Interview • 27.01.2020

Gut vernetzt – optimal geliefert

Seven Senders ist eine Delivery-Plattform für Europa

Das junge Unternehmen Seven Senders bringt zusammen, was noch nicht ganz zusammengehört: Versender und europäische Liefer-Spezialisten. Ihre Idee: Eine digitale Plattform für die optimale Lieferung. Im Interview spricht Gründer und Geschäftsführer Dr. Johannes Plehn über Unterschiede in Europa, die Idee hinter der Plattform und über Herausforderungen für junge Unternehmen.

Ein Mann im Pullover mit verschränkten Armen
Dr. Johannes Plehn, Gründer und CEO bei Seven Senders
Quelle: Seven Senders

Wie unterscheiden sich europäische Kunden, wenn es um ihre Paketlieferung geht?

Johannes Plehn: Schweizer Kunden sind es gewohnt, dass Ihre Pakete im Schnitt innerhalb von zwei bis vier Tagen geliefert werden, ganz im Gegensatz zu Deutschland. Hierzulande möchten Kunden Ihre Pakete innerhalb von einem, maximal zwei Tagen haben. Es gibt länderspezifisch auch unterschiedliche Anforderungen an die Form der Zustellung. So lieben Franzosen PUDOs (pick-up and drop-off points): Fast jeder Zweite will sein Paket lieber abholen, statt es zuhause entgegen zu nehmen. In Italien ist das nicht einmal jeder Zehnte. Dafür mögen Italiener ‚Cash und Delivery‘, also bei Lieferung zu bezahlen. Das funktioniert in Polen auch sehr gut, in Deutschland hingegen genauso wie in den nordischen Ländern wird das kaum nachgefragt.

Wie sieht die Lieferanten-Landschaft in Europa aus?

Die unterschiedlichen Vorlieben der Kunden in den verschiedenen europäischen Ländern spiegeln sich im Angebot der Lieferanten wider. In Europa gibt es 100 bis 150 lokale Spezialisten, die sich auf spezifische Services spezialisieren und in einzelnen Regionen tätig sind. Das Problem ist: Diese sind weder untereinander verbunden noch holen Sie die Ware beim Händler, der beispielsweise in Berlin sitzt und seine Kunden in Frankreich oder in Spanien beliefern möchte, ab. Bildlich gesprochen: Der französische Spezialist wird sagen: „Ich habe hier ein supertolles Netzwerk an Drop-off-Points, ich kann dein Paket aber nicht in Berlin abholen. Ich konzentriere mich auf mein Gebiet und darauf, meinen Service gut zu machen, du musst mir deine Pakete schon nach Straßburg oder Paris in meinen Hub bringen.

Wie hilft Seven Senders?

Wir betreiben europaweiten Paketversand, von der Abholung im Lager des Versenders bis zur Lieferung auf der letzten Meile, an die Türschwelle des Kunden. Hierfür nutzen wir für den gewünschten Service des Versenders und Endkunden immer den lokalen Spezialisten im jeweiligen Land. Obwohl wir mit den diesen zusammenarbeiten, hat unser Gegenüber genau einen Partner, nämlich uns. Das ist wichtig, da wir die Komplexität für den Versender in dem ganzen Ablauf möglichst gering halten. Wir sind die Plattform, an die man sich anbindet, um alle Versandservices zu bekommen, die man für eine optimale Lieferung braucht.

Wer entscheidet, welcher Zusteller ein Paket am Ende liefert?

Wir haben Daten von jeder Zustellung, so lässt es sich beispielsweise einfach entscheiden, welcher Carrier kleinere Pakete bis Zwei-Kilo nach Paris zustellen soll, so dass das Paket innerhalb von Stunden am Zielort ist. Die Carrier-Auswahl wird dabei nicht für einzelne Pakete, sondern immer für eine größere Menge an Paketen pro Destination getroffen. Meistens entscheiden jedoch die Versender, welcher Zusteller es sein soll, ob nun der nationale Postzusteller oder ein anderes Unternehmen oder eine Kombination aus mehreren Zustellern, die Pakete ausliefert. Eine dritte Variante ist es, dass der Shop den Endkonsumenten entscheiden lässt, das heißt sie bestellen online und haben im Checkout die Möglichkeit, den Zusteller auszuwählen.

Ein Paketbote übergibt einer Frau ein Paket. Daneben: Eine Hand hält ein...
Quelle: Seven Senders

Wie läuft der Versand konkret ab?

Der Versender braucht pro Land und Zusteller ein separates Label. Hat er diese nicht, können Labels über unsere API bezogen werden. Wir tracken jedes Pakete und harmonisieren diese Trackingdaten über alle Carrier hinweg, sodass es der Kunde einheitliche Tracking-Updates bekommt und es für ihn keinen Unterschied macht, mit welchem Zusteller verschickt wurde. Versender können die Trackingpage in ihrem Webshop-Design bauen und müssen Kunden nicht mehr auf die Seiten der jeweiligen Carrier leiten. Wir bieten weiter detaillierte Monitoring-Lösungen und intuitive Dashboards an: Hier kann die Performance der Versandlösung eingesehen werden, sowie wenn etwas schiefläuft, Rechnungen können verwaltet und Retouren abgewickelt werden. Pakete, die mit Seven Senders versendet werden, sind versichert und können, im Beschädigungsfall, einfach beanstandet werden.

Was ist für Sie als junges Unternehmen die größte Herausforderung?

Die Komplexität unserer Plattform zu managen, ist für uns wohl die größte Herausforderung. Wir müssen standardisieren, zusammenführen, die unterschiedlichen Carrier verstehen, ihre Stärken kennen, sie anbinden und die Pakete optimal, innerhalb der vereinbarten Zeit ans Ziel bringen. Die einzige Antwort, diese Komplexität zu lösen, ist Technologie. Deswegen investieren wir sehr stark in die Automatisierung und IT.

Wo liegen denn aktuelle Trends der Logistikbranche?

Es gibt viele neue Anbieter, die in den Markt kommen und einfach mit einem ganz starken Serviceangebot aufwarten. Außerdem sieht sich die Branche auf jeden Fall einer immer stärker werdenden Digitalisierung und eines stark wachsenden E-Commerce mit ganz spezifischen Anforderungen gegenüber. Hier sind wir im Vergleich zu anderen Branchen aber noch am Anfang. 

Interview: Katja Laska

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