Gestrickt und zugenäht: Ein Online-Garnhändler fasst stationär Fuß

iXtenso im Interview mit Joachim Hansen, Einzelhandelsmanager bei Hobbii

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Quelle: PantherMedia / Ronalds Stikans

Die spinnen, die Dänen; und zwar gutes Garn. Verkauft wird das jetzt nicht mehr nur online, sondern auch stationär. Joachim Hansen beschreibt, wie Digitalisierung und persönliche Ansprache dabei in den Läden ineinandergreifen.

Ein junger Mann mit blonden Haaren hält verschiedene Packungen Wolle und...
Joachim Hansen, Einzelhandelsmanager bei Hobbii
Quelle: Hobbii

Herr Hansen, bisher war Hobbii ausschließlich online vertreten, warum stellt sich das Unternehmen nun auch im stationären Handel auf? 

Joachim Hansen: Eine der größten Herausforderungen des Online-Geschäfts ist die Tatsache, dass die Kunden die Ware nicht anfassen können. Im Garngeschäft ist dies sogar noch kritischer, da das Gefühl der Weichheit so individuell ist. Einige Leute empfinden unbehandelte Schafwolle als weich wie Sommerregen, während andere denken, Baby Merino jucke wie verrückt.

Ein anderes Thema ist die Kalibrierung auf Computerbildschirmen. Eine Farbe kann je nach Bildschirm sehr unterschiedlich aussehen. Mit unseren physischen Läden haben wir diese Probleme beseitigt, und die Kunden können Farben und Qualitäten direkt vergleichen.

Unsere physischen Läden sind als Ergänzung zu unserem Online-Webshop gedacht und werden den Kunden entgegenkommen, die gerne im örtlichen Garngeschäft stöbern und das Aussehen, das Gefühl und den Geruch von Garn genießen. Sie werden auch den Kunden gefallen, die dem Aussehen und dem Gefühl der Online-Produkte skeptisch gegenüberstehen.

Mit einem physischen Geschäft ist es wahrscheinlicher, dass der Kunde das Geschäft mit dem perfekten Produkt für sein Projekt verlässt. 

Wie sieht das Konzept der Stores aus?

Das Konzept soll die Marke auf den Offline-Markt ausdehnen und die Marke innerhalb unserer Zielgruppe im Vordergrund halten. Die Idee der Läden ist, dass sie sich für den Kunden leicht und einladend anfühlen sollen. Dort sollen diese alles, was sie suchen, mit der gleichen Leichtigkeit finden, wie beim Online-Einkaufserlebnis. 

Unsere Lösung erforderte eine hohe Investition in Beleuchtungskörper, damit alle Farben der Garne hervorstechen. Wir nutzen außerdem einfache und leicht lesbare elektronische Preisschilder (ESL).

Online sind wir stolz auf unseren Service und unsere Offenheit, und es ist unerlässlich, dass beides auch in unseren physischen Geschäften vorhanden ist.

Jemand scannt ein Wollknäuel
Quelle: Hobbii

Wie verknüpfen Sie Online- und Offline-Shopping?

Abgesehen davon, dass die Unternehmensfarbe im ganzen Laden präsent ist, sind die ESL mit dem Webshop verbunden, der sicherstellt, dass die Preise in beiden Kanälen gleich sind. 

Wie sieht die technische Umsetzung aus?

Die ESL sind an allen Regalen angebracht. Das macht es einfach, den Preis für ein Garn zu finden. Unser Zubehör an den Wänden war eine Herausforderung – mit mehr als 2500 verschiedenen Produkten auf begrenztem Raum an den Wänden. An strategisch wichtigen Stellen im Laden befinden sich zusätzlich Preisscanner. 

Welche Vorteile bieten sich für Händler?

Einer der Vorteile eines physischen Geschäfts ist der enge Kontakt mit den Kunden und das direkte Feedback. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Personal in den Geschäften dabei hilft, dem Webshop ein echtes Gesicht zu geben. Der direkte Kontakt zwischen Kunden und Mitarbeitern macht das Firmenprofil noch persönlicher.

Reicht ein Standbein – stationär oder online – heutzutage nicht mehr aus? Warum sollten Händler sich breiter aufstellen?

Für ein Unternehmen im Garngeschäft ist es sinnvoll, sowohl eine physische Präsenz als auch eine Online-Präsenz zu haben. Für unsere Zielgruppe ist Garn eine Leidenschaft, und sie lieben den Prozess des Durchsehens und Kaufens von Garn genauso wie den Prozess des Strickens und Häkelns. Der Kunde ist heute sowohl online als auch offline präsent, und es ist wichtig, Berührungspunkte zu haben, an denen der Kunde erwartet, uns zu treffen, und so die Marke immer im Auge zu behalten.

Interview: Katja Laska, Natascha Mörs

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