Jahre wieder: Weihnachtsdeko

Von klassisch bis modern - vier Stilrichtungen

Designerin Annetta Palmisano und ihre Kollegen vom Stilbüro bora.herke.palmisano erarbeiten jedes Jahr die Dekorationstrends der kommenden Weihnachtssaison. In der Vergangenheit haben sie unter anderem diese vier Stilrichtungen ...

Thumbnail-Foto: Alternativen zum Weihnachtsbaum: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 5...
16.11.2023   #Ladendekoration #Saisongeschäft

Alternativen zum Weihnachtsbaum: Tipps für die Weihnachtsdeko, Teil 5

Es muss nicht immer der klassische grüne Evergreen sein!

Ein traditionelles Symbol hierzulande für die Weihnachtszeit: der Christbaum. Du möchtest weihnachtliche Stimmung im Laden, aber brauchst den Platz in deinem Laden und kannst auf die ganzen Nadeln auf dem Boden verzichten? Wir ...

Thumbnail-Foto: Store Design: Lebensmittelgeschäft neu gedacht...
14.02.2024   #stationärer Einzelhandel #Kundenerlebnis

Store Design: Lebensmittelgeschäft neu gedacht

Ein Blick in den Obstladen Fraîchement Bon Jarry

Nachdem Fraîchement Bon im Jahr 2020 sein erstes Lebensmittelgeschäft in Montreal ...