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Quelle: Amazon Koblenz GmbH
Interview • 25.11.2015

"Die Tätigkeit unserer Mitarbeiter hat nichts mit den Aufgaben eines Beschäftigten im Einzelhandel zu tun"

Interview mit Nikolai Lisac, Interim General Manager, Amazon Koblenz GmbH

Die Bezahlung bei Amazon ist immer wieder ein Thema in der Branche. Die Gewerkschaft ver.di fordert, dass der Online-Händler seine Mitarbeiter nach den Tarifbestimmungen des Einzelhandels bezahlt. iXtenso hat mit Nikolai Lisac, Standortleiter des Amazon Logistikzentrums in Koblenz, über die Forderungen der Gewerkschaft gesprochen und außerdem erfahren, wie sich der weltgrößte Online-Händler auf das Weihnachtsgeschäft 2015 vorbereitet.

Herr Lisac, wie ist der aktuelle Stand bei Amazon am Standort Koblenz?

Nikolai Lisac: Der aktuelle Stand ist sehr gut. Wir sind natürlich bereits in den Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft und haben dementsprechend auch bereits einige Neueinstellungen vorgenommen, um uns mit Saisonkräften für die „heiße Phase“ zu wappnen. Die Entwicklung am Standort Koblenz ist auch darüber hinaus sehr erfreulich. Wir sind 2012 mit einer Kernmannschaft von rund 300 Mitarbeitern gestartet und jährlich weiter gewachsen – in Koblenz beschäftigen wir inzwischen rund 1.700 Mitarbeiter, von denen mehr als 73 Prozent unbefristet angestellt sind.

Wie viele Saisonkräfte stellen Sie hier am Standort ein?

Lisac: Zur Stammmannschaft von rund 1.700 Mitarbeitern kommen hier in Koblenz nochmals mindestens 1.600 Saisonkräfte hinzu. Für das Weihnachtsgeschäft verdoppeln wir also die Zahl der Mitarbeiter hier am Standort.

Nikolai Lisac: Amazon ist zwar ein Online-Händler, trotzdem übernehmen unsere...
Nikolai Lisac: "Amazon ist zwar ein Online-Händler, trotzdem übernehmen unsere Mitarbeiter ja klassische Logistik-Aufgaben und verkaufen keine Waren direkt an die Endkunden."
Quelle: Amazon Koblenz GmbH

Welche Ergebnisse erwartet Amazon insgesamt für das Weihnachtsgeschäft 2015?

Lisac: Für das Weihnachtsquartal 2015 erwarten wir bei Amazon weltweit einen Umsatz zwischen 33,5 und 36,7 Milliarden US Dollar und damit eine ähnliche Entwicklung wie von 2013 auf 2014, als es in der Weihnachtssaison etwa 20 Prozent mehr Bestellungen auf Amazon.de gab. Die Weihnachtssaison 2014 war damit die bisher beste für Amazon.de. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr den Umsatz von 2014 noch toppen können.

Mit welchen weiteren Maßnahmen bereitet sich Amazon auf die Vorweihnachtszeit vor?

Lisac: Die Anstellung der Saisonkräfte ist natürlich die wichtigste Maßnahme in der Vorbereitung auf das Weihnachtsgeschäft. Darüber hinaus haben wir aber in allen Arbeitsprozessen eine gewisse Flexibilität, die uns auch sehr wichtig ist. Hier können wir tagesaktuell verschiedene Schwerpunkte setzen und zum Beispiel mehr Mitarbeiter in der Kommissionierung oder der Verpackung einsetzen, wenn sie dort gerade gebraucht werden. So sind wir in der Lage, auch solche Spitzen abzudecken.

Am Standort Koblenz ist in naher Zukunft keine Einführung neuer technischer...
Am Standort Koblenz ist in naher Zukunft keine Einführung neuer technischer Logistik-Lösungen geplant. Amazon ist mit der aktuell genutzten Fördertechnik sehr zufrieden.
Quelle: beta-web/Stöter

Wie wird die problemlose Eingliederung der Saisonmitarbeiter in den Logistikzentren sichergestellt?

Lisac: Die Tätigkeiten sind relativ schnell zu lernen, das ist natürlich auch generell ein Vorteil an unseren Arbeitsabläufen. Darüber hinaus wird jeder Mitarbeiter – und auch jede Saisonkraft – zu Beginn seiner Tätigkeit hier intensiv von erfahrenen Kollegen betreut. So können wir sicherstellen, dass sich jeder in den internen Prozessen hier im Logistikzentrum zurechtfindet.

Ist bei Amazon in der nächsten Zeit die Integration neuer technologischer Lösungen, wie zum Beispiel Pick-by-Vision, geplant?

