Cloud-Computing: Wettbewerbsfähiger dank Wolke?

EuroCIS 2018 präsentiert eine breite Palette an Anwendungen aus der Cloud speziell für den Handel

Digitaler, schneller, agiler, so lauten die Anforderungen an Einzelhändler im...
Digitaler, schneller, agiler, so lauten die Anforderungen an Einzelhändler im modernen OmniChannel-Wettbewerb. Cloud Computing und Artificial Intelligence (AI) werden zu wichtigen Pfeilern der digitalen Unternehmensstrategie.
Quelle: panthermedia.net/everythingposs

Die Wolke etabliert sich – und zwar nicht nur in privaten Rechenzentren, sondern zunehmend auch im öffentlichen Netz. Das zeigt der Cloud Monitor 2017 des Digitalverbands Bitkom und der Beratungsgesellschaft KPMG. Zwei Drittel der deutschen Unternehmen nutzen demnach bereits Software, Speicher oder Rechenleistung aus der Cloud. Einen deutlichen Aufschwung verzeichnet aktuell insbesondere das Public Cloud Computing. Rund 30 Prozent der befragten Unternehmen setzen laut Bitkom inzwischen auf IT-Leistungen aus öffentlichen Datennetzen, doppelt so viele wie zwei Jahre zuvor. „Cloud Computing hat sich durchgesetzt und sich innerhalb weniger Jahre zur Basis-Technologie der Digitalisierung entwickelt“, so das Fazit von Dr. Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research.

Im Gegensatz zur privaten Cloud, bei der ein Unternehmen seine eigene Cloud-Infrastruktur im eigenen Rechenzentrum oder bei einem externen Dienstleister betreibt, ist die Public Cloud gekennzeichnet durch geteilte Infrastruktur (Shared Infrastructure). Die Kunden eines Public Cloud-Anbieters teilen sich also dieselbe physikalische Infrastruktur und werden anhand einer virtualisierten Sicherheitsinfrastruktur nur logisch voneinander getrennt. Zu den Big Playern im Public Cloud-Markt gehören neben Marktführer Amazon Webservices (AWS) auch Microsoft Azure, Google und IBM, zusammen kommen sie nach Angaben des IT-Research und Beratungsunternehmens Crisp Research auf einen Marktanteil von mehr als 75 Prozent. Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostiziert, dass sich der Umsatz mit Public Cloud-Diensten bis 2020 gegenüber heute auf mehr als 380 Milliarden Dollar verdoppeln wird, getrieben vor allem durch steigende Nachfrage von Unternehmenskunden. Gerade bei Software für Geschäftsanwendungen verbreite sich in vielen Branchen eine „Cloud first“-Mentalität, so die Analysten.

Investitionen in den Datenschutz sollen deutsche Unternehmen überzeugen

Schnell skalierbar, kostengünstig und wartungsarm lauten häufig zitierte Argumente der Cloud-Anbieter für den Bezug von IT-Ressourcen und Software aus der Wolke – Vorzüge die insbesondere die Public-Cloud-Modelle ausspielen können. Auf Kundenseite standen diesen Vorteilen in der Vergangenheit allerdings vor allem Datenschutzbedenken gegenüber. Um deutschen Unternehmen eine Alternative zur Datenverlagerung in die USA zu bieten, haben die führenden Public-Cloud-Anbieter in den letzten zwei Jahren in den Aufbau deutscher Rechenzentren investiert: So bieten neben AWS beispielsweise auch Salesforce, IBM, Oracle, Google, Microsoft oder Cisco ihren Kunden Clouddienste „made in Germany“ an. Microsoft und Cisco kooperieren dabei mit T-Systems, einer Tochter der Deutschen Telekom. Mit der Open Telekom Cloud bietet die Deutsche Telekom seit 2016 zudem selbst IT-Ressourcen aus einer deutschen Cloud.

Auch technologisch entwickeln die Cloud-Anbieter das Thema Sicherheit und Datenschutz kontinuierlich weiter. So ermöglicht beispielsweise Microsoft mit dem Angebot Azure Confidential Computing nach eigenen Angaben als erster Anbieter die Verarbeitung von verschlüsselten Daten in Public-Cloud-Diensten. Sensible Kundendaten können so beispielsweise für Machine-Learning-Analysen verwendet werden, ohne diese vorher explizit ver- und anschließend wieder entschlüsseln zu müssen. Zudem bemühen sich die Unternehmen, den Betrieb von Hybrid-Modellen für die Kunden technologisch weiter zu vereinfachen. Hybrid-Cloud integriert eine sichere Private Cloud mit zusätzlichen, schnell skalierbaren und wartungsarmen Ressourcen einer Public Cloud. Je nach Anforderungen in puncto Sicherheit, Datenschutz, Zugriffsgeschwindigkeit, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit läuft also ein Teil der Anwendungen in der privaten, der andere Teil in der öffentlichen Wolke.

Interesse an Cloud-Diensten im Handel wächst

Befragt man IT-Entscheider aus dem Handel, trifft man auf Cloud-Anhänger wie Cloud-Skeptiker gleichermaßen. Laut einer Umfrage des EHI Retail Institutes („IT-Trends im Handel 2017“) gehen 55 Prozent der IT-Verantwortlichen von einer heute bereits hohen bzw. künftig steigenden Bedeutung von Cloud-Diensten für ihre Branche aus. Umgekehrt glauben 45 Prozent, dass die Wolke für sie von geringer Bedeutung ist und bleiben wird.

