E-Commerce-Payment • 03.04.2018

Bezahlverfahren: Online-Händler müssen den Checkout individualisieren

Was PSD2 und Geoblocking-Verbot für Zahlungssysteme im Online-Shop bedeuten

Kreditkarte, PayPal, Lastschrift, Rechnungskauf oder Sofort-Überweisung – mit der Auswahl des Zahlungsverfahrens im Online-Shop steht und fällt die Kaufentscheidung. Doch noch immer unterschätzen Shop-Betreiber die Wichtigkeit des Zahlungsangebots und riskieren somit hohe Kaufabsprungraten.

So verdeutlicht der „PYMNTS.com Checkout Conversion Index“, dass 42 Prozent der Käufe während des Checkouts abgebrochen werden, wenn die gewünschte Zahlmethode nicht akzeptiert wird. Laut dem Report „Cross Border Transactions 2016 Merchant & Consumer Comparison” brechen sogar 30 Prozent der Kunden den Kauf noch vorher ab, wenn die bevorzugte Zahlart nicht akzeptiert wird.

Für Händler gilt es daher eine Auswahl verschiedenster Zahlverfahren zu treffen, um den Kunden abzuholen. Dies geschieht am besten mit der Hilfe fünf unterschiedlicher Zahlungsmöglichkeiten: Wallet, Rechnung, SEPA-Lastschrift, Online-Überweisung sowie Kredit- und Debitkarten.

1. Wallet: PayPal, Masterpass
2. Rechnung
3. SEPA-Lastschrift
4. Online-Überweisung: Sofort-Überweisung, paydirekt, giropay
5. Kredit- und Debitkarten: Mastercard, Visa etc.

PSD2-Regulierung bringt mehr Sicherheit für den Endverbraucher

Um die Sicherheit im europäischen Zahlungsverkehr zu erhöhen und den digitalen Wettbewerb zu ermöglichen, ist im Januar 2018 die PSD2 (Payment Services Directive) in Kraft getreten. Die neue Regulierung bringt insbesondere strengere Richtlinien bei Kartenzahlungen im Netz mit. Elektronische Transaktionen müssen nun mittels einer „Zwei-Faktor-Authentifizierung“ gesichert werden. Damit wird sich auch die Usability ändern, allerdings nicht zwangsläufig zum Nachteil, wie das Beispiel Kreditkarte zeigt:

Musste der Karteninhaber bisher eine 16-stellige Kartennummer, die Kartenprüfnummer (CVC-Code), das Ablaufdatum sowie einen 3D-Secure Code eingeben, um eine Online-Bestellung mit Karte durchzuführen, braucht er beispielweise bei Masterpass, dem Wallet von Mastercard, nur noch eine E-Mail-Adresse, ein Passwort und einen 3D-Secure Code. Somit werden für die Zahlung weniger Klicks als vorher benötigt.

Die Verantwortung für Zwei-Faktoren-Authentifizierung liegt bei den Anbietern von Zahlungsmitteln (Mastercard, Visa, paydirekt usw.) und den Betreibern von Wallet-Systemen (PayPal, Amazon Pay usw.). Payment-Service-Provider müssen ihre Plattformen mit den neuen Zahlungsmitteln ausstatten.

„Am Ende wird die Usability durch neue technische Möglichkeiten immer einfacher. Beispiele, wie Fingerprint oder Gesichtserkennung mittels Smartphone, machen das mobile Online-Shoppen heute schon sehr bequem und einfach“, weiß Johannes F. Sutter, Head E-Commerce Sales Germany bei SIX Payment Services (Germany) GmbH.

Photo
Quelle: Screenshot www.zalando.de

Marktöffnung und Verbot für Zusatzentgelte

Finanziell dürfte der Handel jedoch von der PSD2-Regulierung profitieren: Die einhergehende Öffnung von Online-Konten für Drittanbieter könnte neuen Zahlungsdienstanbietern den Markt öffnen, so für mehr Wettbewerb sorgen und die Kosten senken. Für Verbraucher liegt der Vorteil hingegen in neuen digitalen Angeboten, beispielsweise in Form von Bankdienstleistungen, die den Überblick über unterschiedlichste Konten und Transaktionen ermöglichen.

