Gastbeitrag • 11.04.2023

Es grünt so grün: mehr Nachhaltigkeit durch Omnichannel?

Ansätze Klimafreundlichkeit und Shopping in Einklang zu bringen

Mann in dunkelblauem Hemd und mit verschränkten Armen schaut in die Kamera....
Ralf Haberich ist CEO des Software-Unternehmens Shopgate
Quelle: Shopgate

Auch Deutschland hat längst das Online-Shopping-Fieber gepackt – rund 90,4 Milliarden Euro E-Commerce-Umsatz allein im Jahr 2022 zeugen von dieser Entwicklung. Doch ist dieser Trend wirklich als etwas Positives zu bewerten? Ist der Paketversand überhaupt noch vertretbar – gerade in Anbetracht der immer knapper werdenden Ressourcen? 

Fakt ist: Einen Plan(eten) B, der es erlaubt, unsere Umwelt außer Acht zu lassen, gibt es nicht. Dafür aber vielversprechende Ansätze, die dazu beitragen, E-Commerce und Nachhaltigkeit miteinander in Einklang zu bringen.

Mehr als 200 Millionen aktive Amazon-Prime-Kunden beweisen es: Wir Menschen gehen gern und regelmäßig online auf Shopping-Tour. Wäre Amazon ein Staat, zu dessen Einwohnern ausschließlich Prime-Abonnenten gehörten, zählte er zu den acht bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Dies macht deutlich, welch gigantische Dimensionen der Online-Handel mittlerweile angenommen hat – und mit ihm auch der Paketversand inklusive dazugehöriger Lieferwege.

Bequem, aber klimaschädlich

Der weltweite Paketversand geht nicht spurlos an uns vorüber. Den Schätzungen von DHL zufolge werden mit jedem versendeten Paket 500 Gramm des Treibhausgases CO2 ausgestoßen. Bei rund 4,51 Milliarden Päckchen, die allein innerhalb Deutschlands versandt werden, bedeutet das Emissionen von mindestens 2,25 Millionen Tonnen CO2 im Jahr – Tendenz steigend. Dass diese Entwicklung auch das Klima beeinflusst, liegt auf der Hand. Vor allem aber wirkt sie sich hochgradig negativ auf die Klimaziele und den Lebensraum für zukünftige Generationen aus.

Kundenwunsch: mehr Nachhaltigkeit im Versandhandel

Immer mehr Menschen wünschen sich auch beim Versandhandel kurze Lieferwege, ressourcenschonende Prozesse, einen geringeren Energieverbrauch und gezieltes Materialrecycling – sprich: Nachhaltigkeit. Hier hat der stationäre Handel das Potenzial, die rein auf Online-Handel spezialisierten Anbieter (sogenannte Online-Pure-Player) zu überflügeln: Denn galten große Filialnetzwerke unter nicht wenigen Expert*innen bisher als Nachteil im Wettstreit mit dem E-Commerce, sind sie jetzt der größte Trumpf im Blatt eines Omnichannel-Handels, der das Augenmerk stärker auf Nachhaltigkeit richtet.

Frau in Bekleidungsgeschäft vor dem Laptop stehend...
Quelle: envato-elements/indypendenz

Filialnetzwerk statt Zentrallager: Ship-from-Store

Hier lautet die Devise jedoch, nicht mehr auf große Zentrallager zu setzen – und E-Commerce-Riesen wie Amazon & Co. nachzueifern. Stattdessen heißt es für die stationären Händler, die Standortvorteile zu nutzen und die Niederlassung sowie das damit verbundene Filialnetzwerk in den Fokus des Paketversands zu rücken. Denn die stationären Geschäfte sind der Schlüssel für den nachhaltigen Versandhandel. Die Filialen fungieren dabei als dezentrale Fulfillment-Hubs, mit denen sich eine neue Ebene der Logistik als auch des Service erreichen lässt. Mit diesem als „Ship-from-Store“ bezeichneten Ansatz gilt es, die Waren und Pakete direkt von den Niederlassungen aus zu versenden. Auf diese Weise können Händler nicht nur unnötige per Lkw oder Bahn zurückgelegte Kilometer der Pakete reduzieren, sondern auch ihre eigenen Kosten minimieren. Zudem liegt immenses Sparpotenzial in der optimalen Nutzung vorhandener Infrastrukturen. So lassen sich etwa Flächen und Strukturen in den zentralen Lagern verringern oder gar gänzlich abbauen, die Filialen wiederum sind in der Lage, ressourceneffizient zu agieren.

Paketversand? Bitte nachhaltig!

Sicher, Bestellungen bestehen nicht immer nur aus einem einzigen Artikel. Und die Vielzahl der Aufträge sprengt unter Umständen auch die Kapazität einer einzelnen Zweigstelle. Doch intelligente Lösungen können stationären Händlern auf ihrem Weg zu mehr Klimaneutralität unter die Arme greifen. So etwa könnte eine solche Lösung dafür sorgen, dass sich in den Filialen sowohl die Anzahl der Einzelsendungen als auch die der Wegkilometer der Lieferungen auf ein Minimum reduzieren lässt. Bei tausenden Sendungen im Monat macht das allein schon beim Porto einen großen Unterschied – und reduziert den CO2-Ausstoß drastisch. Gleichzeitig bieten solche Lösungen den Händlern eine riesige Chance, den wachsenden Kundenansprüchen in puncto Umweltschutz und Klimaneutralität gerecht zu werden. Sogenannte „GoGreen-Labels“ etwa gestatten es, die beim Versand anfallende Menge an CO2 durch eine Investition in klimaerhaltende Maßnahmen zu kompensieren. Die Kund*innen bezahlen hierfür wiederum nur einen kleinen Aufschlag – und tragen so zu einem klimaneutraleren Paketversand bei.

Fazit: Verantwortungsvoll und nachhaltig – mit Omnichannel

Eine bessere Zukunft für Umwelt und die kommenden Generationen gleichermaßen zu schaffen, ist eine Herkulesaufgabe. Für Händler heißt das, ihre eigene Klimabilanz sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig im Blick zu haben. Zum einen, weil es schlichtweg nur diesen einen Planeten gibt. Behandeln wir diesen schlecht, treiben Raubbau an seinen Ressourcen und stoßen mehr Emissionen aus, als er kompensieren kann, droht eine globale Klimakrise, die uns alle betrifft. Zum anderen, weil sich auch die Kund*innen dieser Tatsache mehr als bewusst sind und ein Umdenken fordern. Genau hier setzt Omnichannel an. Vor allem mit Ship-from-Store bietet er eine für Filialisten effektive, schnell realisierbare und nachhaltige Lösung. Für den Einzelhandel werden dank Omnichannel Nachhaltigkeit und Onlinegeschäft durchaus vereinbar.

Autor: Ralf Haberich, Shopgate

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