Miet-Lösungen aus der Cloud seien schwer kalkulierbar und brächten auf Dauer oft nicht die erhoffte Kostenersparnis, lautet ein häufig geäußerter Einwand. Zudem plagt IT-Leiter die Sorge vor Kontrollverlust: Vielen fehlt das Vertrauen, dass Cloud-Anbieter ihre Anforderungen an hochgradig performante Systeme jederzeit garantieren können. Insbesondere Kernprozesse wie ERP und Kasse laufen deshalb überwiegend noch in den eigenen Rechenzentren.

OmniChannel treibt Unternehmen in die Wolke - neueste Cloud-Lösungen werden auf der EuroCI2018 präsentiert

Der Druck, ihre bestehende IT-Architektur an die Erfordernisse eines modernen OmniChannel-Unternehmens anzupassen, könnte allerdings das Umdenken im Handel beschleunigen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, benötigen Einzelhändler einen Echtzeit-Überblick über ihre zentralen Prozesse auf allen Kanälen. Zugleich gilt es, zugunsten von niedrigeren Kosten und höheren Entwicklungsgeschwindigkeiten die Komplexität der Systemlandschaft zu reduzieren. Führende Software-Anbieter haben zur EuroCIS 2018 deshalb neben klassischen On-Premise-Varianten auch Cloud-Versionen im Gepäck: „Wir gehen bereits kurzfristig davon aus, dass unsere großen, internationalen Kunden immer stärker ihre Lösung in einer Cloud betreiben oder betreiben lassen möchten“, sagt zum Beispiel Rene Schiller, Director of Communications & Investor Relations bei GK Software. Die aktuelle Omnichannel-Software OmniPOS könne in unterschiedlichen Cloud-Varianten eingesetzt werden, die ersten Projekte liefen bereits, so Schiller.

SAP meldet aktuell stärkeres Wachstum im Cloud-Geschäft als im klassischen Lizenzverkauf. Durch die Akquisition von Cloud-Anbietern wie Success Factors (HR-Software), Ariba (Einkaufslösung), Concur (Reisekostenabrechnung) oder Fieldglass (Management von externen Arbeitskräften) hat der Software-Konzern sich in den letzten Jahren zusätzliches Wolkenwissen ins Haus geholt. Mit einer eigenen Cloud Platform für Entwickler ermöglicht SAP es Kunden und Partnern zudem, selbst innovative Programmbausteine und Apps zu entwickeln, beispielsweise Erweiterungen für die ERP S4/Hana.

Bei Microsoft gilt schon seit Jahren die Devise, dass die Cloud den Kunden Mehrwerte wie geringere Investitionskosten und höhere Verfügbarkeit bieten kann. Bereits im September 2009 hat Steve Ballmer, damals CEO von Microsoft, festgestellt, dass der Übergang von Anwendungen und Diensten vom Nutzer in die Cloud und damit auch die allgegenwärtige Verfügbarkeit eine "fundamentale Wandlung des Computer-Paradigmas" darstelle. „Damals war er seiner Zeit voraus, aber heute sind wir mittendrin in der digitalen Transformation“, sagt Armin Schneider-Lenhof von der KUMAVISION AG. Der Spezialist für ERP- und CRM-Software auf Basis von Microsoft Dynamics hat überwiegend mittelständische Kunden aus Industrie, Handel und Dienstleistung. Seit rund einem Jahr zählt eine Cloud-Lösungen für den Einzelhandel zum Portfolio. Die Cloud versetze mittelständische Unternehmen in die Lage, schneller und flexibler auf Veränderungen im Markt, auf neue regulatorische Anforderungen und auf Schwankungen in der Nachfrage zu reagieren, ohne sich durch den Kauf von Hard- und Software langfristig festzulegen.

Da Infrastruktur und Betrieb komplett vom Anbieter gemanagt werden, würde der Einsatz auf Anwenderseite zudem deutlich vereinfacht: „Unternehmen müssen sich mehr denn je die Frage stellen, ob der komplette Betrieb einer IT in Eigenregie zu ihren Kernkompetenzen gehört“, so Unternehmenssprecher Schneider-Lenhof.

Künstliche Intelligenz aus der Wolke

Ein Megatrend, der mit dem Thema Cloud in Verbindung steht und auch auf der EuroCIS die Diskussionen bestimmen dürfte, ist Artificial Intelligence (AI). „Die Rechenkapazität in der Cloud gepaart mit selbstlernenden Algorithmen, die Prozesse beschleunigen und verbessern sowie neue Prozesse und Lösungen ermöglicht, werden aus unserer Sicht die Digitalisierung des Einzelhandels auf eine neue Stufe heben“, sagt Rene Schiller von GK Software. Auf der EuroCIS werden aktuelle Lösungen aus dem Bereich Personalisierung, Marketing Automatisation und Dynamic Pricing zu sehen sein, die Cloud Computing, Predictive Analytics und Künstliche Intelligenz zusammenführen.

Quelle: EuroCIS

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