Des Weiteren entfallen zukünftig Zusatzgebühren für Überweisung, Lastschrift oder Kreditkarten für den Endverbraucher aufgrund des Surcharge-Verbotes. Dies gilt insbesondere für Kreditkarten wie Mastercard und Visa. Auch PayPal hat sich dieser Verordnung bereits freiwillig untergeordnet.

Ein weiterer Vorteil für Einzelhändler: Sie können selbst zu Payment-Initiation-Service-Providern (Zahlungsauslösediensten) werden, sofern die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hier zustimmt. Online-Händler und ihre Zahlungsdienstleister übernehmen dann in gewissen Bereichen das Geschäft der Banken. Damit ist es möglich, Karten-Netzwerke zu überspringen, Überweisungen selbst zu initiieren und Zahlungen in Echtzeit nachzuverfolgen.

Händler sollten darauf achten, alle Hinweise über Zahlungsentgelte im Online-Shop zu entfernen und auch die Systeme, die automatisch bei der Auswahl eines bestimmten Zahlungsmittels ein Entgelt in Rechnung stellen, umzustellen. Falls nicht, droht eine Abmahnung.

Kundenlieblinge PayPal und Rechnungskauf

Die jüngste ECC-Payment-Studie zeigt: Rechnung, PayPal und die Lastschrift sind die Lieblingszahlungsverfahren der deutschen Online-Shopper. Aktuell zähle die Rechnung für knapp 87 Prozent der Online-Shopper zu den bevorzugten fünf Zahlungsverfahren. Knapp 78 Prozent der befragten Konsumenten rechneten PayPal ihren Top 5-Verfahren zu.

Aktuell ist der Rechnungskauf von der PSD2-Regulierung nicht betroffen und somit können in der Theorie weiterhin zusätzliche Entgelte erhoben werden. Ob das Entgeltverbot auch den Kauf auf Rechnung umfasst, ist allerdings eine Auslegungsfrage. Diese lautet: Wie bezahlt der Kunde eigentlich seine Rechnung? Zahlt er sie per Kreditkarte, Banküberweisung, Lastschrifteinzug oder PayPal? Entscheidend ist somit, welches Zahlungsmittel der Kunde auswählt. Hier tritt je nach Zahlungsmittel wieder die PSD2-Regulierung zum Schutz der Konsumenten in Kraft.

Auch About You stellt Informationen zu jedem einzelnen Zahlungsmittel zur...
Auch About You stellt Informationen zu jedem einzelnen Zahlungsmittel zur Verfügung. Weitere Informationen finden Nutzer auch immer in den AGBs.
Quelle: Screenshot www.aboutyou.de

Trotz Ausschluss aus der PSD2-Regulierung sei laut Sutter nicht zu erwarten, dass Kunden vom Rechnungskauf absehen, da sie in der Regel hier noch keine 100-prozentige Kaufentscheidung getroffen haben und sich zunächst vom Produkt überzeugen wollen. Aus diesem Grund werde der Rechnungskauf bei Kunden weiterhin ganz oben stehen.

Was bedeutet das Geoblocking-Verbot für Zahlungsverfahren im E-Commerce?

Ausgerechnet in der digitalen Welt sind die Grenzen der EU-Länder noch immer weitgehend undurchlässig. Ein neues Geoblocking-Verbot soll nach Wunsch des EU-Parlaments Grenzblockaden abbauen. Shop-Betreiber müssen zukünftig den Zugang zum Online-Shop für alle Verbraucher der EU möglich machen. Das Angebot muss von jedem eingesehen werden können, ohne auf eine länderspezifische Seite umgeleitet zu werden. Bestellmöglichkeiten sollen aber weiterhin einschränkbar bleiben. 