Lisac: Generell ist Amazon immer interessiert an technischen Innovationen. Speziell hier am Standort Koblenz ist aber in naher Zukunft keine Einführung neuer Lösungen geplant. Wir sind mit der Fördertechnik, die wir hier nutzen, sehr zufrieden und sie wird unseren Ansprüchen vollkommen gerecht. Amazon hat aber gerade hier am Standort auch erst vor zwei Jahren massiv in den Auf- und Ausbau der Fördertechnik investiert, daher sind wir hier sozusagen komplett up-to-date.

In diesem Zusammenhang ist aber vielleicht ganz interessant, dass  an anderen neuen Standorten durchaus in aktuelle Technologien investiert wird. So hat Amazon 2012 das Unternehmen „KivaRobotics“ übernommen und deren Lösung - computergesteuerte Transportsysteme, sogenannte Amazon Robotics – in diesem Jahr an einem neuen Standort in Polen eingeführt.

Anfang 2016 folgen die Robotersysteme dann in Großbritannien. Die Amazon Robotics sind autonome Robotereinheiten, die in der Lage sind, ganze Regale zum entsprechend zuständigen Picker zu transportieren.

Die Amazon Robotics sind autonome Robotereinheiten, die in der Lage sind, ganze...
Die Amazon Robotics sind autonome Robotereinheiten, die in der Lage sind, ganze Regale zum entsprechend zuständigen Picker zu transportieren.
Quelle: Amazon Koblenz GmbH

Was tut Amazon hier am Standort und auch generell beim Thema nachhaltige Logistik?

Lisac: Wir betrachten das Thema Nachhaltigkeit aus mehreren Perspektiven. Zum einen wird das Thema bei uns von den Mitarbeitern her gedacht. Das heißt, dass wir in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen in jedem Jahr zwei sogenannte Gesundheitswochen hier im Logistikzentrum veranstalten, bei denen sich die Mitarbeiter über die Themen gesunde Ernährung und gesunde Bewegung im Job informieren können.

Was die technische Seite angeht, erhalten wir viele Verbesserungsvorschläge von den Mitarbeitern, die zur Verbesserung unserer Prozesse und damit auch zu einem nachhaltigen Betrieb beitragen. Dazu gehört zum Beispiel auch die automatische Abschaltung des Lichts in Bereichen des Logistikzentrums, in denen sich längere Zeit niemand aufgehalten hat. So wird natürlich aktiv Energie gespart. Außerdem fordern wir unsere Mitarbeiter aktiv zur Bildung von Fahrgemeinschaften auf.

Vor kurzem wurde am Standort Koblenz gestreikt - welche Auswirkungen hatte der Streik auf den Betrieb und was sagen Sie zu den Forderungen der Gewerkschaft?

Lisac: Generell muss man sagen, dass wir hier am Standort eine äußerst geringe Streikbeteiligung haben. Der Streik hatte also so gut wie keine Auswirkungen auf den Betrieb hier im Logistikzentrum. Was die Forderung der Gewerkschaft angeht, so besteht diese ja im Grunde darin, dass Amazon als Online-Händler seine Mitarbeiter nach den Tarifbestimmungen des Einzelhandels bezahlen solle.

Wir glauben, dass wir bereits jetzt ein mehr als wettbewerbsfähiges Angebot haben, was die Löhne angeht. Nach der jüngsten Lohnerhöhung betragen die Löhne an allen deutschen Standorten von Amazon mindestens 10 € brutto pro Stunde und jeder Mitarbeiter bei Amazon verdient umgerechnet mindestens 10,97 €brutto pro Stunde im zweiten Jahr - hier in Koblenz sind es sogar 11,64 €.

Suchen, verpacken, kommissionieren: Laut Amazon übernehmen die Mitarbeiter im...
Suchen, verpacken, kommissionieren: Laut Amazon übernehmen die Mitarbeiter im Logistikzentrum keine klassischen Einzelhandelsaufgaben.
Quelle: beta-web/Stöter

Wir sind außerdem der Meinung, dass es aufgrund der Tätigkeiten, die unsere Mitarbeiter hier ausüben, keinen Grund gibt, sie nach den Tarifen des Einzelhandels zu bezahlen. Amazon ist zwar ein Online-Händler, trotzdem übernehmen unsere Mitarbeiter ja klassische Logistik-Aufgaben und verkaufen keine Waren direkt an die Endkunden. Die Tätigkeit eines Mitarbeiters, der bei uns hier Ware entgegennimmt, einlagert oder verpackt, hat aus unserer Sicht nichts mit den Aufgaben eines Beschäftigten im Einzelhandel zu tun. Unsere Mitarbeiter sind ganz klar Beschäftigte in der Logistik – und verglichen mit anderen Unternehmen aus diesem Bereich zahlen wir bereits jetzt sehr gute Löhne.

Interview: Daniel Stöter, iXtenso.com

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