Interview • 15.04.2011
„Mobilterminals sind Smartphones im rauen Alltag überlegen“
Interview mit Dr. Andreas Müller, Entwicklungsleiter Skeye, Höft & Wessel AG
Auf der EuroShop sah man viele Anwendungen für die neuen Smartphones – auch fürs Filialpersonal. Haben MDEs bald ausgedient? Nein, meint Dr. Andreas Müller, denn sie sind speziell für den rauen Alltag in Handel und Logistik gebaut. Er glaubt auch nicht, dass sie immer kleiner werden, denn darunter leide die leichte Bedienbarkeit. Überwiegend setzt der Handel heute tragbare Terminals mit WLAN ein. Höft & Wessel erwartet eine steigende Nachfrage nach Geräten im Tablet-Format.
Werden Smartphones zur Bedrohung für mobile Datenterminals?
Der alte Begriff MDE hat möglicherweise ausgedient, aber das mobile Terminal mit Smartphone-Funktionalitäten wird sicherlich weiter seinen Platz haben. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Mobilterminals sind Smartphones im rauen Alltag überlegen. Die in Industriequalität gebauten sehr robusten MDEs überstehen Stürze, sind wasserdicht und vertragen einen großen Temperaturbereich. Denken Sie hier zum Beispiel an Kühlhäuser oder an die Lagerlogistik im Handel. Nur solche Geräte bieten den Handelsunternehmen eine lange Investitionssicherheit. Mit unserem Service lassen sich so diese Geräte verlässlich über viele Jahre einsetzen. Offene Systeme ermöglichen die schnelle Integration in die Unternehmens-IT. Und schließlich können mit unserem Backoffice neue Programmversionen einfach von der Zentrale auf alle Geräte aufgespielt werden. All das können Smartphones nicht und brauchen es im Übrigen auch nicht, da sie für Privatpersonen konstruiert sind.
Immer kleiner – immer unhandlicher? Fragt der Handel nach immer kleineren MDEs?
Der Trend ist aus unserer Sicht eher etwas gegenläufig. Wichtig sind die gute Bedienbarkeit und eine lange Akkulebensdauer. Dafür darf das Gerät auch gerne etwas größer sein. Eine gut zu bedienende Tastatur ist im Handel – immer noch – eine wichtige Anforderung.
Umgekehrt: immer größer. Sehen Sie eine Gefahr durch Tablet-PCs, die vielleicht auch scannen können?
Wenn erforderlich, werden natürlich im Handel auch Geräte im Tablet-Format eingesetzt wie zum Beispiel für die Vertriebsunterstützung im Kundengespräch oder auch im Lager auf Gabelstaplern. Und hier gilt dann wieder das Gleiche wie bei den mobilen Terminals, denn auch hier gibt es natürlich von uns auch Geräte in sehr robuster Industriequalität, die natürlich besser für den Einsatz am Gabelstapler geeignet sind als Gerate für Konsumenten.
Viele MDEs haben ein Display im Hochformat. Sie liefern auch eines mit Querformat. Wie sind jeweils die Stückzahlen? Was eignet sich für wen?
Mehr als die Hälfte unserer Geräte wird mit Querdisplay geliefert. Der große Vorteil ist, dass sich das Querdisplay besser für die Navigation in Listen eignet. Wer sich einmal dafür entschieden hat, will nicht mehr davon weg. Durch das Querdisplay verbessert sich auch die Schwerpunktlage des Geräts. Es liegt noch sicherer in der Hand. Leider sind viele Software-Häuser immer noch sehr auf hochformatige Anwendungen beschränkt, die individuelle Portierung rechnet sich erst ab einer gewissen Installationsgröße. Sonst würden sich noch mehr Kunden für das vorteilhafte Querformat entscheiden.
Was will der Handel: Speichern der gescannten Artikel oder Übertragung in Echtzeit. Online oder über Mobilfunk?
Überwiegend setzt der Handel heute WLAN ein. Komplexere Transaktionen in der Warenwirtschaft brauchen Online-Verbindung. Mobilfunk ist eher noch die Ausnahme aber für einige Handelsformate mittlerweile recht interessant aufgrund günstiger Datentarife. Bei heterogenen Filiallandschaften wie etwa Genossenschaften, Franchiser, Streckenlieferanten ist Mobilfunk die erste Wahl, denn dadurch vermeidet man eine komplexe eigene IT-Infrastruktur.
Die Anbindung über WLAN ist nicht immer sicher. Was kann man tun?
Wenn die gängigen WLAN-Sicherheitsstandards eingehalten werden, stellt WLAN kein besonderes Sicherheitsrisiko mehr dar.
Was waren Ihre Top-Themen auf der EuroShop?
Zum einen das Update unseres bewährten Produkts skeye.allegro, das wir auch mit einem Display im Querformat liefern. Dieses Erfolgsmodell finden Sie in vielen Filialen in Deutschland. Die Nutzer schätzen die einfache Bedienung, die übrigens auch nur mit einer Hand möglich ist. Des Weiteren stand unser robustes Gerät im Tablet-Format, das skeye.e-motion im Mittelpunkt des Interesses; es eignet sich insbesondere für den Einsatz in der rauen Umgebung des Lagers. Da für unser PDA skeye.dart gerade eine Version mit dem Betriebssystem Android auf der Mobile in Barcelona vorgestellt wurde, stieß auch das überraschenderweise auf Interesse bei den Handelsunternehmen.
Waren Sie mit der Messe und den Standbesuchern zufrieden?
Ja, allerdings waren am Wochenende nur sehr wenig Besucher auf der Messe, sodass es erst am Montag so richtig losging. Die EuroCIS ist für uns als Marktführer bei mobilen Geräten in den Filialen des Handels einfach ein Muss.
Interview: René Schellbach, iXtenso.com