Im Bereich der Zahlungsmittel hat dies zur Folge, dass Zahlungsbedingungen nicht mehr an unterschiedliche Aufenthaltsorte geknüpft werden dürfen. Der Shop-Betreiber darf diese zwar weiterhin selbst auswählen, jedoch dürfen Verbraucher hier nicht aufgrund ihrer Herkunft eingeschränkt werden. Bietet der Betreiber beispielsweise Kreditkartenzahlungen an, muss er zukünftig auch ausländische Kreditkarten wie American Express oder Diners Club akzeptieren.

Fazit:

Im Rahmen der rechtlichen Entwicklungen wird es also zukünftig immer wichtiger werden, dem Kunden auch online einen individuellen Checkout anzubieten. Shop-Betreiber stehen daher in der Pflicht, nicht nur die Bezahllieblinge im eigenen Online-Shop anzubieten, sondern diese auch je nach Land und Herkunft anzupassen, sofern Bestellungen aus dem Ausland vorgesehen werden.

Autor: Melanie Günther

Weitere Beiträge zum Thema:

Beliebte Beiträge:

Thumbnail-Foto: „Bedienen Sie sich!“: Sind Self-Checkouts das nächste große Ding im...
14.06.2023   #stationärer Einzelhandel #Self-Checkout-Systeme

„Bedienen Sie sich!“: Sind Self-Checkouts das nächste große Ding im Einzelhandel?

Effizienter Ladenalltag, effizientes Einkaufen

Im Angesicht des digitalen Zeitalters (und des Andrangs kurz nach Feierabend oder einen Tag vor einem Feiertag) suchen Einzelhändler*innen nach innovativen Technologien, um Einkaufserlebnisse kontinuierlich zu verbessern. Selbstbedienungskassen ...

Thumbnail-Foto: Toshiba Global Commerce Solutions eröffnet in Europa neues Retail...
03.08.2023   #E-Commerce #Handel

Toshiba Global Commerce Solutions eröffnet in Europa neues Retail Operations Center

Einrichtung ausgestattet mit innovativer Technologie sowie einem leistungsfähigem Bestandsmanagementsystem

Toshiba Global Commerce Solutions eröffnete in Almere in den Niederlanden ein modernes Retail Operations Center. Mit diesem strategischen Schritt verbessert das Unternehmen die Effizienz seiner Betriebsabläufe, und die Kund*innen und ...

Thumbnail-Foto: Aldi und (E-)Commerce in China
26.06.2023   #Online-Handel #E-Commerce

Aldi und (E-)Commerce in China

Wie sich der Discounter in Ostasien aufstellt und was sich andere davon abgucken können

„China ist ein hart umkämpfter Markt“, sagt Renata Thiébaut. Trotzdem scheint das Unternehmen mit Hauptsitz im Ruhrgebiet Ellbogen bewiesen zu haben und verkauft dort mittlerweile erfolgreich. Die Professorin für E-Commerce und China-Expertin ...

Thumbnail-Foto: Neuer elektronischer Kurzbeschlag XS4 Mini Metal von SALTO...
04.10.2023   #stationärer Einzelhandel #Sicherheit

Neuer elektronischer Kurzbeschlag XS4 Mini Metal von SALTO

SALTO Systems erweitert seine Serie elektronischer Kurzbeschläge mit dem XS4 Mini Metal um ein neues Design mit Metallgehäuse.

Der Beschlag ist einfach zu installieren, elegant, robust und mit modernster Zutrittstechnologie ausgestattet. Das neue Modell macht es leichter denn je, von teuren, unsicheren und unflexiblen mechanischen Schließsystemen auf ...

Thumbnail-Foto: Mit Chatbots auf der Gewinnerseite?
02.08.2023   #Online-Handel #E-Commerce

Mit Chatbots auf der Gewinnerseite?

Wie Google mit Bard Produktivität und Kreativität fördern will

Chatbots und andere KI-Tools sind seit der Veröffentlichung von ChatGPT im vergangenen Jahr in aller Munde. In vielen Branchen werden Diskussionen über die Qualität, Zuverlässigkeit und den tatsächlichen Nutzen der Programme ...

