Die neue Connection: Mobiles Bezahlen über Elektronische Preisetiketten
Interview mit Alexander Hahn von Digital-Payment-Anbieter Wirecard
panthermedia.net/AndreyPopov
Für viele Kunden ein Traum: Kein Schlange stehen an der Kasse. Ware selbst mit dem Handy einscannen, bezahlen und aus dem Laden gehen ist schon möglich. Im Falle von Wirecard in Verbindung mit SES-imagotag läuft das über neue Funktionen von Elektronischen Preisetiketten (ESL) und einem damit verbundenen Bezahlprozess wie im E-Commerce.
Welche Mehrwerte sich für den Einzelhandel damit ergeben können und wie genau das abläuft, erklärt Alexander Hahn, Vice President POS Retail Solutions von Wirecard.
Herr Hahn, Sie bieten neuerdings eine Scan-and-Pay-Lösung über ESL an. Wie funktioniert Scan-and-Pay?
Wenn ein Kunde das ESL mit dem Smartphone ansteuert, sendet es Produktinformationen, wie Preis, Inhaltsstoffe oder Ähnliches, an eine App oder Web-URL. Der Kunde entscheidet dann, ob er den Artikel haben will. Wenn ja, kann er hierüber mobil den Checkout machen.
Also ist ein „Seamless Checkout“ möglich. Worin liegt der Vorteil?
In einer Umfrage haben wir festgestellt, dass 21 Prozent der Kunden keine Lust haben, sich nach dem stationären Einkauf mit der Ware noch an der Kasse anzustellen. Indem wir einen Seamless Checkout machen, lösen wir das.
Welche Etiketten können Sie unterstützen?
Wir unterscheiden zwischen den klassischen elektronischen Regaletiketten, wie Sie sie beispielsweise bei MediaMarktSaturn finden, und den kleineren Fashion-Tags, die direkt an der Ware befestigt werden können.
Woher weiß der Händler, dass der Kunde nichts mitnimmt, das nicht bezahlt wurde?
Wenn der Kunde bezahlt hat und die Transaktion positiv autorisiert wurde, wird sie in der App mit einer Pushnachricht bestätigt, die er beim Rausgehen vorzeigen kann. Der Einzelhändler kann so stichprobenartig den Einkauf kontrollieren. Bei Fashion-Händlern werden die Tags gern wiederverwendet und können beispielsweise an einer Art Fastlane beim Ausgang abgeschnitten werden.
Welchen Mehrwert bietet die Technologie für die Kundeninteraktion?
Für den Kunden geht es schnell und ist bequem, außerdem hat er die Möglichkeit, über Coupons oder Loyalty-Programme Punkte zu sammeln und Preisreduktionen zu erzielen. Wir können nun auch Value Added-Services einbringen, wie Couponing, personalisierte Ansprache und weitere Produktvorschläge. Wenn der Kunde ein Fashion-Tag an einem Anzug scannt, kann man in der App anzeigen: „Hallo Thomas, du hast dich für den Anzug entschieden, dazu passt sehr gut dieses weiße Hemd oder diese braunen Schuhe“. Der Kunde muss natürlich mit einem Opt-in bei Anmeldung in der App bestätigen, dass seine Daten hierzu verwendet werden dürfen. Der Kunde verfügt dann außerdem über eine Kaufhistorie in der App.
Was kann der Händler mit den Daten anfangen, die er über die App generiert?
Der Händler hat den Vorteil, dass er sehen kann, wie sich seine Coupon-Aktionen oder seine Kampagnen von der Conversion-Rate her entwickeln. Wenn der Artikel bezahlt ist, geht aus der App außerdem eine Nachricht an das ESL und damit auch an das angekoppelte Warenwirtschaftssystem. Der Händler kann in Echtzeit sehen, wie sich seine Bestände verändern.
Wie können die Daten verarbeitet werden?
Für einen speziellen Use Case haben wir unsere Data Analytics Suite entwickelt. Die Daten, die wir sammeln, können Händler damit auch auswerten: Wie oft kommt der Kunde in den Laden, welche Artikel und Farben kauft er bevorzugt, ist er männlich oder weiblich, wie alt ist er? Darüber kann man entsprechendes Kampagnen-Management betreiben.
Scan-and-Pay ist also eine Kombination aus ESL und Ihrer Payment- und Value Added Services-Lösung. Wie kam es zu der Idee?
Wir haben erkannt, dass die Technologie schon so weit ist, dass wir eine Interaktion zwischen Elektronischen Preisetiketten und Payment-Funktionen wie im E-Commerce herstellen können. Zusammen mit unserem Partner SES-imagotag für ESL setzen wir die Lösung nun schon in einigen Pilotprojekten in Deutschland und der DACH-Region um. Sie ist für uns grundsätzlich überall dort einsetzbar, wo wir eine E-Commerce-Lizenz haben.
Worin sehen Sie den größten Vorteil der neuen Funktionen?
Der Handel hat Probleme, die Kunden in den Laden zu kriegen. Mit dieser Lösung sind wir sehr nah am Erlebnis eines Onlineshops. Und obwohl es ein digitaler Vorgang ist, kann ich trotzdem noch den Anzug anprobieren und anfassen, was im Internet nicht geht.