Wo andere in die Luft gehen, können Händler richtig gute Geschäfte machen. Dafür brauchen Flughafenbetreiber allerdings das richtige Retailkonzept - nicht nur für Passagiere, sondern auch für Kunden aus dem Umland. Von Online-Angeboten über besondere Services und Waren variieren die Ansätze hier stark. Und noch lange nicht jeder Betreiber nutzt alle Möglichkeiten.
Bereits im Jahr 2007 stellte eine Studie von A.T. Kearney fest, dass deutsche Flughäfen die Hälfte ihrer Einnahmen aus dem "Non-Aviation"-Bereich generieren - also den Angeboten, die nicht aus dem Flugbetrieb stammen. Dazu zählen Einzelhandel, Gastronomie, Reisebüros, Duty-Free-Shops und Flughafenterrassen sowie die Vermarktung von Geschäfts- und Gewerbeflächen, Parken und Ähnliches.
Die Shopping-Angebote in Kombination mit Gastronomie- und Serviceangeboten ähneln an Airports mehr und mehr denen von Shopping-Malls. Allerdings haben Flughäfen dabei einen wesentlichen Vorteil: Sie müssen nicht um ihre Kunden buhlen. Die werden seit Jahren ohnehin immer mehr, da das Fliegen immer günstiger wird und nicht mehr nur den Besserverdiendenden als Reisemittel zur Verfügung steht. Allein im Juli nutzten 21,5 Millionen Passagiere deutsche Flughäfen.
Regionalität gewinnt an Bedeutung
Gerade deshalb müssen Flughafenbetreiber noch mehr aus ihrem Flughafen als Einzelhandelsstandort machen. Die Ansätze dazu sind sehr unterschiedlich und viele Flughäfen schöpfen ihre Potenziale noch nicht ganz aus. Ein Gegenbeispiel ist der Münchner Flughafen, der sich in Sachen Kundenservice und Warenangebot schon auf künftige Ansprüche eingestellt hat.
So haben die Verantwortlichen früh erkannt, dass sich das Angebot vom typischen Warenmix anderer Standorte abheben muss. Ein wichtiger Bestandteil sind deshalb regionale Angebote - wie beispielsweise im Flagship Store des Online-Shoppinglabels „Trachtenkult”, der pünktlich zum Oktoberfest eröffnet wurde.
Regionalität wird auch an internationalen Flughäfen immer mehr an Bedeutung zunehmen. Schließlich sollen Kunden und Passagiere sich daran erinnern können, wo sie sich befinden. Das Gefühl von Austauschbarkeit sollte das Letzte sein, dass sie von ihrem Flug mitnehmen.
Shopping-Erlebnisse für Nichtflieger
Da die Fläche für den Handel hinter der Sicherheitskontrolle (Airside) meist begrenzt ist, weiten die Airports vor allem die Fläche vor der Kontrolle aus (Landside). In diesem öffentlichen Bereich sollen Kunden, die nicht fliegen, Anreize für Shopping-Ausflüge geboten werden. Um mit den Innenstädten als Einkaufsziel mithalten zu können, sind die Preise im Flughafenbereich deshalb gleich hoch.Flughäfen wie Düsseldorf nutzen die Vorteile der Siebentagewoche und locken mit Werbeplakaten zum Shopping am Wochenende. Hinzu kommen Events, die an jedem ersten Sonntag im Monat für Besucher und Passagiere unter einem bestimmten Motto stattfinden. Auch die "Airport-City München" mit einer Fläche von mehr als 37.000 Quadratmetern für Einzelhandel und Gastronomie lockt Nichtflieger zum Einkauf.
Online-Offline-Angebote
In der bayrischen "Flughafenstadt" gibt es allein um die 200 Shops. Dort erwarten Kunden - egal ob auf der Airside oder auf der Landside - Ideen, die im Vergleich zu anderen Standorten ziemlich fortschrittlich sind. Das beginnt schon bei den online-offline Angeboten. Wie im herkömmlichen stationären Handel spielt die Verknüpfung der Kanäle auch am Flughafen eine immer wichtigere Rolle.
Im Onlineshop von "emmasbox" können Lebensmittelpakete bestellt werden, die vom EDEKA-Shop des Flughafens zusammengestellt und in einer Abholstation - ähnlich einer DHL-Paketstation - via Zugangscode aus einer SMS oder E-Mail jederzeit abgeholt werden können. Besonders schön für Pendler.
Ein weiteres Angebot ist "Shop & Store": Kunden können einkaufen, die Waren kostenlos einlagern lassen und erst nach dem Rückflug abholen. So muss der Kunde sich nicht auf jene Produkte beschränken, die er beim Flug direkt mitnehmen kann. Der Service am Airport geht noch weiter: ein Gutscheinautomat, der Gutscheine für den gesamten Shop- und Gastrobereich der Anlage auf Knopfdruck bereithält. Noch dazu gibt es freies Parken für drei Stunden, um einzukaufen.
Auch der Flughafen Frankfurt (der größte in Deutschland) bietet ein neues Ladenkonzept mit Click &Collect-Service und Onlineshop: Das Warenangebot europäischer Topmarken aus dem "Tripidi-Shop" kann auch online durchstöbert, für einen fixen Zeitpunkt reserviert und vor Ort im öffentlich zugänglichen Bereich abgeholt werden.
Digital informiert
Auch die Informationsquellen lassen sich mit Hilfe von Touchscreens und anderen digitalen Lösungen immer besser über die Terminals verteilen und an die Bedürfnisse der Besucher anpassen. Der Londoner Flughafen Heathrow stellt so beispielsweise überall Tablets bereit, um kostenfrei im Internet zu surfen und nach Flughafen- und Fluginfos zu suchen. Gut orientierte Gäste sind auch schneller dort, wo sie hin müssen - und haben so noch etwas mehr Zeit, am Flughafen shoppen zu gehen.
Den Flughafen individueller zu gestalten, Angebote zu schaffen, die von allen Kunden genutzt werden können und einen Anreiz zu schaffen, im Flughafen zu verweilen, sind die Grundlagen für eine wachsende Retail-Entwicklung am Flughafen. Nur so können die Potenziale dieser Standorte zu noch mehr Gewinn führen.
Autor: Natascha Mörs, iXtenso.com