Thumbnail-Foto: Bestandsmanagement und Loss Prevention im Einzelhandel verbessern – mit...
12.06.2023   #E-Commerce #stationärer Einzelhandel

Bestandsmanagement und Loss Prevention im Einzelhandel verbessern – mit Zebra SmartCount-Lösung

Präzise und benutzerfreundliche Lösung, die Zeit- und Kosteneinsparungen sowie verbesserte Bestandsverwaltung bietet

Zebra Technologies Corporation (NASDAQ: ZBRA), ein führender Anbieter von Digitallösungen, die Daten, Assets und Menschen in Unternehmen intelligent vernetzen können, führt seine bewährte, ganzheitliche Lösung Zebra ...

Thumbnail-Foto: Leistungsstarke Hardware für den Einzelhandel...
11.09.2023   #Kassensysteme #Kassen

Leistungsstarke Hardware für den Einzelhandel

LODATA stellt neues kompaktes Kassensystem TCx® 900 von Toshiba vor

LODATA, Value Added Distributor und Reseller für Kassensysteme, erweitert sein Angebotsspektrum um das neue POS-System TCx® 900 von Toshiba Global Commerce Solutions. Die modulare Lösung zeichnet sich durch ihre ...

Thumbnail-Foto: Zutrittsmanagement und Integrationen von Salto auf der Expo Real 2023...
16.08.2023   #stationärer Einzelhandel #Sicherheit

Zutrittsmanagement und Integrationen von Salto auf der Expo Real 2023

Weltweit führender Anbieter von Systemlösungen für Smart Buildings stellt elektronischen Zutrittslösungen in den Fokus

Salto Systems stellt erstmals auf der Expo Real in München, vom 4. bis 6. Oktober 2023 in Halle C2, Stand 210, aus. Das Unternehmen rückt auf der Immobilienmesse in den Fokus, wie seine elektronischen Zutrittslösungen dank ihrer ...

Thumbnail-Foto: Deutsche Getränkemärkte setzen auf Gesichtsanalyse für automatische...
28.07.2023   #stationärer Einzelhandel #Tech in Retail

Deutsche Getränkemärkte setzen auf Gesichtsanalyse für automatische Alterskontrollen

Eigenständige Lösung MyCheckr zur Altersprüfungs mittels Kameras

Ein deutscher Franchisenehmer der zwei Getränkemärkte nahe Hamburg betreibt, hat die Altersprüfungs-Technologie von Innovative Technology installiert. Innovative Technology (ITL), ein Anbieter von KI-gestützten biometrischen ...

Thumbnail-Foto: Toshiba bringt leistungsfähiges und kompaktes Kassensystem TCx® 900 auf...
22.08.2023   #stationärer Einzelhandel #Kassensysteme

Toshiba bringt leistungsfähiges und kompaktes Kassensystem TCx® 900 auf den Markt

POS-System TCx 900 ist für die Anforderungen des Einzelhandels konzipiert und mit Intel Core-Prozessoren der 13. Generation ausgestattet

Das neue Point-of-Sale (POS)-System TCx® 900 von Toshiba Global Commerce Solutions, dem weltweit führenden Anbieter von Technologie für den Einzelhandel, ist ein leistungsstarkes modulares Kassensystem, das mit seinen hochmodernen ...

Anbieter

SALTO Systems GmbH
SALTO Systems GmbH
Schwelmer Str. 245
42389 Wuppertal
Innovative Technology Ltd.
Innovative Technology Ltd.
Innovative Business Park
OL1 4EQ Oldham
Verisure Deutschland GmbH
Verisure Deutschland GmbH
Balcke-Dürr-Allee 2
40882 Ratingen
Zebra Technologies Germany GmbH
Zebra Technologies Germany GmbH
Franz-Rennefeld-Weg 2-6
40472 Düsseldorf
LODATA Micro Computer GmbH
LODATA Micro Computer GmbH
Karl-Arnold-Str. 5
47877 Willich
GLORY Global Solutions (Germany) GmbH
GLORY Global Solutions (Germany) GmbH
Thomas-Edison-Platz 1
63263 Neu-Isenburg
Reflexis Systems GmbH
Reflexis Systems GmbH
Kokkolastr. 5-7
40882 Ratingen