Die globalen Folgen der COVID-19-Pandemie waren zu Beginn des Jahres 2020 nicht vorhersehbar. Innerhalb kurzer Zeit wurden Lebens- und Arbeitsweisen völlig auf den Kopf gestellt, auch mit Folgen für den gesamten Sicherheitssektor. Für Technologien und Lösungen haben sich neue Anwendungsfälle ergeben, die 2021 und darüber hinaus von Bedeutung sein werden. Die Trends für dieses Jahr sind demnach geprägt vom Wie und Warum Technologien eingesetzt werden, und von den damit verbundenen Auswirkungen.
1. Vertrauen
Vertrauen ist und bleibt ein wichtiger Faktor, zu dem viele unterschiedliche Komponenten zählen. Besonders der Technologiesektor befindet sich auf dem Prüfstand. Gerade in Zeiten von zunehmender Videoüberwachung fordern Kunden und Endnutzer Transparenz darüber, wie Technologien genutzt und Daten verwaltet werden. Essenziell ist dabei der Schutz der Privatsphäre. Wie Unternehmen an Diskussionen zum Thema Vertrauen teilhaben, wird beeinflussen, ob sie als vertrauenswürdig gesehen werden. Gerade die Sicherheitsbranche ist hier einem erhöhten Druck ausgesetzt.
2. Die Welt wird horizontal
In den letzten Jahren wurden Anwendungen und Dienste weitgehend für bestimmte Umgebungen entwickelt, ob nun serverbasiert, zentral in der Cloud oder dezentral on-the-edge am Rande des Netzwerks. Nun folgt die zweite Phase – angetrieben von dem Wunsch nach optimaler Leistung, Skalierbarkeit und Flexibilität. Die horizontale Integration zwischen den einzelnen Umgebungen wird zunehmend an Bedeutung gewinnen und bietet den Vorteil, dass unabhängig von Ort und Zeit auf Daten zugegriffen werden kann.
Immer intelligentere Anwendungen und Dienste werden in allen drei Instanzen – Server, Cloud und Edge – ihren Einsatz finden und die Leistung und Effizienz der Lösungen verbessern. Beispielsweise kann die Edge-Analyse in einer Kamera einen Mitarbeiter durch eine Warnmeldung benachrichtigen. Über eine Cloud-basierte Anwendung kann dieser dann auf die Live-Videoübertragung zugreifen, sie prüfen und dementsprechend reagieren. Dieser Wandel zu einem „horizontalen“ Ansatz wird die Geschwindigkeit und Präzision von Sicherheit erhöhen – von reaktiv zu proaktiv, von manuell zu automatisiert – und gleichzeitig Bandbreite, Energie und Kosten verringern.
3. Cybersecurity und Zero-Trust-Netzwerke
Eine horizontale Integration wird die Bedeutung einer verlässlichen Cybersecurity verstärken. Neue Taktiken und Bedrohungen fordern eine ständige Wachsamkeit. Auch Cyberkriminelle nutzen KI, um Schwachstellen zu finden und auszunutzen. Fälschungen von Videomaterial werden noch raffinierter und realistischer sein, wodurch Videobeweise insgesamt öfter angezweifelt werden könnten. Infolgedessen sind weiterführende Entwicklungen von analytischen Methoden zur Überprüfung von Inhalten, Geräten und Anwendungen erforderlich, um das Vertrauen in ihre Authentizität aufrechtzuerhalten.
Traditionell basiert die Cybersicherheit auf einem „Perimeter“-Modell, bei dem das Netzwerk durch eine einzige, im besten Fall undurchdringliche Wand – bestehend aus Firewalls, VPNs bzw. VLANs, Air Gaps, programmierten Netzwerken und anderen Technologien – geschützt wird. Dieses Modell wird zunehmend in Frage gestellt, da bereits eine einzige Lücke zur Beschädigung des gesamten Netzwerks führen kann. Der Übergang zu Zero-Trust-Netzwerken wird sich daher beschleunigen, wobei das Sicherheitsprofil für jedes Gerät und jede Anwendung unabhängig voneinander bewertet wird. Das Vertrauen wird durch die Kommunikation von Gerät zu Gerät und/oder von Anwendung zu Anwendung hergestellt, die über signierte Firmware, Software-Updates, sicheres Booten und verschlüsselte Daten funktioniert. Es scheint, als sei das Prinzip von Zero Trust, also der Gedanke, dass es keine absolute Sicherheit gibt, am Sichersten.
4. KI als Teil unserer Realität
„Machine Learning“ (ML) und „Deep Learning“ (DL) sind inzwischen in der Sicherheitstechnologie angekommen und werden auch 2021 eine wesentliche Rolle spielen. Es gibt bereits konkrete Beispiele für Anwendungsfälle von KI in der Sicherheitsbranche. Die positiven Beispiele werden jedoch oftmals von fehlgeschlagenen Anwendungsfällen in den Schatten gestellt, auch in der Sicherheitsbranche. Der Blick auf das Negative überwiegt. Dies darf aber nicht zu einer Abschreckung vor der Technologie führen. Die positiven, potenziellen Anwendungsfälle des Machine und Deep Learning sollten im Fokus stehen: Der Einsatz dieser Fähigkeiten in Edge-Geräten kann beispielsweise dazu beitragen, Objekte zu identifizieren und Fehlalarme zu reduzieren. Als Folge können Sicherheitsexperten zu einer proaktiven, ereignisbasierten Arbeitsweise übergehen, anstatt auf eine kontinuierliche, manuelle Kontrolle zurückzugreifen.
5. Kontaktlose Technologien
Vorschriften, Regeln und Maßnahmen zu Hygiene und Distanz, die im vergangenen Jahr festgelegt wurden, werden 2021 zur Normalität. Technologie wird dabei helfen, diese Regeln zu kontrollieren und einzuhalten. Infolgedessen werden Technologien, die geringen oder keinen persönlichen Kontakt ermöglichen, insbesondere in Bereichen wie der Zutrittskontrolle, zunehmen. Lösungen mit Personenzählfunktion werden zur Norm, um die Einhaltung der nötigen Abstände zu gewährleisten.
6. Nachhaltigkeit neu gedacht
Eine Sorge während der Pandemie war, dass der Fokus auf Umwelt und Nachhaltigkeit abnimmt. Umweltkatastrophen haben die Diskussion jedoch aktuell gehalten. Nachhaltigkeit wird auch in diesem Jahr ein zentrales Thema bleiben. Vor allem die Materialauswahl und die Lebensdauer von Produkten wirken sich positiv auf die Umwelt aus. Relevante Schritte zur Verringerung von Kunststoffen und PVC in Produkten und zur Erhöhung des Anteils recycelbarer und wiederverwertbarer Materialien wurden zwar bereits unternommen, doch besteht hier noch Luft nach oben. Neben den Produktmaterialien wird auch die Haltbarkeit ein entscheidender Faktor sein. Es ist weitaus umweltverträglicher und wirtschaftlicher, in ein qualitativ hochwertiges Produkt mit einer langen Lebensdauer zu investieren, als in ein Produkt, das nach kurzer Zeit ersetzt werden muss.